Der Vermisstenfall Madelaine McCann

Madeleine Beth "Maddie" McCann, * 12. Mai 2003 in Leicester, England, verschwand am 3. Mai 2007 aus ihrer Ferienwohnung in Praia da Luz (Portugal) und wird seitdem vermisst. Foto: The Telegraph
Die Wiki-Zusammenfassung ist ganz okay; ich werde aber ergänzen.
Ergänzend:Umstände des Verschwindens
Gerry und Kate McCann, ein in Rothley in der mittelenglischen Grafschaft Leicestershire wohnhaftes Arztehepaar, waren im April/Mai 2007 mit ihrer dreijährigen Tochter Madeleine, die nur eine gute Woche vor der Vollendung ihres vierten Lebensjahres stand, und ihren zweijährigen Zwillingen im Urlaub in der portugiesischen Küstenregion Algarve und wohnten in der Ferienanlage Ocean Club in Praia da Luz.
Am Abend des 3. Mai 2007 aßen die Eltern mit drei befreundeten Paaren und einer begleitenden Mutter in einem Restaurant in ihrer Ferienanlage. Die vier Paare hatten die Reise zusammen organisiert und hatten alle junge Kinder, die in den Wohnungen der Eltern schliefen. Nach Aussagen sah je ein Elternteil abwechselnd jede halbe Stunde nach den Kindern. Das vierte Paar beteiligte sich nicht daran, weil es ein Babyphone verwendete, um etwaige Geräusche von ihren Kindern wahrzunehmen. Die Kinder der McCanns und eines weiteren der Paare befanden sich in benachbarten Wohnungen in einem Eckgebäude der Anlage rund 50 Meter vom Restaurant entfernt.
Um 22:00 Uhr habe Kate McCann das Verschwinden von Madeleine bemerkt. Ein Fenster des Appartements sei nun unverschlossen gewesen. Mit diesen Angaben informierten sie die portugiesische Polizei.[1]
Erste Ermittlungen
Vom 3. bis 11. Mai 2007 durchsuchten hunderte Polizeibeamte, die Feuerwehr und freiwillige Helfer die Ferienanlage und deren nähere Umgebung. Nach Angaben des Polizeidirektors der Region vom 5. Mai erreichte die Polizei die Ferienanlage 10 Minuten nach der Vermisstenmeldung der Eltern und begann die Suche innerhalb von 30 Minuten. Man habe sofort die Behörden an Flughäfen und Grenzübergängen nach Spanien alarmiert.[2]
Anfangs vermuteten die Ermittler eine Entführung des Mädchens, etwa für einen internationalen Pädophilenring oder für eine kriminelle Organisation, die Kinder zur Adoption ins Ausland verkauft. Mehrere Briten wurden in Portugal vorübergehend als Verdächtige festgenommen.[3] Die Eltern wurden als Zeugen verhört. Ein Kellner des Restaurants widersprach ihrer Angabe, sie hätten alle 30 Minuten nach den Kindern geschaut.[4]
Auf Druck des neugewählten britischen Premierministers Gordon Brown gaben die portugiesischen Ermittler am 24. Mai die Beschreibung eines Mannes heraus, den Jane Tanner, eine Freundin der McCanns, am 3. Mai gegen 21:30 gesehen haben soll. Nach ihrer Zeugenaussage sei er vom Appartement kommend mit einem in Decken gehüllten, in einen rosafarbenen Schlafanzug gekleideten Kind davon geeilt.[5] Der Verdächtige habe helle Hautfarbe, sei etwa 35 bis 40 Jahre alt, etwa 170 cm groß, habe kurzes, aber im Nacken langes Haar und habe eine dunkle Jacke, beige Hosen und dunkle Schuhe getragen. Den Grund für die dreiwöchige Zurückhaltung dieser Beschreibung gab die Polizei nicht an. Die McCanns hatten juristische Schritte erwogen, die Freigabe zu erzwingen.[6]
Bis Ende 2007 gaben Zeugen mindestens viermal an, sie hätten Madeleine gesehen. Sie verwiesen auf Orte in Portugal, Malta, Marokko und Belgien. Polizeiliche Nachforschungen, teilweise mit Phantombildern, ergaben nichts.[7]
Internationale Suchkampagne
Am 4. Mai 2007 baten Gerry und Kate McCann im britischen Fernsehen die mutmaßlichen Entführer, ihre Tochter freizulassen, und die Bevölkerung, die Suche nach ihr zu unterstützen. Prominente, darunter die Fußballer Cristiano Ronaldo und David Beckham, unterstützten den Appell. Britische Zeitungen veröffentlichten eine Fotografie von Madeleine auf ihren Titelseiten. Diese Medienkampagne hatte John McCann, ein Onkel Madeleines, organisiert. Bald darauf stellte die Regierung Großbritanniens den McCanns den Regierungsbeamten Clarence Mitchell als Medienberater und Kampagnenmanager zur Verfügung. Gerry McCann versuchte mit der Webseite Find Madeleine Hinweise zu sammeln und die Öffentlichkeit über den Fortgang der Ermittlungen zu informieren.[8]
Am 11. Mai, nachdem die Polizei in Portugal die Suche in Praia de Luz eingestellt hatte, setzte ein schottischer Geschäftsmann rund 1,5 Millionen Euro für Hinweise aus, die zur Auffindung des Mädchens führen würden. Er ging wie die internationale Presse von einer Entführung aus.[4] Prominente wie Wayne Rooney, David Beckham und Joanne K. Rowling erhöhten die Belohnung auf mehrere Millionen Euro.[1] Viele Großunternehmen hängten die Fotografie von Madeleine in ihren Verkaufsstellen aus; Sportler trugen gelbe Binden als Zeichen einer Verbundenheit mit dem Fall. Wegen dessen starker Medienpräsenz erhielten die Behörden tausende Hinweise, die aber zu keinen Ermittlungserfolgen führten.
Trittbrettfahrer sammelten angeblich für die Suche bestimmte Spenden[9] oder versuchten, den Eltern angebliche Hinweise auf den Verbleib Madeleines für hohe Geldsummen zu verkaufen.[10]
Am 30. Mai begannen die Eltern eine Reise durch Italien, Deutschland, die Niederlande, Spanien und Marokko, um die dortige Bevölkerung an der Suche nach ihrer Tochter zu beteiligen und um Freigabe von Urlaubsfotos in und bei der Ferienanlage Praia de Luz zu bitten, um so mögliche Verdächtige zu identifizieren. Zu Beginn nahmen sie als römische Katholiken an einer Generalaudienz beim damaligen Papst Benedikt XVI. in Rom teil. Das Treffen vermittelte der Erzbischof von Westminster, Kardinal Cormac Murphy-O'Connor. Der Papst segnete die Eltern und eine Fotografie des verschwundenen Mädchens.[11]
Das Bemühen der Eltern, die internationale Öffentlichkeit in die Suche einzubinden, fand ab Juni 2007 auch Kritik: Das Ausmaß dieser Bemühung sei ungewöhnlich und für Eltern entführter Kinder atypisch.[12] Die monatelange Medienpräsenz des Falls forderte auch satirische Reaktionen heraus.[13]
Verdacht gegen die Eltern
Anfang August 2007 fand die portugiesische Polizei mit Hilfe von auf Leichengeruch trainierten Spürhunden[14] Reste beseitigter Blutspuren in der Ferienwohnung. Daraufhin vermuteten die portugiesischen Ermittler, Madeleine sei am 3. Mai dort gestorben und ihre Leiche sei zwei bis vier Stunden später daraus entfernt worden. Das Anwesen eines nahe der Anlage wohnenden Briten, der bis dahin als Hauptverdächtiger galt, wurde nochmals durchsucht, jedoch ergebnislos.[15] Am 12. August gab die portugiesische Polizei bekannt, die Indizien für den Tod Madeleines seien etwas stärker als andere Indizien; man ermittle jedoch weiter in alle Richtungen und verdächtige die Eltern nicht.[16]
Später fand die Polizei nach eigenen Angaben in einem Leihwagen, den Kate McCann am 28. Mai 2007 gemietet hatte, weitere Blutspuren.[17] Daraufhin wurden die Eltern am 7. und 8. September 2007 nochmals verhört und danach zu Verdächtigen erklärt, die nach portugiesischem Recht intensiver als zuvor befragt werden dürfen.[18] Nach einem später veröffentlichten Transkript ihres Verhörs soll Kate McCann keine der an sie gerichteten 48 Fragen beantwortet haben. [19]
Am 10. September kehrten die Eltern mit Billigung der Behörden Portugals nach Großbritannien zurück. Dort beschuldigten sie die portugiesischen Ermittler: Sie hätten Kate McCann zu der Aussage zu bewegen versucht, sie habe Madeleine versehentlich getötet und die Leiche später in ihrem Leihwagen beseitigt.[20]
Der Chefermittler des Falls, Gonçalo Amaral, kritisierte im Oktober 2007: Die britischen Ermittler hätten sich die Entführungsthese der Eltern zu eigen gemacht und nur in dieser Richtung ermittelt. Daraufhin wurde er aus seinem Amt entlassen.[21] Sein Nachfolger Alípio Ribeiro gab sein Amt im Mai 2008 ab. Am 21. Juli 2008 stellte die portugiesische Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein. Die Eltern, wie auch Robert Murat verloren damit ihren Status als arguidos (Verdächtige).[22] Ribeiro bezeichnete die Entscheidung als verfrüht. Am 24. Juli 2008 veröffentlichte Amaral das Buch A Verdade da Mentira („Die Wahrheit der Lüge“): Darin vertrat er die Annahme, Madeleine sei mutmaßlich durch einen „tragischen Unfall“ gestorben. Ihre Eltern hätten dies vertuscht, „eine Entführung vorgetäuscht“ und später die Leiche verschwinden lassen.[23] Das Ehepaar McCann verklagte Amaral daraufhin wegen Verleumdung und ließ den Verkauf des Buchs in Portugal mit einer einstweiligen Verfügung vorläufig stoppen.[24] 2009 verbot ein portugiesisches Gericht den Verkauf des Buches in Portugal und sprach den McCanns eine Entschädigung zu.[25] Das Verbot des Buches wurde im Oktober 2010 vom Lissaboner Appellationsgericht aufgehoben.[26]
Im März 2008 entschuldigten sich mehrere britische Boulevardzeitungen bei der Familie McCann für Berichte, die ihnen eine Mitschuld am Verschwinden und Tod Madeleines gegeben hatten. Sie mussten ihnen und ihren Zeugen hohe Entschädigungen zahlen. Die Eltern erklärten, das Geld ausschließlich für die weitere Suche nach Madeleine einzusetzen.[27]
Am 4. August 2008 veröffentlichte die Polizei Portugals Teile der Ermittlungsakten zu dem Fall. Daraus ging hervor, dass britische Forensiker die Blutspuren im Leihwagen der Mutter nicht eindeutig Madeleine zuordnen konnten und deshalb nicht als Beweis für eine Mitschuld der Eltern an ihrem Tod bewerteten.[7]
Neue Ermittlungen
Im Mai 2009 veröffentlichten britische Medien neue, von Forensikexperten erstellte Bilder mit dem vermuteten aktuellen Aussehen des Kindes.[28] Am 25. April 2012 veröffentlichte die britische Polizei erneut solche Bilder. Die Ermittler erklärten, aufgrund neuer Hinweise sei es möglich, dass Madeleine noch am Leben sei.[29] Auch Interpol gab ein dem heutigen Alter des Mädchens angepasstes Suchbild heraus.[30]
2011 erschien ein Buch der US-amerikanischen Fallanalytikerin Pat Brown, die das Verhalten der Ermittler und der Eltern kritisch analysiert und den Tod des Mädchens für wahrscheinlich hält. Der Vertrieb des Buches über Amazon wurde auf Intervention der Anwaltskanzlei der McCanns Carter-Ruck unterbunden, Barnes and Noble bspw. hielten den Vertrieb aufrecht.
Auf Antrag von Premierminister David Cameron entschied der britische Metropolitan Police Service am 12. Mai 2011, Experten für eine neue Ermittlung zum Fall Madeleine abzustellen, die unter dem Namen Operation Grange läuft.[31] Das Team überprüfte zwei Jahre lang die Ermittlungsakten der Polizei Portugals und der sieben Privatdetektive, die die Familie McCann beauftragt hatte (insgesamt etwa 30.500 Schriftstücke). 2013 gab der Leiter Andy Redwood bekannt: Man habe 3800 Spurenhinweise und 38 mögliche Verdächtige in fünf Staaten identifiziert. Diesen Spuren gehe man nun in Zusammenarbeit mit den Behörden dieser Staaten nach. Festnahmen seien vorläufig nicht zu erwarten.[32]
Am 13. Oktober 2013 meldeten verschiedene Medien, dass ein Zeuge Maddie McCann vor kurzer Zeit lebend auf einer nicht näher genannten Mittelmeerinsel gesehen habe. Der Zeuge habe mitgeteilt, dass das Mädchen ihm dort vorgestellt worden sei.[33]
Scotland Yard präsentierte den Entführungsfall am 14. Oktober 2013 erneut in der BBC-Sendung Crimewatch, in der auch Maddies Eltern auftraten. Neue Spuren seien offengelegt worden („new leads revealed“). Die Ermittler richteten den Fokus auf eine Beobachtung der Familie Smith am Tatabend. Die Smith’ waren einem Mann begegnet, der gegen 22 Uhr ein Kind Richtung Strand getragen hatte. Eine entsprechende Aussage wurde bereits im Mai 2007 gegenüber der Polizei in Portugal gemacht.[34] Der vormalige Chefermittler des Falls, Gonçalo Amaral, weist in seinem 2008 erschienenem Buch nachdrücklich auf die große Bedeutung der Sichtung der Familie Smith hin. Mr. Smith selber äußerte sich im Oktober 2013 dahingehend, dass das einzig Neue an den Ermittlungen, der Ausschluss der Sichtung der Mrs. Tanner sei. „Davon abgesehen bleibt aus unserer Sicht alles andere das, was wir der Polizei und den Medien damals gesagt haben. Wir haben nichts hinzuzufügen.“[35]
Von dem verdächtigen Mann wurden 2008 Phantombilder angefertigt, die in der Fernsehshow erstmals gezeigt wurden. Die Fahnder präsentierten außerdem Phantombilder von zwei blonden Männern, die nach Zeugenaussagen das Appartement der McCanns am Tage vor Maddies Verschwinden beobachtet und Niederländisch oder Deutsch gesprochen haben sollen. Teile der Sendung wurden deswegen am 15. Oktober innerhalb der Sendung Opsporing Verzocht im niederländischen Fernsehen auf AVRO und einen Tag später in Aktenzeichen XY … ungelöst im ZDF ausgestrahlt.[36]
- Die 2013 tatsächlich zum ersten mal öffentlich präsentierten Phantombilder wurden 2008 erstellt. Es waren erstaunlicherweise die McCanns selber, die eine frühere Veröffentlichung klagebewehrt verhinderten.
- Der Tatort wurde manipuliert. Von wem? Warum?
- Das Nachtatverhalten der McCanns und ihrer Freunde ist merkwürdig. kate McCann ruft sofort aus "Sie wurde entführt"...anstatt zuerst zu rufen "Maddy ist weg!" und sich auf die Suche zu machen. Die Tapas-Gang erstellte zunächst einmal Timelines, in denen es nicht um die dringende Suche nach einem Kind ging sondern darum, das eigene Aufsichtsverhalten zu rekonstruieren...
- die Allgemeinmeddizinerin mit anästhesistischer Zusatzausbildung Dr. med Kate McCann geht selber davon aus, dass ihre Kinder sediert wurden. Sie schreibt es in ihrem Buch. Das aber führt zu Problemen (dazu gesonderter Post!).
- ich habe Probleme damit, dem Gekläff von Hunden sozusagen Beweis-carte-blanc einzuräumen. Wir hatten schon die Krise des Fingerprints ("Wenn Du den Fingerabdruck hast, geht der Verdächtige in den Knast!") , die DNA-Krise ("DNA? Alles kar!"), die IP-Adressen-Krise ("Der ist nicht schuldig? Halt die Fresse! Ich hab ja die IP-Adresse!")...alles dreies scheinbar unwiderlegliche Beweise, und dann kamen die Pleiten...wir sollten jetzt nicht den nächsten Fehler machen: "Die Hunde haben gebellt? Flugs ist das Urteil gefällt" Aber natürlich muss man Eddie und Keela wenigstens zur Kenntnis nehmen. Sie haben gebellt, und zwar immerhin beide!
Ich persönlich gehe vorderhand davon aus, dass
- es bei der (falsch) sedierten Maddy zu einem Unfall kam, den die Eltern abdeckten.
- Die Tapas-Gang (viele davon Ärzte, bei denen es ggfls um die berufliche Existenz ging) deckten mit ab, weil auch ihr Aufsichtsverhalten fragwürdig war und sie ihre Kinder ggfls ebenfalls sedierten.
Das ist eine Spekulation. Aber eine begründete.