13.07.2018: Gruppenvergewaltigungen in Essen: Der Jüngste (15) war der "Big Boss" – so waren die Hierarchien in der perfiden Bande
► Am Freitag startete der Prozess um die Gruppenvergewaltigungen in Essen und Gelsenkirchen
► Fünf junge Männer sind angeklagt, sieben Mädchen brutal vergewaltigt zu haben
► Anklageschrift und die Aussage eines Verdächtigen lassen erahnen, wie die Hierarchien in der Vergewaltiger-Bande waren
Essen. Der erste Prozesstag um die Gruppenvergewaltigungen in Essen und Gelsenkirchen gab den Anwesenden bereits ein erschreckend detailliertes Bild über die fünf Angeklagten und die ihnen vorgeworfenen Taten.
Siebenmal sollen die fünf Verdächtigen in wechselnder Zusammensetzung ihnen bekannte Mädchen unter einem Vorwand ins Auto gelockt haben. Anschließend nahmen sie ihren Opfern laut Anklage das Handy ab und fuhren sie an einen abgelegenen Ort, wo sie die Mädchen teils unter Androhung oder sogar Ausübung von Gewalt zu Geschlechtsverkehr zwangen.
Gruppenvergewaltigungen in Essen: Joshua E. mit umfangreichem Geständnis
Dafür stehen Gianni H. (19), Joshua E. (20), Dean Martin L. (18), Enrico F. (24) und der minderjährige A. H. seit Freitag vor dem Essener Landgericht. Nach der Verlesung der Anklage (hier alle Infos), die allen Zuhörern einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte, kündigten alle Verdächtigen an, sich zu den schwerwiegenden Vorwürfen äußern zu wollen.
Joshua E. tat dies bereits am ersten Prozesstag. Zunächst ließ der 20-Jährige über seinen Verteidiger Uwe Krechtel verlauten, dass er die Beteiligung an allen ihm vorgeworfenen Taten gestehe, seine Schuld anerkenne, sich dafür schäme und die Opfer um Verzeihung bitte. Anschließend sagte er umfangreich aus (hier mehr zum Geständnis von Joshua E.).
Joshua E.: Brüder H. waren die Strippenzieher, A. H. der „Big Boss“
Anhand der Anklage und der Einlassung von E. zeichnete sich bereits ein Bild ab, welche Hierarchien und Dynamiken in der Gruppe der mutmaßlichen Gruppenvergewaltiger herrschten. Kaum zu glauben: Ausgerechnet der jüngste Angeklagte soll angeblich Kopf, Strippenzieher und Wortführer der Bande gewesen zu sein - jedenfalls wenn man der Aussage von Joshua E. glaubt.
A. H., zum Zeitpunkt der ersten Tat gerade einmal 15 Jahre alt, war laut Anklage an sechs der sieben Taten beteiligt. Sowohl in der Anklage als auch in der Aussage von Joshua E. hatte er dabei eine führende Rolle in der Gruppe inne.
„Big Boss“ soll A. H. sich laut E. selbst gegenüber den anderen Bandenmitgliedern und auch den Opfern genannt haben. Er soll die Gruppenvergewaltigungen maßgeblich ausgeheckt haben, machte den Mädchen nach der Ankunft am späteren Tatort ihre aussichtslose Lage klar und wirkte mehrfach massiv und aggressiv auf die Mädchen ein, um sie zum Sex mit allen Beteiligten zu zwingen. Dabei nahm er sich das Recht heraus, die Mädchen als erster vergewaltigen zu dürfen.
Quelle und weiterführende Prozessbeobachtung:
Der Westen