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Geschichte

Der Massentod von Jonestown.
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Eagle
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Geschichte

#1

Ungelesener Beitrag von Eagle » Mi, 30. Sep. 2015, 15:05

Jim Jones
(James Warren Jones), geb. am 13.Mai 1931, als Sohn indianischer Vorfahren von seiner alleinstehenden Mutter in Indiana (USA) erzogen, wurde Hilfspfarrer in einer Gemeinde in Indiana, und ab 1955 Pfarrer in einer eigenen Gemeinde, die er zuerst Wings of Deliverance, später Peoples Temple, Volkstempel, nannte. 1960 schloss er sich mit seiner Gemeinde den Disciples of Christ an.
Bild nicht mehr vorhandenRev Jim Jones, pastor of the Peoples Temple in San Francisco
Als charismatischer Prediger kämpfte er gegen Rassismus und für Menschenrechte, gegen den Vietnamkrieg, gegen die Reichen und für die minder bemittelten Glieder der amerikanischen Zweiklassengesellschaft. Schon früh von der Angst vor einem drohenden Nuklearkrieg erfasst suchte er sichere Orte für seine Gemeinde. So kam er 1967 nach Ukiah in Nordkalifornien, das mitten in der Kubakrise laut Angaben einer Zeitschrift in einem bevorstehenden Nuklearkrieg als einer von neun sicheren Orten galt. In einer Höhle bei Ukiah hätte Jim Jones im Fall eines Atomkrieges seiner Gemeinschaft ein Überleben ermöglicht. Als Leiter seiner Gemeinde stellte er schwarze Hilfsprediger an, adoptierte drei koreanische Kinder und ein schwarzes Kind und fand durch sein Engagement gegen Vorurteile weit herum Anerkennung. In seiner Kirche in Ukiah hing zum Beispiel ein Dankesschreiben des damaligen Gouverneurs von Kalifornien, Ronald Reagan.
Als Prediger führte er seine von seiner Darstellungsgabe und Überzeugungskraft faszinierte Gemeinde durch tiefe Abscheu über die allgegenwärtige Ungerechtigkeit in die schönsten Visionen einer besseren, gottgewollten Welt. Seine Gemeinde nannte ihn "Father", "Prophet", "unseren besten Freund". Gleichzeitig gab er jedem Gemeindeglied die Chance, durch seine Mitarbeit in der Gemeinde aus der bisherigen sündigen Nichtswürdigkeit in die Glorie eines Mitarbeiters Gottes zu hinüberzuwechseln, ein Glück, das manche damit quittierten, dass sie dem "Father" ihr ganzes Vermögen überschrieben.
In den Versammlungen ereigneten sich durch Jim Jones Fürbitte und Handauflegung immer wieder angebliche oder wirkliche Heilungswunder. Junge Menschen wurden seine dankbaren Anhänger, weil er volles Verständnis für ihre Probleme zeigte, die sie im Moment mit ihren schwierigen Eltern durchzustehen hatten. Umso leichter fiel es auch jungen Leuten, zu ihren Eltern auf Distanz zu gehen und sich der Gemeinschaft von Jim Jones anzuschliessen. Mit einfachen Andeutungen gab er vor, Menschen bis in den Grund ihres Wesens zu verstehen und Dinge zu wissen, die man sogar vor sich selbst verschloss.(...)
Mit seiner Rolle als Befreier der Entrechteten identifizierte er sich so sehr, dass er meinte, in einem früheren Leben zuerst Jesus, dann Bab, der Erneuerer des Islams im Iran des 19.Jahrhunderts und zuletzt Lenin gewesen zu sein. In seiner Rolle als bewunderter Gottesmann setzte ihm die begeisterte Gemeinde immer weniger Grenzen. Es kam schon in der Zeit in Kalifornien zu sexuellen Übergriffen auf Gemeindeglieder und zu massiven Eingriffen ins Eheleben seiner Anhänger. Zeitweilig warnte er alle Paare vor sexuellen Kontakten, indes er seine weibliche Anhängerschaft beinah als seinen eigenen Harem verstand. Er galt als der einzige nicht homosexuelle Mann in seiner Gemeinschaft.

Als Aussteiger aus der Gemeinschaft sich offen über Missstände und Missbrauch im Volkstempel zu äussern begannen, suchte Jim Jones einen von allen Medien abgeschirmten Ort für seine grosse Gemeinschaft. Er kaufte 1974 mitten im Urwald von Guayana 16 qkm Land , liess darauf ein "Landwirtschaftsprojekt", eine neue "ideale" Heimat für seine Gläubigen, bauen und führte die meisten seiner Anhänger dorthin. Das grosse Vermögen der Gemeinschaft liess er vorher heimlich auf verschiedenen Konten u.a. in Panama und der Schweiz anlegen. Eine Gruppe Verbindungsleute blieb in San Francisco zurück und berichtete ihm jede Nacht mit Funkkontakt über die in den USA nun umlaufenden kritischen Medienberichte. Eine andere Gruppe von Gefolgsleuten versuchte in Georgetown, der Hauptstadt von Guyana, u.a. mit Liebesdiensten, möglichst viel Einfluss auf die sozialistisch gesinnte Regierung des Landes zu gewinnen und sie von den edlen Zielsetzungen des Volkstempels zu überzeugen.
relinfo



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Eagle
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Re: Geschichte

#2

Ungelesener Beitrag von Eagle » Sa, 21. Nov. 2015, 14:41

1974 Jonestown im Urwald von Guayana
Bild nicht mehr vorhandenJonestown
In Jonestown, in seiner Kommune im Urwald, entwickelte sich Jim Jones immer mehr zum allmächtigen Diktator über seinen ca. 1000 Menschen umfassenden Ministaat. Er erlaubte nur noch kontrollierte Kontakte zur Aussenwelt. Er liess die Pässe einsammeln und die Briefe kontrollieren.
Sein Lager wurde von bewaffneten Mannschaften bewacht. Gleichzeitig schürte er mit inszenierten Schiessereien im nächtlichen Dschungel die Angst vor Angriffen durch die CIA. Sein Hass auf die USA und seine Angst vor den amerikanischen Geheimdiensten weitete sich ins Grenzenlose aus. In sog. "weissen Nächten" mussten sich alle Mitglieder der Gemeinschaft nach bedrohlichem Schiesslärm im Urwald auf den einzigen Weg vorbereiten, der sie der Gewalt der CIA entzog: auf den gemeinsamen "freiwilligen" Tod. Aus einem Fass wurde der Gemeinschaft ein Getränk gereicht, das angeblich Gift enthielt. Die Gemeinschaft lernte, in Gehorsam sich auch diesen Anweisungen des "Gottesmannes" zu unterziehen.
Trotz aller Vorsichtsmassnahmen flohen im Verlauf der Monate 13 Gemeindeglieder zurück in die Vereinigten Staaten und berichteten über ihre Erfahrungen. Als im November 1978 auf Drängen der Kritiker des Volkstempels Leo Ryan, ein amerikanischer Kongressabgeordneter, mit einer Untersuchungsdelegation in den Urwald Guayanas reiste, um sich über die angebliche oder wirkliche "Gefangenschaft" der Gläubigen zu informieren, zerbrach das bisher fast perfekte Bild der Gemeinschaft. Einzelne Einwohner von Jonestown wollten mit Ryan in die USA zurückkehren. Jim Jones liess diesen Verrat nicht zu. Er befahl, den Untersuchungsausschuss vor dem Abflug auf der Urwaldpiste zu erschiessen.
Anschliessend inszenierte er die letzte "weisse Nacht". Diesmal, am 18. November 1978, war in den Fässern wirklich Gift. Viele gingen gehorsam mit ihren Kindern in den Tod. Andere versuchten, in den Urwald zu fliehen. Einige davon wurden von den Wachmannschaften erschossen. Auch unter den Verbindungsleuten in Georgetown brachte eine besonders loyale Anhängerin nach entsprechender Anweisung per Funk aus Jonestown ihre drei Kinder und sich selbst um. 909 Mitglieder des Volkstempels, darunter 276 Kinder, starben mit Jim Jones am 18. November 1978. Ein Wachmann, der lebend aufgegriffen wurde, wurde später der Mittäterschaft überführt und zu 20 Jahren Haft verurteilt. Georg Schmid, 2006
relinfo

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