Der Mordfall Maria Ladenburger in Freiburg bringt die Frage wieder auf:
Fördert es die Diskriminierung oder schafft es nachvollziehbare Fakten, wenn die Nationalität eines Täters grundsätzlich in Berichten genannt wird?
Der Presserat wehrt sich gegen Einmischung aus der Politik.

Ein paar Zahlen im Hintergrund:Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) und der Deutsche Presserat sind gegen eine Änderung des Pressekodex. Sie weisen damit die Forderung von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer zurück, die entsprechende Richtlinie 12.1 zur Berichterstattung über Straftaten zu überarbeiten und die ethnische Herkunft mutmaßlicher Straftäter künftig grundsätzlich anzugeben. "Damit wären haltlosen Spekulationen und diffamierender Hetze Tür und Tor geöffnet", so der DJV-Bundesvorsitzende, Frank Überall. Seit der Diskussion um die Berichterstattung über den Aufsehen erregenden Mordfall Maria L. in Freiburg, bei dem ein 17-jähriger Afghane der Tat dringend verdächtigt wird, ist das Thema wieder auf der Tagesordnung.
Auch der Geschäftsführer des Deutschen Presserats, Lutz Tillmanns, wendet sich gegen Scheuers Forderung. "Ich halte das für völlig überzogen und kontraproduktiv, weil damit Diskriminierung nicht vermieden wird", sagte Tillmanns der Deutschen Presse-Agentur (DPA). Es sei zudem ein Novum, dass sich die Parteipolitik in die Debatte um den Pressekodex einmische. Scheuer hatte in der "Welt" gefordert: "Um Fakten und Unwahrheiten zu trennen, müssen seriöse Medien heute alle bekannten Fakten veröffentlichen, um damit auch wilden Spekulationen Einhalt zu gebieten." Der DJV weist dagegen darauf hin, dass der Pressekodex schon in seiner geltenden Fassung die Nennung von Nationalität oder Ethnie zulasse, wenn das für das Verständnis der Tat erforderlich sei. "Mehr brauchen wir nicht." Überall riet Politikern, sich aus der Selbstregulierung der Medien herauszuhalten: "Wir brauchen keine Forderungen à la Scheuer."
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► Etwa 21 Prozent der Menschen in Deutschland hatten bei ihrer Geburt keinen deutschen Pass oder haben ausländische Eltern.
Zeit Online
► 2015 wurden in Deutschland 6.330.649 Straftaten registriert. Das sind 248.585 Straftaten mehr als im Jahr 2014.
Statista
► Straftaten, die Flüchtlinge begehen:
Im ersten Trimester 2016 wurden lt. BKA in Deutschland knapp 69.000 Straftaten von Zuwanderern begangen oder versucht.

WeltDabei werden Einwanderer aus Algerien, Georgien, Marokko, Serbien und Tunesien – gemessen an ihrem Anteil an allen Flüchtlingen – überproportional häufig als Tatverdächtige geführt. „Deutlich unterproportional“ an Kriminalität beteiligt sind Syrer, Afghanen und Iraker.
Der Pressekodex - Ziffer 12: Diskriminierung
Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden.
Richtlinie 12.1 – Berichterstattung über Straftaten
In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht.
Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.
UPDATE 29/07/2020:
Pressekodex 2019 im Downloadcenter.