
Die S&K-Anwälte Michael Simon, Ulrich Endres und Catrin Runge (v. l.) liefern sich ein heißes Gefecht mit der Staatsanwaltschaft. Foto: Sven Moschitz
29.09.2015 - 20:17 Uhr
Frankfurt – Irre, irrer, S&K! 2. Prozesstag gegen die Protz-Makler Stephan S. und Jonas K. und 4 Mitangeklagte: Wortgefechte, Anfeindungen, Pöbeleien!
6 Angeklagte, 3 Staatsanwälte, 22 Verteidiger. Das Verfahren: Schwerer Betrug und Untreue (240 Mio Euro Schaden).
► Stephan S.-Verteidiger Ulrich Endres maßregelt Staatsanwalt Thorsten Haas: „Wenn Sie bitte in ihr Mikro sprechen könnten, damit ich Ihre leise, zarte Stimme verstehen kann?“
Der kontert später, als Endres schwer zu verstehen ist: „Haben Sie auch ein Mikro?“ Endres: „Meine Stimme ist allerdings nicht so süß!“
► Die Anträge – stundenlang. Schöffen und Beisitzende Richter seien falsch besetzt. Mangelnde Akteneinsicht. Laptop mit aktualisierter Akteneinsicht für alle Angeklagten. Haas widerspricht, sie könnten doch bei ihren Verteidigern mit rein gucken. Endres erwidert empört: „Das wäre Kumpanei!“
► Nebenklägerin Dr. Iris-Maria Killinger erläutert 105 Minuten lang, dass keine informelle Waffengleichheit herrscht: „Von 100 Terrabyte Daten, das entspricht der Strecke Frankfurt-Rom (1239 km), steht den Verteidigern nur 0,03 % zur Verfügung: Bildlich von hier bis zur Stadtgrenze, 370 m.“
Sie beantragt Akteneinsicht in ALLE 2244 DVDs (abgehörte Gespräche, SMS, E-Mails): „Danach brauche ich 9 Monate Zeit, um die Akten intellektuell und juristisch zu bearbeiten.“

Der Angeklagte Jonas K. sieht den Mitangeklagten Stephan S. auf der Anklagebank, freut sich. Foto: Sven Moschitz

Stephan S. hört konzentriert zu, als die Verteidiger die Richter mit 7 Anträgen überziehen. Foto: Sven Moschitz
► Köllers Anwältin Catrin Runge wirft der Staatsanwaltschaft vor, Akten zu selektieren.
Von 7000 E-Mails einer Akte seien ihr nur 1022 zur Verfügung gestellt worden.
Die Staatsanwaltschaft würde nur belastendes, aber kein entlastendes Material vorlegen. Ihr Kollege schleppt eine Kiste mit 6 Ordnern zum Richtertisch – angeblich alles vorenthaltene E-Mails. Alle Verteidiger bitte um Kopien!
Fakten zum Prozess
240 Mio Euro Schaden sollen die S&K-Chefs Stephan S. (36), Jonas K. (34) und ihre 4 Mitangeklagten im jetzt zu verhandelnden Komplex (Vorwurf: Schwerer Betrug, schwere Untreue) angerichtet haben. Mit einem Schneeballsystem und einem Gewirr von 150 Firmen, 2200 Konten.
So maßlos, wie der Lebensstil der Protz-Makler – zig Luxus- und Sportwagen; dicke Uhren; rauschende Feste mit Models, Popsternchen, lebendem Elefant; Münz-Bäder à la Dagobert Duck – so ausufernd die immer noch nicht abgeschlossenen Ermittlungen:
► Insgesamt 100 000 Geschädigte.
► 140 weitere Beschuldigte.
► 55 Mio an beschlagnahmten Vermögenswerten.
► 100 Terrabyte Daten
► 1100 Leitz-Ordner Ermittlungsakten mit 80 000 Seiten.
Die Anklageschrift ist 3150 Seiten lang. Davon müssen 1770 in Saal I E auch verlesen werden. Richter Alexander Al Duwaik bittet die Staatsanwaltschaft, die Unterlagen schnell zu digitalisieren. Die wehrt sich: „Bei solchen Datenmengen können nicht alle Unterlagen Bestandteil der Akte sein! Wir müssten sämtliche Prozesse in Hessen aussetzen, wenn wir alles kopieren würden.“
Quelle: http://www.bild.de/regional/frankfurt/f ... .bild.html