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Geschichte

Japanische Sekte und Terrorvereinigung.
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Salva
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Geschichte

#1

Ungelesener Beitrag von Salva » Mi, 30. Sep. 2015, 13:54

Bild nicht mehr vorhandenAleph Symbol
Ōmu Shinrikyō (jap. オウム真理教; zu Deutsch etwa "Om-Lehre der Wahrheit"), heutiger Name Aleph (アレフ, Arefu), in der deutschsprachigen Presse häufig als "Aum-Sekte" bezeichnet, ist eine ursprünglich in Japan entstandene neureligiöse Gruppierung, die insbesondere in Russland stark vertreten war.
Ōmu Shinrikyō wurde der weltweiten Öffentlichkeit bekannt durch ihren Giftgasanschlag in der Tokioter U-Bahn am 20. März 1995.

Der Eigenname Aum ist im Deutschen irreführend: Um das japanische オウム (ōmu, bezeichnet in diesem Fall Om, das bekannteste hinduistische Mantra) annähernd korrekt auszusprechen, wurde es in der englischsprachigen Presse mit Aum umschrieben, zumal Ōmu Shinrikyō sich selbst 1987 in New York unter dem Namen Aum USA Company Ltd. hatte registrieren lassen. Diese Schreibweise wurde nach dem Terroranschlag 1995 von deutschsprachigen Medien übernommen und führte zu der gebräuchlichen aber falschen Aussprache a-um. Inzwischen hat sich die Organisation Ōmu Shinrikyō in Aleph umbenannt.

► Entstehung (1984 bis 1987)

In Japan sind (per 31. Dezember 2006) 182.868 Religionsgesellschaften (宗教法人, shūkyō hōjin), also Religionsgemeinschaften (宗教団体, shūkyō dantai) mit dem Status juristischer Personen nach dem Gesetz über die Religionsgesellschaften (宗教法人法, shūkyō hōjinhō) von 1951 anerkannt; davon sind 182.468 einzelne, unabhängige Tempel, Schreine, Kirchen und sonstige Gemeinschaften. Nach der Etablierung der "klassischen" buddhistischen und Shintō-Sekten und einer Welle von Gründungen jüngerer Kultgruppen in den 1950ern und 1960ern kam es ab Mitte der 1970er Jahre zu einer dritten Gründungswelle von Glaubensgemeinschaften. Die dritte Gründungswelle, zu der auch Ōmu Shinrikyō gezählt wird, unterscheidet sich dabei von der zweiten Welle durch den höheren Status und größeren Reichtum der Sektenmitglieder.

Bild nicht mehr vorhandenChizuo Matsumoto alias Shōkō Asahara, * 2. März 1955 auf Kyūshū. 2004 zum Tode verurteilt und derzeit in Haft
1984 gründete der stark sehbehinderte Chizuo Matsumoto unter dem Namen Ōmu Shinsen no Kai (オウム神仙の会; "Versammlung der Om-Einsiedler") mit zunächst 15 Mitgliedern einen Verein für Yoga-Übungen, die psychische Kräfte aktivieren sollen. Zu dieser Zeit ändert Matsumoto auch seinen Namen in Shōkō Asahara. Nachdem er 1986 nach eigenen Angaben im Himalaja "die höchste Wahrheit" erhalten habe, nannte er im Folgejahr den Verein in Ōmu Shinrikyō (Om-Lehre der Wahrheit) um. Ōmu Shinrikyō nahm nun allmählich die Form einer religiösen Gruppierung an.

1985 traf Asahara in Dharamsala zum ersten Mal den Dalai Lama, welcher ihm offizielle Empfehlungsschreiben gegeben haben soll. Dieses Treffen und die Dokumente wurden als Referenz bei der Anwerbung von neuen Mitgliedern und bei den Bemühungen um den steuerfreien Status einer Religionsgemeinschaft benutzt.

► Konsolidierung, internationale Expansion und Radikalisierung (1987 bis 1995)

In den Jahren nach der Entstehung expandierte Ōmu Shinrikyō sowohl innerhalb Japans als auch über seine Grenzen hinaus. Gleichzeitig fand eine ideologische Radikalisierung statt.

► Konsolidierung in Japan

In Japan etablierte sich Ōmu Shinrikyō als kleinere Minderheitenreligion. Im August 1989 erkannte die Präfektur Tokio Ōmu Shinrikyō als Religionsgesellschaft nach dem Gesetz über die Religionsgesellschaften von 1951 an, obwohl Eltern von Mitgliedern vor der Organisation warnten.

Bereits in dieser Zeit begann die Organisation zu Gewalt zu greifen. Im November 1989 wurde in Yokohama der japanische Rechtsanwalt Tsutsumi Sakamoto, der Angehörige von Anhängern vertrat, zusammen mit seiner Frau und seinem einjährigen Sohn getötet. Im Folgejahr gründete Asahara unter dem Namen Shinritō ("Wahrheit") eine politische Vertretung Ōmu Shinrikyōs und kandidierte zusammen mit 24 Anhängern für das japanische Parlament. Während der Wahlkampagne trugen die Shinritō-Kandidaten ungewöhnliche Kleidung, so zum Beispiel Kapuzen, die Elefantenköpfe darstellten. Bei der Wahl selbst erhielten Asahara und seine Anhänger in ihren Wahlkreisen jeweils die wenigsten Stimmen, woraufhin Asahara den Behörden Wahlbetrug vorwarf. Nach der Wahl geriet Ōmu Shinrikyō in finanzielle Probleme, viele Mitglieder verließen die Organisation.

Internationale Expansion

Ab Herbst 1987 expandierte Ōmu Shinrikyō über die Grenzen Japans hinaus. Zunächst ließ man sich in New York unter dem Namen Aum USA Company Ltd. als steuerbefreite religiöse Organisation registrieren und publizierte 1988 unter diesem Verlagsnamen Shoko Asahara: "Supreme Initiation". Später wurden eine Niederlassung in Bonn unter dem Namen "Buddhismus- und Yoga-Center" sowie in Sri Lanka weitere Dependancen eröffnet. Hauptrekrutierungsfeld wurde jedoch Russland, wo Asahara 1992 mit einigen seiner Mitstreiter vom damaligen Parlamentspräsidenten Ruslan Chasbulatow empfangen wurde. Nach gängigen Schätzungen wuchs Ōmu Shinrikyō bis 1995 auf etwa 40.000 Anhänger an, von denen ca. 10.000 auf Japan und ca. 30.000 auf Russland entfielen; außerdem gab es zu diesem Zeitpunkt noch einige Dutzend Anhänger in Deutschland und den USA.

Radikalisierung

In der Expansions- und Konsolidierungsphase radikalisierte sich Ōmu Shinrikyō sowohl auf der ideologischen als auch auf der Handlungsebene. Zunächst radikalisierte Ōmu Shinrikyō sich in Hinblick auf eine apokalyptische Ideologie; Asahara, der sich als Reinkarnation von Shiva und Jesus Christus bezeichnete, datierte den Weltuntergang auf 1997. Ein Nuklearangriff der USA würde Japan verwüsten und 90 % der Bevölkerung töten, so Asahara. Im Zuge dessen begann die Organisation mit der Vorbereitung terroristischer Handlungen.

Forschungen für die Produktion biologischer Kampfstoffe wurden aufgenommen. 1994 stellte Ōmu Shinrikyō erstmals erfolgreich das Nervengas Sarin her. Ein Anschlag auf das Parlamentsviertel in Tokio im April schlug jedoch fehl. Am 27. Juni erfolgte in Matsumoto ein Sarin-Anschlag auf die Richter eines Grundstücksprozesses, in den die Organisation verwickelt war. Bei diesem ersten zivilen Sarin-Attentat der Welt starben 7 Menschen, ohne dass der Verdacht zunächst auf Ōmu Shinrikyō fiel.

► Untergrundarbeit und Wiederaufbau nach dem Giftgasanschlag 1995

Unter dem Eindruck des weltweit verurteilten Attentats verlor Ōmu Shinrikyō die Mehrzahl seiner Mitglieder und wurde staatlicherseits streng überwacht.

Umbenennung von Ōmu Shinrikyō zu Aleph

Bild nicht mehr vorhandenŌmu-Shinrikyō-Niederlassung in Yokohama im Juli 1995
Die Organisation verlor infolge des Attentats einen Großteil ihrer Mitglieder und ihres Vermögens, das von staatlichen Stellen konfisziert wurde. Russland fror bereits am 28. März 1995, drei Tage nach dem Attentat, sämtliche liquiden Mittel der Organisation ein und konfiszierte ihr Eigentum.

In Japan sank die Mitgliederzahl Ōmu Shinrikyōs von etwa 10.000 am Tag des Attentats bis auf 5.000 im Jahr 1998.

Ōmu Shinrikyō sagte sich zwar im Jahr 2000 offiziell von ihrem Gründer und Gewalt los, hält nach Meinung der Journalistin Shōko Egawa allerdings weiterhin an seinen Lehren fest. Tatsuko Muraoka wurde zur neuen Repräsentantin. Erst Ende 1999 bat Muraoka im Namen Ōmu Shinrikyōs öffentlich für das Giftgasattentat um Entschuldigung.

Im Januar 2000 benannte sich Ōmu Shinrikyō in Aleph um. Sie steht unter ständiger Überwachung durch die Staatsbehörden und hat noch ca. 1.500 bis 2.000 Anhänger. Am 16. Februar 2004 durchsuchte die japanische Polizei bei der größten Razzia seit der Umbenennung in Aleph elf Anwesen der Organisation; die Mitgliederzahl wurde von offizieller Seite auf 1.650 in Japan und 300 in Russland geschätzt.

2007 gründete Fumihiro Jōyū eine Abspaltung von Aleph namens Hikari no Wa (ひかりの輪, wörtlich: "Rad des Lichts", engl. Eigenname: The Circle of Rainbow Light) und nahm dabei etwa ein Viertel aller Aleph-Mitglieder mit.

Reaktionen von staatlicher Seite

Die Reaktionen verschiedener Staaten auf das Attentat waren recht unterschiedlich und keinesfalls proportional zur tatsächlichen Betroffenheit der Staaten: Während viele Staaten die Gruppe verboten, konfiszierte Japan lediglich ihr Eigentum. Allgemein waren die Reaktionen von staatlicher Seite zunächst sehr repressiv, erlaubten aber eine Neuorientierung und den Wiederaufbau der Organisation.

Japan

In Japan entzog das Tokioter Bezirksgericht (東京地方裁判所, Tōkyō chihō saibansho) in der Folge des Attentats Ōmu Shinrikyō auf Grund von Artikel 81 des Gesetzes über die Religionsgesellschaften am 30. Oktober 1995 zunächst den Religionsstatus und konfiszierte das Eigentum des Vereins. Diese Entscheidung wurde am 19. Dezember desselben Jahres zunächst vom Obergericht Tokio und in letzter Instanz am 31. Januar 1996 vom Obersten Gerichtshof bestätigt.

Parallel zu den gerichtlichen Folgen erließ das japanische Parlament am 15. Dezember 1995 zum ersten Mal eine Novelle des Gesetzes über die Religionsgesellschaften. Die neue Fassung des Gesetzes, die in der Phase ihrer Entstehung auf massiven Widerstand sowohl von den etablierten als auch den neuen religiösen Gruppierungen in Japan stieß, sah nun unter anderem vor, das Bildungsministerium als zentralstaatliche Registrierungsinstanz einzuschalten, sobald eine Religionsgesellschaft über eine Präfektur hinaus aktiv tätig wird; strengere Untersuchungsbestimmungen in Bezug auf die finanziellen Unterlagen einer Religionsgesellschaft; erweiterte staatliche Befugnisse zur Hinterfragung und Untersuchung von Religionsgesellschaften bei Verdacht auf Verstoß gegen das Gesetz. Diese Änderungen gelten aber nicht nur als Antwort auf die Terroranschläge von Ōmu Shinrikyō, sondern auch als politisches Instrument zur Steuerung von Gruppen wie Sōka Gakkai, die zu dieser Zeit gerade im Verbund mit der Partei Shinshintō an politischer Macht gewann.

1997 beschloss die "Prüfungskommission für Öffentliche Sicherheit" (kōan shinsa iinkai), Ōmu Shinrikyō nicht auf Grundlage des Gesetzes gegen subversive Aktivitäten zu verbieten, da keine Gefahr mehr von ihr ausginge. Seizaburo Satō, Forschungsdirektor des Japanischen Instituts für Internationale Politikstudien, glaubt, dass Politiker aufgrund des hohen Wählermobilisierungspotenzials japanischer Sekten vor harscheren Maßnahmen zurückschrecken.

Im Jahr 1999 verabschiedete das Parlament das "Gesetz in Bezug auf die Kontrolle von Gruppierungen, die Akte wahllosen Massenmords verübt haben" (無差別大量殺人行為を行った団体の規制に関する法律), wegen seiner offenbaren Bezugnahme auf Ōmu Shinrikyō auch als "Neues Ōmu-Gesetz" (オウム新法) bezeichnet. Auf dessen Grundlage genehmigte die "Prüfungskommission" im Jahr 2000 die Überwachung von Ōmu Shinrikyō, im selben Jahr in Aleph umbenannt, durch die Public Security Intelligence Agency (PSIA). Die Erlaubnis zur Überwachung wurde dreimal um je drei weitere Jahre verlängert, zuletzt im Januar 2009. Die Beobachtung durch die PSIA erstreckt sich auch auf die 2007 gegründete Abspaltung Hikari no Wa.

Im erzwungenen Insolvenzverfahren von Ōmu Shinrikyō wurden die Vermögenswerte der Organisation ab 1996 liquidiert. Sondergesetze aus den Jahren 1998 und 1999 räumten der Entschädigung der Opfer Priorität vor staatlichen Ansprüchen ein und stellten sicher, dass auch das Eigentum der Nachfolgeorganisationen von Ōmu Shinrikyō in das Verfahren einbezogen werden konnten. Das Ende des Verfahrens wurde im November 2008 verkündet: Insgesamt wurden 1,54 Milliarden Yen (rund 12 Mio. Euro) als Entschädigung ausgezahlt, das entspricht 40 % der den Opfern zugesprochenen Summe von 3,8 Milliarden Yen. Ein neues Sondergesetz soll ermöglichen, den verbleibenden Betrag aus Steuermitteln bereitzustellen.

Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion

Russland – wie auch die Ukraine und Kasachstan – verboten die Organisation gänzlich, sie konnte aber, auch unter Rückgriff auf verschlüsselte Internetkommunikation, im Untergrund überleben.

Europäische Union

Die Europäische Union führte die Organisation bis 2011 auf ihrer Liste Terroristischer Vereinigungen.

► Organisationsstruktur

Ōmu Shinrikyō besteht aus kleinen Freiwilligengruppen, die sich weitgehend von der Außenwelt abschotten.

► Rekrutierungspool

Wie viele neuere religiöse Bewegungen in Japan und Russland hat Ōmu Shinrikyō seine Mitglieder vornehmlich aus den neuen Mittelschichten rekrutiert, insbesondere ist die Zahl der Jungakademiker überdurchschnittlich groß. Ōmu Shinrikyō rekrutierte dabei vor allem naturwissenschaftliche Studierende an den Universitäten, alle fünf Attentäter von Tokio hatten Abschlüsse von den prestigeträchtigsten Universitäten Japans.
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