Behauptest du. Das kann man aber auch ganz anders sehen...Salva » 18 Apr 2017, 10:11 hat geschrieben:Er ist auch schuld an seiner Situation

Dass JS zum Teil illegal gehandelt hat, steht ja außer Frage. Natürlich hätte er manches nicht tun dürfen (allerdings wohl nicht primär deshalb, weil er kein Angehöriger war).Salva » 18 Apr 2017, 10:11 hat geschrieben:Mal davon ausgehend, dass JS nicht gemordet hat: welche Rolle spielt denn in seinem Fall das Motiv, eine Elternmörderin zu decken? Er rechtfertigt dadurch vielleicht seine Absichten und Handlungen, aber er hatte kein Recht dazu, weil er kein Angehöriger oder Hinterbliebener war. Nur die dürfen Lügen, eine Straftat decken oder die Aussage verweigern. Somit hat er sich selbst diesem Gericht ausgesetzt, dass ihm daraus einen Strick gedreht und zu lebenslanger Haft verurteilt hat.
Das Motiv und die sonstigen individuellen Umstände spielen aber eine entscheidende Rolle dabei, für wie verwerflich man das Decken der Elternmörderin und die damit einhergehenden Straftaten insgesamt einschätzen kann, und wieviel Schuld dementsprechend JS mit diesem Handeln auf sich geladen hat. Das kann man sicherlich unterschiedlich bewerten... aber fest stehen dürfte, dass, selbst wenn man strenge Maßstäbe anlegt, JS mit diesem Handeln zumindest nicht eine so große Schuld auf sich geladen hätte, dass damit eine lebenslange Inhaftierung gerechtfertigt wäre. Noch nicht einmal nach US-Strafrecht, wie ich annehme. Von daher fände ich es schon mal Nonsens, zu sagen, er habe dadurch die gleiche Strafe verdient, wie wenn er die Eltern seiner Freundin selbst umgebracht hätte - und sei daher "selbst Schuld" an seiner jetzigen Lage.
Eine andere Möglichkeit, ihm berechtigterweise vorzuhalten, er sei für seine missliche Lage allein verantwortlich, sähe ich darin, wenn er die Indizien für seine Täterschaft so glaubhaft gefälscht hätte, dass Staatsanwaltschaft und Gericht die Tatbegehung durch ihn schlichtweg für erwiesen halten mussten. In dem Fall würde ich sagen, ok, das ist zwar tragisch... aber da kann er schlecht einem anderen als allein sich selbst einen Vorwurf machen. So eine Situation sehe ich hier aber nicht. Im Gegenteil - mir scheint es so zu sein, als habe man damals sehr wohl erkannt, dass es einige Anhaltspunkte dafür gibt, dass EH wesentlich direkter in die Tatbegehung involviert war, als sie zugab... und als habe man diese Anhaltspunkte sehr bewusst unter den Teppich gekehrt und JS wider besseres Wissen als Alleintäter verurteilt, anstatt die Tat so objektiv und umfassend wie möglich aufzuklären. Und DAS halte ich für ein ganz übles Fehlverhalten der Justiz, das sich mit keinem noch so blöden Verhalten des Angeklagten auch nur ansatzweise rechtfertigen lässt!
Wäre EH die alleinige Täterin, fände ich persönlich es nicht "gerecht", wenn sie in Freiheit geblieben wäre, und ebensowenig, wenn JS für eine Tat, die er nicht begangen hätte, jahrelang hätte einsitzen müssen. Aber ich muss das, was die beiden da nach JSs Darstellung geplant hatten, ja auch nicht für gerecht halten, oder? Und dass ein eventueller Ausgang beim Gelingen des Planes nicht dem eigenen Gerechtigkeitsempfinden entspricht, heißt auch mitnichten, dass man dann zwangsläufig den Ausgang beim Scheitern des Plans als gerecht ansehen müssteSalva » 18 Apr 2017, 10:11 hat geschrieben:Abgesehen davon: stell' dir doch bitte mal vor, Söring's Plan wäre aufgegangen. EH wäre demnach in Freiheit geblieben, er selbst hätte maximal ein paar Jährchen Jugendstrafe in Deutschland bekommen. Unter Einbeziehung der Straftaten, die er während der Flucht begangen hat. Wäre das eine gerechte Strafe für das Abschlachten eines Elternpaares?
