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Was ist Schizophrenie

Gruppe von schweren psychischen Krankheitsbildern.
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Salva
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Was ist Schizophrenie

#1

Ungelesener Beitrag von Salva » So, 15. Nov. 2015, 23:55

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Foto: Lifeline

Als Schizophrenie (von griechisch σχίζειν s’chizein "abspalten" und φρήν phrēn "Geist, Seele, Gemüt") wird eine Gruppe von schweren psychischen Krankheitsbildern mit ähnlicher Symptomkonstellation bezeichnet.
Im akuten Krankheitsstadium treten bei schizophrenen Menschen eine Vielzahl charakteristischer Störungen im Bereich der Wahrnehmung, des Denkens, der Ichfunktionen, der Affektivität, des Antriebs sowie der Psychomotorik auf.

Häufig ist das sogenannte Stimmenhören sowie der Wahn, verfolgt, ausspioniert oder kontrolliert zu werden. Weiterhin kann es zum Gedankenlautwerden, Gedankenentzug oder zu Gedankeneingebung kommen. Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität sind möglich. Durch Gedankenabreißen und Gedankeneinschiebungen kann die Sprache unverständlich werden und es kann zu Wortneuschöpfungen kommen. Dabei ist das Denken nur in der akuten Krankheitsphase gestört. Demzufolge lassen sich diese Symptome weder auf einen Intelligenzdefekt noch auf eine organische Gehirnerkrankung zurückführen. Obwohl Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis seit dem Altertum beschrieben werden, konnte noch keine eindeutige Ursache für die Fehlwahrnehmungen und Fehlinterpretationen ermittelt werden. Man geht von einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren aus.

In vielen Fällen kommt es nach einer ersten Krankheitsphase zu einer Symptomfreiheit. Danach können in Schüben weitere Krankheitsphasen folgen. In Europa leidet etwa 0,5–1 % der Bevölkerung an Schizophrenie. Das Risiko einer Erkrankung ist für Männer wie Frauen gleich hoch, wobei Männer offenbar in einem früheren Lebensalter erkranken. Bei etwa einem Drittel der Erkrankten bilden sich alle Symptome vollständig zurück, bei ungefähr einem weiteren Drittel kommt es immer wieder zu Krankheitsphasen und beim letzten Drittel der Erkrankten ergibt sich ein chronischer Verlauf, welcher zu einer andauernden Behinderung führt.

Je nach vorherrschenden Symptomen werden mehrere schizophrene Störungstypen unterschieden. Früher wurden die Schizophrenie und die affektive Psychose unter dem Begriff endogene Psychose zusammengefasst.


► Symptomatik der Schizophrenie

In der deutschsprachigen Psychiatrie sind die Konzepte von Bleuler (Grundsymptome und akzessorische Symptome) und Schneider (Symptome ersten und zweiten Ranges) von besonderer Bedeutung:

• Für Bleuler gehörten

zu den Grundsymptomen der Schizophrenie:

- Typische Störungen der Affektivität (v.a. Ambivalenz)
- Formale Denkstörungen (v.a. Zerfahrenheit)
- Ich-Störungen

zu den akzessorischen Symptomen:

- Wahn
- Halluzinationen
- Katatone Symptome

• Kurt Schneider unterschied Erstrangsymptome und Zweitrangsymptome

Symptome ersten Ranges:

- Wahnwahrnehmung
- Dialogisierende akustische Halluzinationen
- Gedankenlautwerden, Gedankenentzug, Gedankeneingebung, Gedankenausbreitung
- Andere Beinflussungserlebnisse mit dem Charakter des Gemachten

Symptome zweiten Ranges:

- Wahneinfall
- Sonstige Halluzinationen (optisch, olfaktorisch)
- Affektveränderungen
- Ratlosigkeit
- Und andere…

Die Unterscheidung von Positivsymptomatik und Negativsymptomatik spielt therapeutisch eine grosse Rolle, eine Unterteilung der Schizophrenien in Typ1 und 2 hat sich aber empirisch nicht bestätigt. Es gibt keine pathognomonischen Symptome der Schizophrenie.

Es ist natürlich nicht möglich, in diesem Rahmen eine Unterrichtung in der Erhebung eines psychopathologischen Befundes zu geben. Die vielfältigen Äusserungsformen (Symptomatik) der Schizophrenie werden mit folgenden Fachbegriffen wiedergegeben und systematisiert:

• Alogie:

- Verarmung der Sprache
- Verlängerung der Antwortlatenz (Ursache sind Denk- und Ausdrucksstörungen, aber auch die gestörte Kommunikationsfähigkeit)

• Affektverflachung:

- Verarmung des Fühlens und der emotionalen Ausdrucks- und Reaktionsfähigkeit

• Anhedonie:

- Unfähigkeit, Vergnügen oder Freude zu empfinden

• Asozialität:

- Eingeschränkte oder fehlende Konfliktfähigkeit und dadurch Mangel an sozialen Interaktionen

• Ich-Störungen:

- Depersonalisation
- Derealisation
- Autismus
- Gefühl des Gemachten
- Gedankeneingebung-, -entzug, -ausbreitung

• Wahn (sogenannte inhaltliche Denkstörungen):

- Wahneinfall
- Wahnstimmung
- Wahnwahrnehmung
- Systematisierter Wahn
- „doppelte Buchführung“
- schizophrener Wahn ist im Ggs. zu Wahn bei anderen Erkrankungen oft bizarr, magisch-mystisch und meist uneinfühlbar

• Halluzinationen:

- Akustisch
-- Imperative Stimmen
-- Dialogisierende Stimmen (unterhalten sich untereinander über den Patienten)
-- Kommentierende Stimmen
-- Gedankenlautwerden!
-- Elementare akustische Halluzinationen (Akoasmen)
- Optisch (nicht typisch!)
- Olfaktorisch
- Gustatorisch
- Taktil
- Leibeshalluzinationen (Zönästhesien)

• Formale Denkstörungen:

- Paralogik (Logik der Argumentation wird verzerrt, unstimmig, unrichtig)
- Konkretismus (abstrakte Begriffe werden konkret interpretiert)
- Kontamination (heterogene Sachverhalte verschmelzen )
- Neologismen Wortneuschöpfungen)
- Zerfahrenheit (Gedanken verlieren ihren Zusammenhang)
- Schizophasie (äusserste Zerfahrenheit mit „Wortsalat“)
- Vorbeireden (falsche Antworten auf gestellte Fragen)
- Sperrung (plötzliches Unterbrechen des Gedankens beim Sprechen, subjektiv als Gedankenabreissen oder Gedankenentzug erlebt!)

• Affektive Störungen:

- Mangelnder affektiver Rapport
- Parathymie (Affekt passt nicht zur Situation oder zum Gesagten)
- Paramimie
- Läppischer Affekt
- Psychotische Ambivalenz (Der Psychotische kann hassen, lieben, etwas haben wollen und nicht haben wollen zugleich im selben Augenblick)
- Affektive Verarmung

• Katatonie (= die Psychomotorik betreffend):

- Katatoner Stupor (bewegungslos bei erhaltenem Bewusstsein!)
- Mutismus (spricht nicht, meist infolge psychotischer Erlebnisse, die später erzählt werden können)
- Katalepsie (bei Substupor (kommt öfter vor, als vollständiger Stupor!) passive Formbarkeit der Gliedmassen durch flexibilitas cerea)
- Negativismus (Patient macht automatisch das Gegenteil des Verlangten)
- Befehlsautomatismus (Patient führt automatisch alles Verlangte aus)
- Echolalie (Patient spricht alles Gehörte und/oder Gesehene nach)
- Echopraxie (automatisches Nachvollziehen jeder gesehenen Handlung)
- Bewegungsstereotypien (sinnlose, rhythmische leer laufende Bewegungen wie Rumpfschaukeln, Klopfen, Grimassieren etc.)
- Haltungsstereotypien (bestimmte Haltungen werden in stereotyper Weise beibehalten)
- Verbigeration (Wörter oder Satzteile werden stereotyp wiederholt)
- Sperrungen (Unterbrechungen des Bewegungsablaufes)
- Raptus (katatoner Erregungszustand mit starker motorischer Unruhe und z.T. stereotypen Bewegungsabläufen, Schreien, Herunterreissen der Kleider, Grimassieren bis zum ungeordneten Bewegungssturm mit Sich-Herumwälzen, Um-sich-Schlagen, zielloser Aggressivität)

• Störungen des Antriebs und des Sozialverhaltens:

- Abulie (Mangel an Willen, Interesse, Initiative oder Energie)


► Schizophrenie bei Erwachsenen

Schizophrenien können sowohl schubweise als auch chronisch verlaufen, wobei die schubweise Verlaufsform häufiger ist. Ein Schub, also eine akute Krankheitsphase, kann mehrere Wochen bis Monate dauern. Danach klingt die Krankheit mehr oder weniger vollständig ab, bis nach Monaten oder Jahren ein neuer Schub erfolgt. Nur selten bleibt es bei einem einzelnen Schub.

Zwischen den einzelnen Schüben kann es zu einer vollständigen Remission (Zurückbildung) der Symptome kommen. Üblicherweise folgt der akuten Phase jedoch eine Residualphase mit negativen Symptomen. Solche Restsymptome sind zum Beispiel soziale Isolation, Beeinträchtigung der persönlichen Hygiene, auffallende Sprachmuster (Sprachverarmung), Depressivität oder Antriebsmangel. Bei manchen Verläufen bleiben die Residualsymptome stabil, bei anderen werden sie nach jedem Schub stärker. Der erste Krankheitsschub beginnt typischerweise zwischen Pubertät und dreißigstem Lebensjahr. Bei Frauen beginnt die erste schizophrene Episode in der Regel etwas später als bei Männern (etwa drei Jahre); so genannte Spätschizophrenien (erster Schub nach dem 40. Lebensjahr) treten hauptsächlich bei Frauen auf. Als Grund für diesen geschlechtsspezifischen Unterschied wird eine die Erkrankung eindämmende Wirkung des bei Frauen höheren Östrogenspiegels vermutet.

Besonders problematisch sind schleichend beginnende Fälle, die häufig zu einem chronischen Verlauf der Krankheit führen. Selbst wenn in diesen Fällen eine akute Episode (Schub) den schleichenden Verlauf unterbricht, bleiben die oben beschriebenen Residualsymptome bestehen (Janzarik: "vorauslaufender Defekt").

Prädiktoren für einen günstigen Verlauf sind unauffällige Primärpersönlichkeit, höheres Ausbildungsniveau, gute soziale Anpassung, ungestörte Familienverhältnisse, akuter Krankheitsbeginn, erkennbare psychosoziale Auslösefaktoren und ausgeprägte affektive und paranoide Symptome. Prädiktoren für einen ungünstigen Verlauf sind: soziale Isolation, längeres Bestehen der Episode vor einer Behandlung, vorangegangene psychiatrische Behandlungen, frühere Verhaltensauffälligkeiten (ADHS) und fehlende Beschäftigung.

Gravierend ist auch die Suizidgefahr: Etwa 10–15 % aller Erkrankten sterben durch Selbsttötung; dies betrifft am häufigsten jüngere männliche Erkrankte.


► Schizophrenie bei Kindern

In extrem seltenen Fällen können bei Kindern Formen von schizophrenen Psychosen etwa ab dem achten Lebensjahr auftreten. Die wichtigsten Symptome dabei sind Sprachzerfall, Kontaktverlust und affektive Störungen. Schizophrenien bei Kindern vor dem Schulalter sind nicht diagnostizierbar, da die Symptome die Beeinträchtigung des Denkens, Sprechens, der Wahrnehmung und Gefühlswelt voraussetzen und diese Fähigkeiten in diesem Alter noch nicht hinreichend entwickelt sind. Von der kindlichen Schizophrenie, die als plötzlicher Knick in einer bis dahin normalen Entwicklung verstanden werden muss, muss man den kindlichen Autismus (Kanner-Syndrom und Asperger-Syndrom) unterscheiden. Dieser zeigt sich bereits ab Geburt oder Krabbelalter.


► Schizophrenien im Alter

Bis in die 1980er Jahre wurde angenommen, dass es im höheren Alter nicht zu Ersterkrankungen kommt. Daher wurde die Diagnose von Schizophrenie nur bei Patienten unter 45 Jahren zugelassen. Personen, die Schizophrenie-ähnliche Symptome aufwiesen, aber höheren Alters waren, wurden in der Regel andere Wahnerkrankungen attestiert.

Neue Studien, welche in den Niederlanden und Großbritannien durchgeführt wurden, kamen jedoch zu Ergebnissen, die diese Behauptungen widerlegen. Diesen Untersuchungen zufolge steigt die Zahl der Erstaufnahmen für Schizophrene ab dem 70. Lebensjahr erheblich an und erreicht im hohen Alter Werte, die noch über den Erstaufnahmeraten jüngerer Jahrgänge liegen.
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Ungelesener Beitrag von Salva » Mo, 16. Nov. 2015, 00:03

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