„Aktenzeichen XY“ sucht die junge Remscheiderin Leonie
Leonie wird seit zwei Jahren vermisst. Polizei setzt ihre Hoffnung auf Fernsehsendung.
Von Frank Michalczak
Ein Aufnahmeteam der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ...ungelöst“ ist in der kommenden Woche in Remscheid unterwegs, um das Schicksal der heute 17-jährigen Leonie nachzuzeichnen. Sie ist seit dem 22. Juli 2016 spurlos verschwunden. Die Polizei setzt darauf, durch die TV-Fahndung neue Zeugenhinweise zu erhalten. Das ZDF will den Fall am 10. Oktober ausstrahlen – wie üblich um 20.15 Uhr.
Dann steht eine Spezialsendung auf dem Programm, wie „XY“-Redaktionsleiterin Ina-Maria Reize-Wildemann ankündigt. „Einmal im Jahr stehen dabei junge Menschen im Mittelpunkt, die seit längerem vermisst werden.“
Erzählt wird, was ihren Alltag und ihr Vorleben prägte – und vor allem, wie sie die letzten Tage vor ihrem Verschwinden verbrachten. Grundlage des Drehbuchs sei der Ermittlungsstand der Polizei. „Wir schildern Fälle, bei denen die Beamten noch Hoffnung haben, dass die jungen Menschen leben“, berichtet die Redaktionsleiterin.
Die Schlüsselszene im Fall der jungen Remscheiderin spielt sich an der oberen Alleestraße sowie im Bereich des Theodor-Heuss-Platzes ab. „Sie war dort mit einer Freundin unterwegs und hatte Geld abgehoben. Leonie erzählte ihr von einem älteren Mann aus Köln, mit dem sie zusammen sei“, schildert Ina-Maria Reize-Wildemann. Der Mann, so die Aussage der Freundin, wollte mit Leonie eine Nacht im Hotel verbringen. „Sie riet ihr dringend davon ab.“
Dann blickten die beiden jungen Frauen an der oberen Alleestraße auf einen Mann, der in der Ferne an einem Auto lehnte. „Leonie sagte zu ihrer Freundin: Das ist er.“ Dann ging sie auf ihn zu und umarmte ihn, schildert die Redaktionsleiterin das Drehbuch, das auf der Zeugenaussage beruht. „Leonie ist mit ihm in das Auto gestiegen.“ Es war das letzte Mal, dass sie gesehen wurde.
Dreharbeiten führen das Team an unterschiedliche Orte
Ab Dienstag ist das Fernsehteam zu Gast in Remscheid, um ihr Schicksal aufzuklären. Aufnahmeleiter Benjamin Frank baut die Kameras unter anderem am Sportplatz Hackenberg auf, wo Szenen aus ihrem Leben nachgespielt werden. Drehorte sind aber auch der Stadtpark und die Alleestraße – dort, wo Leonie Abschied von ihrer Freundin nahm und ins Auto des Unbekannten stieg. „Familienmitglieder und weitere Freunde werden zu Wort kommen. Zudem stellen wir Szenen aus ihrem Leben nach Sechs Drehtage sind vorgesehen“, erklärt der Aufnahmeleiter, der hofft, dass die Polizei durch die Hinweise der Fernsehzuschauer neue Erkenntnisse gewinnen kann.
Genau das will auch ihre Familie. Die Eltern werden nach der Ausstrahlung des Beitrags in der Live-Sendung zu Wort kommen. „Wir sind für die Angehörigen oft der letzte Hoffnungsschimmer, der letzte Strohhalm, an den sie sich klammern“, berichtet Ina-Maria Reize-Wildemann. Vor dem Aufritt schauen sie sich den Film an – und führen ein Gespräch mit Moderator Rudi Cerne, der mit ihnen in Ruhe den Ablauf bespricht. „Sie müssen eine emotional hochanspruchsvolle Situation bewältigen“, erklärt die Redaktionsleiterin, die immer wieder beobachtet, wie sich die Familien aus den unterschiedlichen Vermisstenfällen bei „XY“ unterstützen. „Sie lernen sich bei den Vorbereitungen kennen und tauschen hinterher oftmals die Telefonnummern aus.“ So entsteht ein Netzwerk, das den Betroffenen hilft, mit der Ungewissheit umgehen zu können – was mit ihrem Kind geschehen ist.
Remscheider Generalanzeiger vom 16.06.2018
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