Was ist ein "Ehrenmord"?
Verfasst: Sa, 18. Jun. 2016, 10:43
Um der Frage, "Was ist ein "Ehrenmord"?" auf den Grund zu gehen, soll zunächst das Wort "Ehre" und dessen Bedeutung in anderen Kulturen beschrieben werden. Sehr gute Erklärungen zu diesem Thema finden sich bei unserem Partner Forum
Daraus:
► Was ist Ehre?
Ein Ehrenmord bezeichnet einen Mord nach einem ganz spezifischen Muster. Folgende Aspekte können bei der Identifizierung helfen:
• Ist der Mord mit anderen Familienmitgliedern geplant oder handelt es sich um einen (nicht nur angeblichen) Einzeltäter?
• War die Tat überhaupt geplant oder geschah sie tatsächlich im Affekt?
• Ist der Täter nach der Tat bestürzt oder fühlt er sich im Recht?
• Hält das Täterumfeld die Tat für richtig, und demonstriert die Familie Solidarität?
• Gibt es Aussagen des Täters (nicht nur zur Tat), die sich auf die Ehre beziehen? Hat er früher schon einmal etwas mit seiner Ehre rechtfertigt?
• Die Heirat war keine Liebesheirat, sondern eine Zwangsheirat oder arrangierte Ehe. Dazu gehört häufig, dass die Braut bei der Hochzeit sehr jung war, manchmal minderjährig. Braut und Bräutigam kannten sich vorher nur minimal.
• Braut und Bräutigam sind miteinander verwandt, sie sind beispielsweise Cousin und Cousine. Einer der beiden reist im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Deutschland (oder in den Westen) ein. Allerdings dauert es oft Monate oder Jahre, bis der Mann die Frau nachholt.
• Kommt die Frau nach Deutschland, lebt sie jahrelang bei den Eltern des Mannes und führt deren Haushalt. Nicht, weil man sich so gut versteht, sondern weil die Eltern die Frau kontrollieren, während der Mann arbeitet oder aus anderen Gründen nicht zu Hause ist.
• Die Frau kann während der Beziehung kein Deutsch lernen. Ein Kursbesuch wird ihr verboten. Oft darf sie nicht einmal allein aus dem Haus.
• Nach Misshandlungen trennt sich das spätere Opfer vom Täter, was der Täter nicht akzeptiert. In einigen Fällen lebt ein bereits geschiedenes Paar (gegen den Willen der Frau) noch zusammen. In anderen Fällen bedroht und belästigt der Täter das Opfer massiv (Stalking).
• Der Täter legt ganz unterschiedliche Maßstäbe an sein eigenes (sexuelles) Verhalten und an das des Opfers an. Er begründet dies durch die Geschlechterrollen. Zum Beispiel: Er selbst hat (tatsächliche oder behauptete) Affären, bringt aber seine Frau um, weil sie angeblich einen anderen Mann angeschaut hat.
• Der Täter kommt aus einer Familie, die einen türkischen (marokkanischen, irakischen ...) Ehrbegriff pflegt.
• In Fällen, in denen der Täter nicht der Mann oder Exmann des Opfers ist, wird oft das jüngste männliche Familienmitglied ausgewählt, da er die geringste Strafe zu erwarten hat.
Wichtig: Selbstverständlich weist nicht jeder Ehrenmord all diese Aspekte auf. Die Auflistung hilft aber, Ehrenmorde besser zu identifizieren.
Daraus:
► Was ist Ehre?
► Wann ist ein Mord ein Ehrenmord?Die türkische Ehre, auf die sich ein Mörder beruft, hat nichts mit der deutschen Ehre zu tun, die einem zuteil wird, wenn man das Bundesverdienstkreuz erhält, hohen Besuch empfängt oder ein Versprechen gibt. Das leicht altertümlich klingende deutsche Wort drückt ein besonders positives, vornehmes, erhebendes Gefühl aus. In der Regel wird die Ehre verdient: Man ehrt einen Wissenschaftler für seine Forschung oder eine Politikerin für ihre Bemühungen um den Frieden.
In der türkisch-islamischen Kultur dagegen wird die namus nicht verdient, sondern verteidigt. Auch Seyran Ateş, eine der profiliertesten deutschen Frauenrechtlerinnen aus der Türkei, weist in ihrem Buch Der Multikulti-Irrtum auf die völlig unterschiedliche Bedeutung hin: „Wer in einem türkischen Zusammenhang namus hört, assoziiert damit zum überwiegenden Teil nicht etwas Positives, sondern eine Last, etwas, was es zu behüten gilt und wofür man bereit ist, sein Leben zu geben, etwas, was man ganz schnell verlieren kann und damit dann auch seine Existenzberechtigung.“ Denn wer seine Ehre nicht verteidigt, wird zum namussuz adam, zum ehrlosen Mann. Das ist „das Schlimmste“, was einem Türken passieren kann.
Doch das greift zu kurz: Denn es gibt Morde, die nur als Ehrenmord getarnt werden, in denen es in Wirklichkeit aber um etwas anders geht, zum Beispiel um Geld oder Land oder um die Vertuschung eines anderen Verbrechens, zum Beispiel Inzest. Auf der anderen Seite gibt es Mörder, die für die Ehre töten, sich aber hüten, das Wort Ehre überhaupt in den Mund zu nehmen.Eine gängige Definition lautet:
Ein Mord ist ein Ehrenmord, wenn der Täter als Motiv für seine Tat die Familienehre angibt.
Ein Ehrenmord bezeichnet einen Mord nach einem ganz spezifischen Muster. Folgende Aspekte können bei der Identifizierung helfen:
• Ist der Mord mit anderen Familienmitgliedern geplant oder handelt es sich um einen (nicht nur angeblichen) Einzeltäter?
• War die Tat überhaupt geplant oder geschah sie tatsächlich im Affekt?
• Ist der Täter nach der Tat bestürzt oder fühlt er sich im Recht?
• Hält das Täterumfeld die Tat für richtig, und demonstriert die Familie Solidarität?
• Gibt es Aussagen des Täters (nicht nur zur Tat), die sich auf die Ehre beziehen? Hat er früher schon einmal etwas mit seiner Ehre rechtfertigt?
• Die Heirat war keine Liebesheirat, sondern eine Zwangsheirat oder arrangierte Ehe. Dazu gehört häufig, dass die Braut bei der Hochzeit sehr jung war, manchmal minderjährig. Braut und Bräutigam kannten sich vorher nur minimal.
• Braut und Bräutigam sind miteinander verwandt, sie sind beispielsweise Cousin und Cousine. Einer der beiden reist im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Deutschland (oder in den Westen) ein. Allerdings dauert es oft Monate oder Jahre, bis der Mann die Frau nachholt.
• Kommt die Frau nach Deutschland, lebt sie jahrelang bei den Eltern des Mannes und führt deren Haushalt. Nicht, weil man sich so gut versteht, sondern weil die Eltern die Frau kontrollieren, während der Mann arbeitet oder aus anderen Gründen nicht zu Hause ist.
• Die Frau kann während der Beziehung kein Deutsch lernen. Ein Kursbesuch wird ihr verboten. Oft darf sie nicht einmal allein aus dem Haus.
• Nach Misshandlungen trennt sich das spätere Opfer vom Täter, was der Täter nicht akzeptiert. In einigen Fällen lebt ein bereits geschiedenes Paar (gegen den Willen der Frau) noch zusammen. In anderen Fällen bedroht und belästigt der Täter das Opfer massiv (Stalking).
• Der Täter legt ganz unterschiedliche Maßstäbe an sein eigenes (sexuelles) Verhalten und an das des Opfers an. Er begründet dies durch die Geschlechterrollen. Zum Beispiel: Er selbst hat (tatsächliche oder behauptete) Affären, bringt aber seine Frau um, weil sie angeblich einen anderen Mann angeschaut hat.
• Der Täter kommt aus einer Familie, die einen türkischen (marokkanischen, irakischen ...) Ehrbegriff pflegt.
• In Fällen, in denen der Täter nicht der Mann oder Exmann des Opfers ist, wird oft das jüngste männliche Familienmitglied ausgewählt, da er die geringste Strafe zu erwarten hat.
Wichtig: Selbstverständlich weist nicht jeder Ehrenmord all diese Aspekte auf. Die Auflistung hilft aber, Ehrenmorde besser zu identifizieren.