Schon Mitglied bei Allcrime?
Werde jetzt Teil unserer Community und du kannst auf unserer kostenlosen und werbefreien Kriminalplattform u.a. Themen erstellen, Beiträge verfassen, chatten, dich privat mit anderen Mitgliedern austauschen sowie alle Board-Funktionen nutzen. [Mitglied werden]

Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

Diskussionsleitung
Eagle
Beiträge zum Thema: 8
Reaktionen:
Status: Offline

Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#1

Ungelesener Beitrag von Eagle » Sa, 10. Okt. 2015, 15:40

1985 wurde Jens Söring (48) damals 18, wegen Doppelmord an den Eltern seiner damaligen Freundin verurteilt. All die Jahre kämpfte er um seine Freilassung und beteuerte seine Unschuld, nun scheint er die Hoffnung aufgegeben zu haben.

Bild nicht mehr vorhandenJens Söring scheint nach 30 Jahren Kampf die Kraft zu verlassen.
Bonn/Dillwyn (Virginia)

Große Sorge um Jens Söring! Der Bonner Diplomatensohn sitzt seit rund 30 Jahren wegen Doppelmordes im US-Knast in Dillwyn. All die Jahre kämpfte der inzwischen 48-Jährige wie ein Löwe um einen Freispruch und hatte – trotz vieler Rückschläge – immer noch Hoffnung. Doch jetzt scheint er an dem langen Kampf zu zerbrechen…
Sein letztes Schreiben aus dem Gefängnis lässt bei seinen Freunden und Unterstützern die Alarmglocken schrillen. „Eigentlich hatte ich vor, mich in diesem Newsletter von Euch allen zu verabschieden“, schreibt Jens. Denn, so erklärt er resigniert, es bestünde nun fast keine Möglichkeit mehr, dass er vor dem Ende der Amtszeit des gegenwärtigen Gouverneurs von Virginia noch befreit werden könne. Höchstens im Sommer 2017 – also in knapp zwei Jahren…
„Aber ich glaube nicht, dass ich so lange aushalten kann“, schreibt Jens. „Ich schaffe es jetzt schon kaum noch, mich von Tag zu Tag durchzuhangeln.“
Produzent Vetter. „Es ist ein Blockbuster-Thema. Wir wollen, dass mit diesem Film* noch mal eine Diskussion gestartet wird“, erklärt er. Geplanter Start: Ende 2015/Anfang 2016 – zeitgleich in Europa und Amerika.
express.de

Trailer zum Film* "Das Versprechen"

promise-movie.de



Diskussionsleitung
Eagle
Beiträge zum Thema: 8
Reaktionen:
Status: Offline

Re: USA/D: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#2

Ungelesener Beitrag von Eagle » So, 11. Okt. 2015, 10:45

Jens Söring wurde am 1. August 1966 als Sohn ein eines deutschen Diplomaten in Bangkok/Tailand geboren und ist deutscher Staatsbürger.

1986 wurde Söring in London verhaftet, 1990 an die USA ausgeliefert, dort des Doppelmordes an Derek und Nancy Haysom, den Eltern seiner Freundin Elizabeth Haysom, angeklagt und inhaftiert.

Seit April 1986 befindet Jens Söring sich in Haft, Häftling Nr. 179212, derzeit im „Buckingham Correctional Center“ in Dillwyn, Virginia. Sein Revisiosgesuch wurde 2001 vom Obersten Gerichtshof der USA abgelehnt.

Der Fall

1984 nahm J.S. sein Studium an der Universität Virginia auf, lernte dort die Studentin Elizabeth Haysom kennen und verliebte sich in sie. Am 30. März 1985 wurden die Eltern von Elizabeth, Derek und Nancy Haysom, in ihrem Haus ermordet und einige Tage später von einem Nachbarn gefunden.

Nachdem Jens Söring und Elizabeth Haysom in den Focus der Polizei/Ermittler gerieten, flüchteten sie im Oktober nach England. Im April 1986 wurden beide wegen Scheckbetruges in London verhaftet, sie gestanden zunächst den Mord an Derek und Nacy Haysom, zogen die Geständnisse später zurück.

Nach ihrer Auslieferung an die USA beschuldigte Elizabeth Haysom, in ihrem Prozess 1987, Jens Söring den Mord begangen zu haben und bekannte sich zur Anstiftung des Mordes. Sie wurde zu 90 Jahren Haft verurteilt. Jens Söring beteuerte seine Unschuld.

1990 wurde Jens Söring, nach einer Entscheidung des EGH, unter der Veraussetzung nicht zum Tode verurteilt zu werden, an die USA ausgeliefert und wurde dort zu 2 x lebenslänglicher Haft verurteilt. Indiz: Ein am Tatort gefundener Sockenabdruck stammte, lt. den Ermittlern, von Söring.

In seinem Prozess sagte er aus, dass er mit seinem Geständnis seine Freundin, die den Mord begangen habe, schützen wollte und er der Meinung war diplomatische Immunität zu besitzen und nach Deutschland ausgeliefert zu werden.

Jens Söring stellte mehrere Bewährungsgesuche, das 7. wurde nach 26 Jahren trotz DNA-Tests und einem neuen Entlastungszeugen, im Juli 2011 abgelehnt.
Am 24. September 2009 gab das gerichtsmedizinische Institut Virginias das Testergebnis („Certificate of Analysis“) bekannt, demzufolge 42 Blutspuren in Sörings Fall gefunden und getestet wurden.Von diesen konnte keine einzige ihm bzw. Elizabeth Haysom zugeordnet werden.
Am 19. Januar 2011 reichte Sörings Anwältin Gail A. Ball ein Gnadengesuch an Gouverneur McDonnell ein, welches auf diesen DNA-Testergebnissen basiert.
Im Juni 2012 und im Sommer 2014 wandten sich Abgeordnete des Bundestages, mit der Bitte Jens Söring in deutsche Haft zu überstellen, an den jeweils amtierenden Gouverneur von Virginia, Robert McDonnell / Terence Richard McAuliffe in Verbindung, im August des gleichen Jahres erfolgte die Absage und das 8. Bewährungsgesuch wurde abgelehnt.

wikipedia

Zur Hompage von Jens Soering

Diskussionsleitung
Eagle
Beiträge zum Thema: 8
Reaktionen:
Status: Offline

Re: USA/D: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#3

Ungelesener Beitrag von Eagle » So, 11. Okt. 2015, 11:54

Die Beziehung von Jens Söring und Elizabeth Haysom

Bild nicht mehr vorhandenUnter Anklage: Elizabeth Haysom im Jahr 1987, Jens Söring im Jahr 1990

Jens Söring (18) ist zum Zeitpunkt der Tat erst einige Monate mit Elisabeth (Elizabeth Roxanne Haysom wird in Salisbury, Rhodesien, heute Harare, Zimbabwe geboren), zusammen.
Sie geben ein ungleiches Paar ab, die zwei Jahre ältere Elizabeth gilt als das begehrteste Mädchen im Jahrgang. Söring bezeichnet sie als "Bienenkönigin", versehen mit einer besonderen Aura, attraktiv, klug, bisexuell, geheimnisvoll und drogenerfahren.
Der Tattag
Es sollte ein Wochenendtrip sein, er und Elizabeth reisen am Tag der Tat in die nicht weit entfernte Hauptstadt Washington. Allerdings, so erzählt es Söring, fährt Elizabeth noch am selben Nachmittag zurück nach Bedford. Sie habe Schulden bei ihrem Dealer und müsse für ihn Drogen transportieren. Erst in der Nacht kehrt sie zurück nach Washington, wo ihr Freund im Hotel auf sie wartet.
Unter Schock und bleichgesichtig erzählt sie ihm, was wirklich passiert ist: Sie habe ihre Eltern umgebracht, sie hätten es verdient. Er, Jens, müsse ihr nun helfen.
Jens Söring wird für das brutale Verbrechen verurteilt.
Die Eheleute Derek und Nancy Haysom werden am 30. März 1985 in ihrem Haus in Bedford mit insgesamt 48 Messerstichen ermordet. Ihnen sind die Kehlen durchschnitten, so tief, dass die Köpfe beinahe vom Rumpf getrennt sind. Zeugen gibt es nicht, auch die Tatwaffe wurde nie gefunden.
welt.de

Diskussionsleitung
Eagle
Beiträge zum Thema: 8
Reaktionen:
Status: Offline

Re: USA/D: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#4

Ungelesener Beitrag von Eagle » So, 11. Okt. 2015, 12:21

5.05.2015 - 17:39 Uhr

Die Ende 2015/Anfang 2016 in die Kinos kommende Dokumentation sorgt schon jetzt für Aufregung. Der ehemalige US-Mordermittler äussert sich:
„Nie und nimmer hätte dieser kleine Junge jemandem so viel Schaden zu fügen können“, erklärt jetzt Chuck Reid vor laufender Kamera. „Er war wie ein rotwangiges 18 Jahre altes Kindchen.“
Ein öffentlicher Zweifel an Sörings Schuld von einem amerikanischen Chef-Ermittler! Was bewirkt die Aussage, wenn der Film mit dem Titel „Das Versprechen“ neben Europa auch in den USA in die Kinos kommt und Reid groß über die Leinwand flimmert?
express.de

Diskussionsleitung
Eagle
Beiträge zum Thema: 8
Reaktionen:
Status: Offline

Re: USA/D: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#5

Ungelesener Beitrag von Eagle » So, 3. Jul. 2016, 14:48

Die Dokumentation über den Fall Jens Söring "Das Versprechen" läuft ab 27. Oktober 2016 in den Kinos an und war bis zum 01.07.2016 auf den Münchner Filmfestspielen zu sehen
Wie nah große Liebe und Verbrechen beieinander liegen können, zeigt der Dokumentarfilm „Das Versprechen“. Er rollt den brutalen Doppelmord an dem Ehepaar Nancy und Derek Haysom im Jahr 1985 auf, für den Jens Söring, der deutsche Freund ihrer Tochter Elisabeth, verurteilt wurde. Als Sprecher sind Imogen Poots und Daniel Brühl zu hören. Mehr als drei Jahre lang recherchierten Karin Steinberger und Marcus Vetter mit ihrem Team diesen Mordfall, der weltweit Aufsehen erregte.

Dabei fanden sie neue Beweise, zum Beispiel, dass keine der am Tatort gefundenen Blutspuren Jens Söring zuzurechnen sind. Ein brisanter Dokumentarfilm über eine große Liebe und einen großen Verrat und über das amerikanische Rechtssystem, das sich selbst nicht mehr zu hinterfragen scheint.
Das Versprechen
mehr dazu Jens Söring
und beim Freundeskreis Jens Söring

Benutzeravatar
Jenny G.
Level 2
Level 2
Beiträge zum Thema: 4
Reaktionen: 21
Beiträge: 181
Registriert: 22.06.2015
Status: Offline

Re: USA/D: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#6

Ungelesener Beitrag von Jenny G. » Sa, 9. Jul. 2016, 16:18

Interessant. Wußte gar nichts von diesem Film oder Doku. Danke Y:Y
0

Diskussionsleitung
Eagle
Beiträge zum Thema: 8
Reaktionen:
Status: Offline

Re: USA/D: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#7

Ungelesener Beitrag von Eagle » Sa, 9. Jul. 2016, 17:02

Gerne @Jenny G., hast du sicher überlesen :) - schau mal hier

Benutzeravatar
sweetdevil31
Forum Moderator
Forum Moderator
Beiträge zum Thema: 2
Reaktionen: 102
Beiträge: 6156
Registriert: 05.08.2014
Geschlecht:
Alter: 51
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#8

Ungelesener Beitrag von sweetdevil31 » Fr, 26. Aug. 2016, 06:38

Nach 30 Jahren Haft
Kommt Jens Söring endlich aus dem Gefängnis?

25.08.16, 20:10 Uhr
Der Bonner Diplomatensohn schmort seit mehr als 30 Jahren in Amerika wegen eines bestialischen Doppelmordes im Gefängnis, den er nicht begangen haben will.
Bild nicht mehr vorhandenEin aktuelles Foto von Jens Söring aus dem US-Gefängnis.
Jetzt sind völlig überraschend neue DNA-Beweise aufgetaucht – diese entlasten Jens stark!

Söring beteuert schon seit Ewigkeiten seine Unschuld. Sein Kampf voller Hoffnung, herber Rückschläge und zermürbendem Warten – hat er jetzt endlich ein Ende?

Die neuen Beweise belegen: Ein anderer Mann muss am Tatort gewesen sein! Er hinterließ seine DNA: Blut.
...
Zum vollständigen Bericht Express
0

Diskussionsleitung
Eagle
Beiträge zum Thema: 8
Reaktionen:
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#9

Ungelesener Beitrag von Eagle » Fr, 26. Aug. 2016, 19:55

Laut der Frankfurter Allgemeinen, die sich auf den "Freundeskreis Jens Söring" beruft, hat Steven D. Rosenfield, Anwalt von Jens Söring, am 22.08.2016 eine Petition eingereicht um um die Entlassung von J.S. zu erreichen. Die Forderung stützt sich auf neue DNA-Beweise, die vor ca. 3 Wochen aufgetaucht sind und Jens Söring entlasten sollen. In dem Schreiben an den Gouverneur wird "Absolute Pardon" gefordert, die Anerkennung von J.S. Unschuld.
(...) Demnach habe die Wissenschaftlerin Shelley S. Edler vom gerichtsmedizinischen Institut von Virginia bestätigt, dass zwei der elf Blutproben, die im Jahr 2009 erfolgreich auf DNA getestet wurden, der Blutgruppe 0 entsprachen. Da die beiden Opfer die Blutgruppen A und AB hatten, müsse das am Tatort gefundene Blut vom Täter stammen. Edler zufolge sei aber Jens Söring definitiv als möglicher Urheber der zwei Blutspuren durch DNA-Analyse ausgeschlossen. Weitere Beweise, auf die sich Rosenfields Petition neben den neuen DNA-Beweisen stützen, sind ein Experte für falsche Geständnisse sowie eine Stellungnahme des ursprünglich leitenden Ermittlers.

Bernadette Faber kennt Jens Söring seit neun Jahren. Sie hat 2007 in der ZDF-Reportage 37 Grad von dessen Schicksal gehört und unterstützt ihn seitdem, wie sie im Gespräch mit dieser Zeitung mitteilte. Auf die Frage, wie es Söring zur Zeit geht, antwortete Faber: „Es geht ihm momentan recht gut, er ist zuversichtlich, aber er hat auch Angst, dass er ein weiteres Mal zum politischen Spielball im Wahlkampf in Virginia gemacht wird.“ (...)
(...) Weniger nett gegenüber Söring zeigte sich bislang Virginias jetziger Gouverneur McAuliffe: 2014 sprach sich der Nachfolger McDonnells nach einer entsprechenden Petition dagegen aus, die Haftüberstellung nach Deutschland wieder aufzugreifen. Es bleibt nun abzuwarten, wie er auf die neuen Erkenntnisse reagieren wird, auf die Sörings Anwalt in seinem Gesuch eingeht.

Diskussionsleitung
Eagle
Beiträge zum Thema: 8
Reaktionen:
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#10

Ungelesener Beitrag von Eagle » Fr, 26. Aug. 2016, 20:10

Dazu ein interessanter Bericht, bereits aus 2015 WDBJ7 Bild nicht mehr vorhandenChuck Reid, a retired law enforcement officer
As convicted killer Jens Soering fights to clear his name and get out of prison, he's getting some indirect help from an unlikely source. One of the original detectives who investigated the murders of Derek and Nancy Haysom says he has doubts about Soering's guilt.

"To be honest with you, I've had my reservations for a long time," said Chuck Reid, a retired law enforcement officer.

Reid was an investigator with the Bedford County Sheriff's Office in 1985, when Derek and Nancy Haysom were found dead with multiple stab wounds at their home in Boonsboro. He was assigned to find killer and, to him, Jens Soering wasn't the most likely suspect (...)
The suspect was female and knew the victims," Reid said, reading from a statement written by Bedford County's Commonwealth's Attorney in 1985, which Reid says is alluding to a FBI criminal profile.

No one has been able to find a written copy of the profile, but Reid believes that document and other evidence was overlooked and should have been used by Soering's defense in 1990.

"I don't want to see any innocent man or woman go to jail," Reid said. "On the other hand I don't want to see any criminal walking the streets."

Benutzeravatar
Snoopy
Level 1
Level 1
Beiträge zum Thema: 19
Reaktionen: 1
Beiträge: 132
Registriert: 26.01.2015
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#11

Ungelesener Beitrag von Snoopy » Sa, 1. Apr. 2017, 19:25

Der letzte Antrag auf Entlassung zur Bewährung wurde wieder abgelehnt... trotz der im Jahr 2016 nochmal stark intensivierten Bemühungen des Unterstützerkreises, Ungereimtheiten und Widersprüche des Falles aufzudecken und darzulegen. Über das Gesuch der Freilassung wegen erwiesener Unschuld, das im letzten Sommer eingereicht wurde, ist alleredings noch keine Entscheidung gefallen. Allerdings halte ich es für äußerst unwahrscheinlich, dass dem entsprochen wird...
The board rejected Soering’s request for parole, the prisoner learned Friday. In addition to parole, Soering has been seeking a full pardon from Gov. Terry McAuliffe (D). The pardon request is still under consideration, said Brian Moran, McAuliffe’s secretary of public safety and homeland security.

“His claim of innocence is still being processed and investigated by [the] parole board,” Moran said by text message.

The board alone decides on requests for parole, but it makes recommendations to the governor on pardon petitions.

This was Soering’s 12th go-round with the board but the first to follow two developments that he and supporters thought would boost his chances for release. One was a German documentary last year that raised new questions about his conviction. The other was a new analysis of evidence indicating that Soering was not the source of type-O blood found at the scene, as prosecutors had contended at his 1990 trial.
Quelle: https://www.washingtonpost.com/local/vi ... 41147d68bd
0

Benutzeravatar
Snoopy
Level 1
Level 1
Beiträge zum Thema: 19
Reaktionen: 1
Beiträge: 132
Registriert: 26.01.2015
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#12

Ungelesener Beitrag von Snoopy » Mo, 3. Apr. 2017, 10:39

In der Tat, mit dem Pardon wird es wohl auch nichts - war ja kaum anders zu erwarten:
Söring schrieb noch am Sonntag, dass die einzig gute Nachricht sei, dass der Antrag auf seine Unschuldserklärung, den sein Anwalt im August letzten Jahres mit den neuen DNS-Erkenntnissen eingereicht hatte, wohl noch nicht entschieden wurde. Zur gleichen Zeit wurde über die Medien bekannt, dass der Gouverneur angedeutet habe, auch die Unschuldserklärung abzulehnen.
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/panorama/usa ... -1.3447155
0

Benutzeravatar
Salva
Administrator
Administrator
Beiträge zum Thema: 17
Reaktionen: 519
Beiträge: 7783
Registriert: 05.08.2014
Geschlecht:
Wohnort: Cadolzburg
Alter: 57
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#13

Ungelesener Beitrag von Salva » Mo, 3. Apr. 2017, 19:40

Die amerikanische Justiz wird einen Teufel tun und Jens Söring begnadigen! Denen geht es alleine schon um's Prinzip. Das zeigt auch der Fall Dieter Riechmann obwohl längst erwiesen ist, wie da gelogen und betrogen wurde. Klar... bei uns wäre ein 19-Jähriger nach so einer Tat längst wieder in Freiheit. Wenn denn die Beweismittel für dessen Verurteilung ausreichend bzw. hinreichend begründet gewesen wären. Im Fall Söring sehe ich das nach wie vor nicht. Haysom war cleverer: sie hat ihren Deal gemacht und musste deshalb nicht auf dem Blitz reiten!

Er sei unglaublich enttäuscht und überrascht, schrieb Jens Söring noch am Freitag. "Für mich ist diese Entscheidung absolut unverständlich nach all den neuen Erkenntnissen." Er werde trotzdem nicht aufgeben zu kämpfen. "Der Staat hat mir entsetzliches Leid angetan in den letzten 31 Jahren, er hat mir mein Leben und meine Freiheit geraubt, diese Entscheidung ist nur ein weiteres Unrecht, nein, es ist eine Straftat." Söring schrieb noch am Sonntag, dass die einzig gute Nachricht sei, dass der Antrag auf seine Unschuldserklärung, den sein Anwalt im August letzten Jahres mit den neuen DNS-Erkenntnissen eingereicht hatte, wohl noch nicht entschieden wurde. Zur gleichen Zeit wurde über die Medien bekannt, dass der Gouverneur angedeutet habe, auch die Unschuldserklärung abzulehnen.
jenssoering.de/SZ, 3. April 2017

Das sehe ich nicht so. In diese Lage hat er sich ganz alleine gebracht und zwar egal, ob schuldig oder nicht.
0

Benutzeravatar
Snoopy
Level 1
Level 1
Beiträge zum Thema: 19
Reaktionen: 1
Beiträge: 132
Registriert: 26.01.2015
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#14

Ungelesener Beitrag von Snoopy » Mo, 3. Apr. 2017, 23:45

Salva » 03 Apr 2017, 19:40 hat geschrieben:Das sehe ich nicht so. In diese Lage hat er sich ganz alleine gebracht und zwar egal, ob schuldig oder nicht.
Naja... wenn Sörings Story so stimmen würde, wie er sie erzählt, könnte man ihm doch nicht viel vorwerfen, oder? Dass EH in diesem Fall akut von der Todesstrafe bedroht gewesen wäre, ist wohl kaum zu leugnen... und dass er sie davor bewahren wollte, finde ich jetzt nicht wirklich verwerflich. Hätte es in der Situation eine Alternative zur Flucht gegeben? Mir fällt jedenfalls keine ein. Allerdings wäre es wohl besser gewesen, auf direktem Wege nach Deutschland zu reisen und sich dort den Behörden zu stellen. Aber meine Güte, 19 Jahre alt und blind vor Liebe... da macht man solche Fehler. Ein lapidares "hat er sich doch selbst eingebrockt" fände ich angsichts der fatalen Folgen dieser jugendlichen Fehleinschätzung schon ganz schön hart...
0

Benutzeravatar
Jenny G.
Level 2
Level 2
Beiträge zum Thema: 4
Reaktionen: 21
Beiträge: 181
Registriert: 22.06.2015
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#15

Ungelesener Beitrag von Jenny G. » Di, 4. Apr. 2017, 12:52

Was mich irritiert ist, dass das Blut bzw. die DNA erst 2016 aufgetaucht ist?
Das hätte man doch sicher schon einige Jahre früher testen können/müssen :lying:

Klar, hat er es sich "selbst eingebrockt". Aber es gibt leider immer wieder Fälle, wo Jugendliche sich aufgrund ihrer Liebe zu einer anderen Person, von der sie absichlich manipuliert werden, in diese Lage bringen :(
0

Benutzeravatar
Salva
Administrator
Administrator
Beiträge zum Thema: 17
Reaktionen: 519
Beiträge: 7783
Registriert: 05.08.2014
Geschlecht:
Wohnort: Cadolzburg
Alter: 57
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#16

Ungelesener Beitrag von Salva » Di, 4. Apr. 2017, 21:53

Snoopy hat geschrieben:Naja... wenn Sörings Story so stimmen würde, wie er sie erzählt, könnte man ihm doch nicht viel vorwerfen, oder? Dass EH in diesem Fall akut von der Todesstrafe bedroht gewesen wäre, ist wohl kaum zu leugnen... und dass er sie davor bewahren wollte, finde ich jetzt nicht wirklich verwerflich.
[...]
Aber meine Güte, 19 Jahre alt und blind vor Liebe... da macht man solche Fehler. Ein lapidares "hat er sich doch selbst eingebrockt" fände ich angsichts der fatalen Folgen dieser jugendlichen Fehleinschätzung schon ganz schön hart...
:thinking: Ich weiß ja nicht... wenn ein hochbegabter und -intelligenter Stipendiat einen äußerst brutalen und grausamen Elternmord deckt, sich dann von Tannen macht und zudem weitere Straftaten begeht, kann man wohl kaum noch von jugendlichen Leichtsinn oder Fehler sprechen. Oder etwa doch?
0

Benutzeravatar
Snoopy
Level 1
Level 1
Beiträge zum Thema: 19
Reaktionen: 1
Beiträge: 132
Registriert: 26.01.2015
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#17

Ungelesener Beitrag von Snoopy » Di, 4. Apr. 2017, 22:14

Jenny G. » 04 Apr 2017, 12:52 hat geschrieben:Was mich irritiert ist, dass das Blut bzw. die DNA erst 2016 aufgetaucht ist?
Das hätte man doch sicher schon einige Jahre früher testen können/müssen :lying:
Da Blut war natürlich schon von Anfang an vorhanden :). 1985 konnte man die DNA aber noch nicht bestimmen, und hat daher im Wesentlichen nur eine Blutgruppenanalyse gemacht. Und 2009 wurden an den asservierten Spuren dann DNA-Analysen durchgeführt. Beim Vergleich beider Analysen kann man sehen, dass das festgestellte DNA-Profil bei zwei Proben des Blutes, das laut der Untersuchung von 1985 die Blutgruppe 0 aufwies, nicht zu JS passt. Darüberhinaus ist das DNA-Profil bei zwei Proben des Blutes der Blutgruppe AB (die Blutgruppe der getöteten Mutter von EH) keiner Frau, sondern einem Mann zuzuordnen. JS sagt, eine entsprechende Information habe man ihm 2009 nicht zukommen lassen... und ihm selbst sei diese Diskrepanz erst im Sommer letzten Jahres zufällig aufgefallen, da er zu dem Zeitpunkt eine Kopie der Blutgruppenanalyse von 1985 erhalten habe, die schon seit langer Zeit zusammen mit anderen Akten in Deutschland gelagert werde.
0

Benutzeravatar
Snoopy
Level 1
Level 1
Beiträge zum Thema: 19
Reaktionen: 1
Beiträge: 132
Registriert: 26.01.2015
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#18

Ungelesener Beitrag von Snoopy » Di, 4. Apr. 2017, 22:37

Salva » 04 Apr 2017, 21:53 hat geschrieben:Ich weiß ja nicht... wenn ein hochbegabter und -intelligenter Stipendiat einen äußerst brutalen und grausamen Elternmord deckt, sich dann von Tannen macht und zudem weitere Straftaten begeht, kann man wohl kaum noch von jugendlichen Leichtsinn oder Fehler sprechen. Oder etwa doch?
Wie auch immer man das nennen will... das rechtfertigt aber doch alles keine Inhaftierung eines Heranwachsenden bis zum Lebensende, oder?

Und überhaupt... unabhängig davon, was JS sich hat zuschulden kommen lassen, kann die Polizei und Justiz ja trotzdem durchaus auch nicht sauber agiert haben... das eine schließt das andere nicht aus. Genau dieses Gefühl habe ich nämlich in diesem Fall... da legt meiner Meinung nach niemand ehrlich und offen die Karten auf den Tisch. Jeder hat irgendwie gemauschelt und versucht das jetzt zu vertuschen - sowohl JS, als auch Gardner/Updike/Sweeney und Co.. Nur... auf Seiten der Behörden finde ich so eine Vorgehensweise um Lichtjahre verwerflicher als bei einem Angeklagten/Verurteilten...
0

Benutzeravatar
Jenny G.
Level 2
Level 2
Beiträge zum Thema: 4
Reaktionen: 21
Beiträge: 181
Registriert: 22.06.2015
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#19

Ungelesener Beitrag von Jenny G. » Do, 6. Apr. 2017, 14:43

@snoopy: ja, wie sich das mit der DNA verhält weiß ich natürlich auch... aber ich hatte nicht verstanden, warum das erst 2016 sozusagen "ans Licht kam". Jetzt weiß ich es ja :) .
Und da ja Blutspuren von Anfang an da waren, kann ich leider nicht verstehen, warum JS oder auch seine Anwälte hier nicht wesentlich früher auf die DNA-Analyse gepocht haben (wäre ja mind. schon 1998 möglich gewesen). Wenn ich unschuldig im Gefängnis wäre, würde ich doch immer wieder mit meinen Anwälten versuchen einen DNA-Abgleich durchzuboxen um meine Unschuld zu beweisen, oder?
Aber gut, ich bin in diesem Fall nicht so tief drin, vielleicht hab ich da auch was überlesen :thinking:
0

Benutzeravatar
Snoopy
Level 1
Level 1
Beiträge zum Thema: 19
Reaktionen: 1
Beiträge: 132
Registriert: 26.01.2015
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#20

Ungelesener Beitrag von Snoopy » Do, 6. Apr. 2017, 17:12

Jenny G. » 06 Apr 2017, 14:43 hat geschrieben:Und da ja Blutspuren von Anfang an da waren, kann ich leider nicht verstehen, warum JS oder auch seine Anwälte hier nicht wesentlich früher auf die DNA-Analyse gepocht haben (wäre ja mind. schon 1998 möglich gewesen). Wenn ich unschuldig im Gefängnis wäre, würde ich doch immer wieder mit meinen Anwälten versuchen einen DNA-Abgleich durchzuboxen um meine Unschuld zu beweisen, oder?
Aber gut, ich bin in diesem Fall nicht so tief drin, vielleicht hab ich da auch was überlesen :thinking:
Nee, ich glaube, da hast du nichts überlesen ;)! Genau das ist für mich auch einer der ganz entscheidenden Punkte, warum ich JSs Geschichte, so wie er sie immer erzählt, unglaubwürdig finde. Es ist ja nicht nur so, dass er von selbst anscheinend jahrelang keinerlei Anstrengungen unternommen hat, das DNA-Profil der Blutspuren herauszufinden, als schon längst die technischen Möglichkeiten gegeben waren... er hat auch nach der DNA-Analyse durch das Post-Conviction-DNA-Testing Program die Frist ablaufen lassen, innerhalb derer er eine Nachanalyse hätte beantragen können. Angeblich deshalb, weil er gerade so gute Chancen hatte, nach Deutschland überstellt zu werden, und nicht noch ein neues Fass aufmachen wollte... oder so ähnlich. Das mit der Haftüberstellung gelang dann ja Anfang 2010 tatsächlich - für ein paar Tage. Ich frage mich aber trotzdem, warum bei dem Vorgang die Beantragung einer Nachuntersuchung der DNA in irgendeiner Weise schädlich hätte sein können? Und warum er nicht allerspätestens nach der Zurücknahme der Überstellungsbewilligung die DNA-Untersuchung weiterverfolgt hat? Also... diese Erklärung überzeugt mich überhaupt nicht. Mir kommt es eher so vor, als sei an dieser Darstellung etwas ziemlich faul... :OO:

Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit dem Sockenabdruck. Wenn dieser ganz sicher nicht von JS stammen kann, dann wurde ich erwarten, dass er alles versucht, um herauszufinden, ob es nicht doch inzwischen eine wissenschaftliche Methode gibt, wie man den Abdruck näher untersuchen, und ihn selbst als Verursacher möglichst sicher ausschließen könnte. Auch in dieser Hinsicht unternimmt er aber anscheinend überhaupt nichts... außer immer wieder zu betonen, dass das alles "junk science" sei, und man von diesem Sockenabdruck ÜBERHAUPT NICHT auf den Verursacher schließen könne. Das finde ich doch recht seltsam. Vor allem auch deshalb, weil dieser Sockenabdruck von der Form her tatsächlich sehr sehr gut zu seinem eigenen Abdruck passt... viel besser als zu dem von EH!

Aber was man dabei nicht vergessen darf... auch wenn JSs Darstellung nicht komplett stimmen sollte, heißt das im Umkehrschluss ja noch lange nicht, dass dann eben die ihm offiziell vorgeworfene Version zutrifft, und er als Alleintäter die Eltern von EH ermordet hat. Auch gegen diese Version gibt es nämlich aus meiner Sicht einige nicht unerhebliche Argumente. Und irgendwie macht mir vor allem der damalige Ermittler RG mit seinem anhaltenden Drang, sich zu rechtfertigen und anderen immer wieder die Beweismittel gegen JS zu präsentieren, den Eindruck, er ist sich sehr bewusst, dass JS damals sehr unfair über den Tisch gezogen wurde, und möchte sich immer wieder selbst versichern und von anderen die Bestätigung erhalten, dass JS aber doch genauso schuldig sein muss, wie man es damals angenommen hatte. Nunja. Wenn man im Film "Das Versprechen" sein hilfloses Gestottere und Gestikulieren sieht bei der (inzwischen recht eindeutig widerlegten) Behauptung, es habe nie ein Täterprofil existiert, das von einem weiblichen Täter ausging... das spricht aus meiner Sicht Bände :OO:. Und ebenso, dass der zweite Ermittler in dem Fall mittlerweile die Seiten gewechselt hat und sich für JS einsetzt...

Also, vielleicht - und das halte ich für das Wahrscheinlichste - waren "irgendwie" beide am Tatort. Welchen Anteil dann aber JS Söring an der Tat hatte, lässt sich kaum sagen. Vielleicht hat er die Morde auf Anweisung von EH allein begangen... vielleicht waren sie es gemeinschaftlich... vielleicht ist sie ausgerastet und er war völlig überrumpelt davon... vielleicht war er gar nicht direkt während der Morde im Haus, sondern hat nur hinterher beim Beseitigen der Spuren geholfen... wer weiß?

Ich habe jedenfalls das deutliche Gefühl, EH war anders und wesentlich stärker involviert als so, wie es laut offizieller Version der Fall gewesen sein soll. Und die Strafverfolgungsbehörden waren aus irgendeinem Grund überhaupt nicht daran interessiert, aufzuklären, was tatsächlich passiert ist... ganz im Gegenteil. Von daher ist es vielleicht nicht ganz unberechtigt, dass JS seine Verurteilung so vehement als falsch darstellt. Und eine Entlassung nach der langen Haftzeit, die er schon hinter sich hat, ohne dass er irgenwelche Anzeichen gäbe, dass von ihm noch eine Gefahr ausgeht, fände ich ohnehin richtig - egal ob schuldig oder nicht.
0

Benutzeravatar
Salva
Administrator
Administrator
Beiträge zum Thema: 17
Reaktionen: 519
Beiträge: 7783
Registriert: 05.08.2014
Geschlecht:
Wohnort: Cadolzburg
Alter: 57
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#21

Ungelesener Beitrag von Salva » Do, 6. Apr. 2017, 22:38

Snoopy hat geschrieben:Wie auch immer man das nennen will... das rechtfertigt aber doch alles keine Inhaftierung eines Heranwachsenden bis zum Lebensende, oder?
Nehmen wir mal an, Söring ist tatsächlich ein Doppelmörder. Welche Strafe wäre dann angemessen? Nicht vergessen: hätte es diesen Deal vor der Auslieferung nicht gegeben, wäre Söring womöglich längst hingerichtet worden und zwar entsprechend dem bundesstaatlichen Gesetz, nach dem für bestimmte Straftaten die Todesstrafe verhängt wird. Er kann also froh sein, dass er überhaupt noch lebt. Andere hatten da wesentlich weniger Glück, obwohl sie nachweislich unschuldig waren.

Du darfst unser Rechts- und Strafsystem auch nicht mit dem amerikanischen vergleichen. Unser System setzt auf Resozialisierung, das der Ami's auf Rache = drakonische Strafen. Deshalb werden dort mitunter sogar psychisch Kranke hingerichtet oder Minderjährige auf Ewig weggesperrt. Also: Wo immer ich auch lebe, habe ich mich der dortigen Gerichtsbarkeit unterzuordnen. Das verlangen wir z.B. bei den Flüchtlingen oder Asylbewerbern in Deutschland doch auch. Oder nicht? Warum, frage ich dich, sollten die Amis bei Söring eine Ausnahme machen, wenn er von einem amerikanischen Gericht für Schuldig befunden wurde?
0

Benutzeravatar
Snoopy
Level 1
Level 1
Beiträge zum Thema: 19
Reaktionen: 1
Beiträge: 132
Registriert: 26.01.2015
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#22

Ungelesener Beitrag von Snoopy » Fr, 7. Apr. 2017, 10:02

Salva » 06 Apr 2017, 22:38 hat geschrieben:Nehmen wir mal an, Söring ist tatsächlich ein Doppelmörder. Welche Strafe wäre dann angemessen?
Moment mal... dein Punkt war doch, dass JS sich seine Lage selbst zuzuschreiben habe und niemand anderen dafür verantwortlich machen könne, egal ob schuldig oder nicht... und in der darauf folgenden Diskussion waren wir dann von seiner Unschuld an den Tötungsdelikten ausgegangen. Was du hier ansprichst, ist also wieder ein ganz anderes Thema. Kann ich dir aber natürlich auch gerne beantworten :)!

Ich finde die deutschen Strafgesetze nämlich zum großen Teil recht ausgewogen und gut, und gehe da weitgehend mit. Also: Bei einem strafrechtlich noch niemals auffällig gewordenen 18jährigen, dem man mit genügender Sicherheit einen Doppelmord nachweisen kann, wie er in diesem Fall geschehen ist, und bei dem kein Grund zur Annahme einer grundsätzlichen, fortdauernden Gefährlichkeit besteht, halte ich in etwa 10 Jahre Jugendhaft für angemessen.
Salva » 06 Apr 2017, 22:38 hat geschrieben:Nicht vergessen: hätte es diesen Deal vor der Auslieferung nicht gegeben, wäre Söring womöglich längst hingerichtet worden und zwar entsprechend dem bundesstaatlichen Gesetz, nach dem für bestimmte Straftaten die Todesstrafe verhängt wird. Er kann also froh sein, dass er überhaupt noch lebt. Andere hatten da wesentlich weniger Glück, obwohl sie nachweislich unschuldig waren.
Dass JS für amerikanische Verhältnisse noch "Glück" gehabt hat, ist mir durchaus klar. Wobei man sich aber sicherlich auch darüber streiten kann, ob das nun wirklich Glück ist. Ich kann mir gut vorstellen, das einzige, was ihn in seiner jetzigen Situation überhaupt noch antreibt, sind seine Versuche, wieder freizukommen. Wenn er diese Hoffnung nicht mehr hätte, wäre es sehr gut möglich, dass er tatsächlich lieber tot wäre, als bis an sein Lebensende inhaftiert zu bleiben. Das sagt er ja auch des Öfteren, und für mich ist diese Empfindung sehr nachvollziehbar. Mir würde es wahrscheinlich ähnlich gehen.
Salva » 06 Apr 2017, 22:38 hat geschrieben:Du darfst unser Rechts- und Strafsystem auch nicht mit dem amerikanischen vergleichen.
Warum nicht? Natürlich darf ich das :)! Und ich darf das amerikanische System auch kritisieren und äußern, dass manches daran nicht meiner Rechtsauffassung entspricht. Habe ich allerdings noch gar nicht gemacht... oder?

Bemängelt habe ich bisher nur die Grundlage, auf der JS überhaupt erst verurteilt wurde... weil ich einfach nicht erkennen kann, dass seine Schuld mit genügender Sicherheit festgestellt, und naheliegende alternative Szenarien mit genügender Sicherheit ausgeschlossen werden konnten. Das hat aber nichts mit allgemeiner Kritik am amerikanischen Rechtssystem zu tun, denn an sich gilt dort der Grundsatz in dubio pro reo ja ebenso wie in Deutschland auch. Man hat sich halt nur nicht so ganz daran gehalten... so wie es in Deutschland auch gelegentlich der Fall ist.
Salva » 06 Apr 2017, 22:38 hat geschrieben:Unser System setzt auf Resozialisierung, das der Ami's auf Rache = drakonische Strafen. Deshalb werden dort mitunter sogar psychisch Kranke hingerichtet oder Minderjährige auf Ewig weggesperrt. Also: Wo immer ich auch lebe, habe ich mich der dortigen Gerichtsbarkeit unterzuordnen. Das verlangen wir z.B. bei den Flüchtlingen oder Asylbewerbern in Deutschland doch auch. Oder nicht? Warum, frage ich dich, sollten die Amis bei Söring eine Ausnahme machen, wenn er von einem amerikanischen Gericht für Schuldig befunden wurde?
Es geht nicht um eine Ausnahme für JS. Nach meiner Auffassung sollte jeder Verurteilte die Option haben, irgendwann mal wieder aus der Haft entlassen zu werden, wenn die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind.

Sicher ist es nach amerikanischen Maßstäben rechtmäßig, zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe Verurteilte bis an ihr Lebensende in Haft zu behalten... etwas Gegenteiliges habe ich auch nie gesagt. Trotzdem kann ich das aber doch für unangemessen, die Menschenwürde missachtend und somit falsch halten, oder?
0

Benutzeravatar
Jenny G.
Level 2
Level 2
Beiträge zum Thema: 4
Reaktionen: 21
Beiträge: 181
Registriert: 22.06.2015
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#23

Ungelesener Beitrag von Jenny G. » Fr, 7. Apr. 2017, 13:16

Also, wie schon gesagt... ich kenne diesen Fall nicht so detailgetreu und hab auch keine wirkliche Meinung dazu.
Er könnte schuldig sein, er könnte aber auch unschuldig sein.

Allerdings bin auch ich der Meinung, dass EH mitinvolviert war; in welcher Art auch immer.
Und ehrlich gesagt tut es mir für JS auch irgendwie leid, wie das alles für ihn gelaufen ist und dass sich das US-Gericht so quer stellt. Aber er ist halt leider auch bischen mitschuld :disappointed:
0

Benutzeravatar
Salva
Administrator
Administrator
Beiträge zum Thema: 17
Reaktionen: 519
Beiträge: 7783
Registriert: 05.08.2014
Geschlecht:
Wohnort: Cadolzburg
Alter: 57
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#24

Ungelesener Beitrag von Salva » Mo, 10. Apr. 2017, 00:34

@Snoopy

Ich kann einem hochintelligenten 19-Jährigen wesentlich mehr Sinn für Gerechtigkeit und Wissen um sein Tun zumuten als jemanden, dessen Mofa mehr PS hat als er Punkte bei einem IQ Test erreicht und das tue ich auch.
Wurde Söring von Haysom hereingelegt? Mag sein. Aber ab einen gewissen Punkt hätte ihm klar sein müssen, dass es einfach nicht richtig sein kann, einen Doppelmord zu decken. Das Tatmotiv darf dabei niemals eine Rolle spielen, selbst wenn es in manchen Fällen durchaus nachvollziehbar ist. Söring hat sich selbst in diese Lage gebracht und noch schlimmer: sogar bewusst! Schon deshalb hält sich mein Mitleid doch sehr in Grenzen und ich ändere meine Meinung diesbzgl. nicht.

Eine andere Frage betrifft das Strafmaß:
Ist Söring tatsächlich unschuldig, dürfte er nicht bestraft werden. Somit wäre diese Zeit im Knast weitaus mehr als nur eine Katastrophe. Ist er es nicht, sehe ich aufgrund eben seiner überragenden Intelligenz und seiner Handlungsfähigkeit - die er ja bis heute jedem unter die Nase reibt - keine mildernden Umstände. Das Problem ist nur, dass das amerikanische Strafsystem ein wenig anders tickt als das Deutsche und nicht auf Resozialisierung, sondern auf Bestrafung basiert. Aber auch dieser Umstand war Söring durchaus bekannt. Ob so ein System angemessen bzw. besser ist als ein anderes, soll dabei jeder selbst beurteilen. Ich verabscheue das amerikanische Justizwesen und erst recht dessen Vollzug. Aber nicht die Höhe bzw. Dauer der Haftstrafen, wenn es denn den Richtigen trifft. Die Todesstrafe lehne ich dabei aber ganz entschieden ab. U.a. aus Gründen der Menschlichkeit.

Was Söring's Schuld oder Unschuld betrifft:
Für mich basierte der Prozess auf Indizien + mehr Lug und Betrug und ich habe nie einen Hehl daraus gemacht: Söring hätte niemals verurteilt werden dürfen. Das ist übrigens der einzige Grund weshalb auch ich der Meinung bin, dass Söring nach Deutschland überstellt und Aussicht auf ein Leben in Freiheit bekommen sollte.
0

Benutzeravatar
Snoopy
Level 1
Level 1
Beiträge zum Thema: 19
Reaktionen: 1
Beiträge: 132
Registriert: 26.01.2015
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#25

Ungelesener Beitrag von Snoopy » Di, 11. Apr. 2017, 01:01

Salva » 10 Apr 2017, 00:34 hat geschrieben:Ich kann einem hochintelligenten 19-Jährigen wesentlich mehr Sinn für Gerechtigkeit und Wissen um sein Tun zumuten als jemanden, dessen Mofa mehr PS hat als er Punkte bei einem IQ Test erreicht und das tue ich auch.
Ernsthaft? Das ist aber nun nicht so ganz im Sinne des (Rechts-)Erfinders, glaube ich :D! Was strafrechtlich gesehen richtig und was falsch ist, sollte sogar ein weniger als durchschnittlich begabter Mensch problemlos verstehen können... sonst müsste der Gesetzgeber dringend nachbessern. Nicht umsonst wird in § 20 StGB als Grund für eventuelle Schuldunfähigkeit ja explizit "Schwachsinn" genannt, der erst bei einem IQ von unter 70 vorliegt. Bei einem über diesem Grenzwert liegenden IQ kann man also im allgemeinen von genügend Einsicht in Recht und Unrecht im strafrechtlichen Sinne ausgehen... und das nicht etwa abgestuft, nach dem Motto "je intelligenter, desto verantwortlicher"... ;)
Salva » 10 Apr 2017, 00:34 hat geschrieben:Aber ab einen gewissen Punkt hätte ihm klar sein müssen, dass es einfach nicht richtig sein kann, einen Doppelmord zu decken.
Nunja... in Deutschland ist das immerhin noch nicht mal strafbar. Jaja, ich weiß, in den USA schon ;)!
Salva » 10 Apr 2017, 00:34 hat geschrieben:Das Tatmotiv darf dabei niemals eine Rolle spielen, selbst wenn es in manchen Fällen durchaus nachvollziehbar ist. Söring hat sich selbst in diese Lage gebracht und noch schlimmer: sogar bewusst!
Woher weißt du so genau, wie bewusst ihm damals irgendetwas war, wie vorausschauend er zu dem Zeitpunkt handeln konnte, und welche Alternativen er ggf. sah, abwog und verwarf? Hinterher kann man immer leicht reden. Aber wenn man - mit 18/knapp 19 Jahren! - ohne zu wissen wie einem geschieht plötzlich in eine zuvor noch nie auch nur ansatzweise so erlebte Extremsituation hineinkatapultiert wird und die Zukunft noch nicht kennt, ist das u.U. weitaus weniger klar... auch für einen sehr intelligenten Menschen.

Und warum du meinst, das Motiv dürfe dabei keine Rolle spielen, verstehe ich auch nicht ganz. Für mich spielt bei der Bewertung der Handlung eines Menschen jedenfalls sehr wohl eine große Rolle, ob ein menschlich/moralisch nachvollziehbares Motiv ersichtlich ist oder nicht.
Salva » 10 Apr 2017, 00:34 hat geschrieben:Was Söring's Schuld oder Unschuld betrifft:
Für mich basierte der Prozess auf Indizien + mehr Lug und Betrug und ich habe nie einen Hehl daraus gemacht: Söring hätte niemals verurteilt werden dürfen. Das ist übrigens der einzige Grund weshalb auch ich der Meinung bin, dass Söring nach Deutschland überstellt und Aussicht auf ein Leben in Freiheit bekommen sollte.
Da sind wir ziemlich einer Meinung. Dann verstehe ich aber um so weniger, warum du meinst, JS brauche sich nicht darüber zu beklagen, dass der Staat ihm Unrecht angetan habe :o :thinking:. Nur weil ein Tatverdächtiger möglicherweise einige sehr dumme Dinge tut und sagt, verwirkt er ja nun nicht automatisch den Anspruch auf ein faires Verfahren. Somit beschwert er sich also auch zu Recht, wenn ihm kein faires Verfahren zuteil wurde.
0

Benutzeravatar
Salva
Administrator
Administrator
Beiträge zum Thema: 17
Reaktionen: 519
Beiträge: 7783
Registriert: 05.08.2014
Geschlecht:
Wohnort: Cadolzburg
Alter: 57
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#26

Ungelesener Beitrag von Salva » Fr, 14. Apr. 2017, 00:51

@Snoopy

Zwischen Schuldfähig und Schuldunfähig gibt's noch etwas: Die verminderte Schuldfähigkeit nach § 21 StGB.
Zudem ist die Schwachsinnigkeit nur ein Kriterium für die Schuldunfähigkeit oder verminderte Schuldfähigkeit eines Täters von weiteren:
§ 20 StGB - Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen

Ohne Schuld handelt, wer bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewußtseinsstörung oder wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.
dejure.org

§ 21 StGB - Verminderte Schuldfähigkeit

Ist die Fähigkeit des Täters, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln, aus einem der in § 20 bezeichneten Gründe bei Begehung der Tat erheblich vermindert, so kann die Strafe nach § 49 Abs. 1 gemildert werden.
dejure.org

Ich kann suchen wie ich will, für Söring finde ich nichts passendes. Wobei andere der Meinung sind, dass die vehemente Leugnung seiner Tat krankhaft ist und jemand so einen Mord nur begehen kann, wenn er nicht alle Tassen im Schrank hat. Demnach wäre Söring nach dem deutschen Gesetz schuldunfähig. Wie auch immer, ein Urteil richtet sich auch nach der Schwere der Schuld, die ein Täter auf sich geladen hat und da gibt es nun mal starke Unterschiede.

Snoopy hat geschrieben:Nunja... in Deutschland ist das immerhin noch nicht mal strafbar. Jaja, ich weiß, in den USA schon ;)!
Wenn Söring wusste, dass Haysom ihre Eltern ermorden wollte, hätte er sich auch in Deutschland strafbar gemacht. Und zwar nach § 138 StGB - Nichtanzeige geplanter Straftaten.

Snoopy hat geschrieben:Woher weißt du so genau, wie bewusst ihm damals irgendetwas war, wie vorausschauend er zu dem Zeitpunkt handeln konnte, und welche Alternativen er ggf. sah, abwog und verwarf? Hinterher kann man immer leicht reden. Aber wenn man - mit 18/knapp 19 Jahren! - ohne zu wissen wie einem geschieht plötzlich in eine zuvor noch nie auch nur ansatzweise so erlebte Extremsituation hineinkatapultiert wird und die Zukunft noch nicht kennt, ist das u.U. weitaus weniger klar... auch für einen sehr intelligenten Menschen.
:thinking: Söring hat das doch selbst erzählt und seine Handlungen immer wieder hinreichend und ausführlich begründet. Keine Ahnung, warum du das geschrieben hast. :confused:

Snoopy hat geschrieben:Und warum du meinst, das Motiv dürfe dabei keine Rolle spielen, verstehe ich auch nicht ganz. Für mich spielt bei der Bewertung der Handlung eines Menschen jedenfalls sehr wohl eine große Rolle, ob ein menschlich/moralisch nachvollziehbares Motiv ersichtlich ist oder nicht.
Wenn wir vom Tatbestand MORD sprechen, gibt es keinen Spielraum. Diese Frage stellt sich also erst gar nicht. Ein menschlich/moralisch nachvollziehbares Motiv würde sich eventuell nur bei den anderen Tötungsdelikten finden lassen und dennoch gibt es nichts, was die Tötung eines anderen Menschen rechtfertigt.

Snoopy hat geschrieben:Da sind wir ziemlich einer Meinung. Dann verstehe ich aber um so weniger, warum du meinst, JS brauche sich nicht darüber zu beklagen, dass der Staat ihm Unrecht angetan habe :o :thinking:. Nur weil ein Tatverdächtiger möglicherweise einige sehr dumme Dinge tut und sagt, verwirkt er ja nun nicht automatisch den Anspruch auf ein faires Verfahren. Somit beschwert er sich also auch zu Recht, wenn ihm kein faires Verfahren zuteil wurde.
Im Fall Söring gibt es zwei wesentliche Grundfragen, die weltweit diskutiert werden:

1. Ist Jens Söring schuldig?

2. Sind ~ 31 Jahre Knast genug (= Bewährung = evtl. Freiheit)?

Für diejenigen, die Söring für einen Doppelmörder halten, sind diese knapp 31 Jahre quasi erst der Anfang. Für die andere Seite sind die ein Justizskandal. Und dann gibt es welche, für die sind selbst für einen Doppelmörder 31 Jahre zuviel des Guten.
Ich weiß nicht, ob Söring diese Morde begangen hat. Betrachte ich alleine die forensischen Beweise, dann nicht. Aber es gibt Indizien. Und es gibt diesen Deal von Haysom mit der Staatsanwaltschaft, bei dem sie Söring ans Messer geliefert hat und andere "Ungereimtheiten" wie Falschaussagen usw. und um die geht's mir bei diesem Fall.
Söring hat den Fehler gemacht, Haysom decken bzw. vor der vermeindlichen Todesstrafe retten zu wollen. Hätte er das nicht getan sondern gehandelt, wie das Gesetz vorschreibt, wäre er niemals in diese Situation geraten und diesen Schauprozess gegen ihn hätte es erst gar nicht gegeben. Natürlich liegt die Schuld beim Gericht. Schon wegen der Art und Weise, wie der Prozess geführt wurde. Aber die Hauptschuld trägt Söring selbst.
0

Benutzeravatar
Snoopy
Level 1
Level 1
Beiträge zum Thema: 19
Reaktionen: 1
Beiträge: 132
Registriert: 26.01.2015
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#27

Ungelesener Beitrag von Snoopy » Mo, 17. Apr. 2017, 23:51

Salva » 14 Apr 2017, 00:51 hat geschrieben:Zwischen Schuldfähig und Schuldunfähig gibt's noch etwas: Die verminderte Schuldfähigkeit nach § 21 StGB.
Zudem ist die Schwachsinnigkeit nur ein Kriterium für die Schuldunfähigkeit oder verminderte Schuldfähigkeit eines Täters von weiteren
Das ist mir durchaus klar. Ich wollte auch nicht darauf hinaus, dass bei JS Schuldunfähigkeit bzw. verminderte Schuldfähigkeit vorliegen könnte. Sondern ich wollte darauf hinweisen, dass der Gesetzgeber nicht etwa von besonders intelligenten Personen besonders hohe Einsichtsfähigkeit erwartet. Und dieser Sichtweise schließe ich mich an.
Salva » 14 Apr 2017, 00:51 hat geschrieben:Wie auch immer, ein Urteil richtet sich auch nach der Schwere der Schuld, die ein Täter auf sich geladen hat und da gibt es nun mal starke Unterschiede.
Ach was - nun doch wieder? Kürzlich schriebst du doch noch, das Tatmotiv dürfe keine Rolle spielen, auch wenn es vielleicht nachvollziehbar sei?

Genau so wie du es jetzt sagst sehe ich das nämlich auch - die Gründe und Motivationen für Tathandlungen spielen sehr wohl eine Rolle bei der Beurteilung einer Tat. Und zwar sowohl im moralischen als auch im juristischen Sinne. Und genau deshalb kann ich auch in der Handlung, eine Doppelmörderin zu decken und mit ihr zu fliehen, nicht eine so furchtbar schwere Schuld sehen, wenn man erst knapp 19 Jahre alt ist, und es sich bei der Doppelmörderin um die Frau handelt, die man abgöttisch liebt und um die man fürchterliche Angst hat, da sie für diese Tat leicht auf dem elektischen Stuhl landen könnte.
Salva » 14 Apr 2017, 00:51 hat geschrieben:Wenn Söring wusste, dass Haysom ihre Eltern ermorden wollte, hätte er sich auch in Deutschland strafbar gemacht.
Er sagt aber ganz klar, dass er nichts davon wusste, sondern dass EH ihm gesagt habe, sie müsse irgendeinen Drogendeal abwickeln. Es geht ja hier um JSs Schuld an seiner Lage unter der Annahme, dass seine Geschichte stimmt.
Salva » 14 Apr 2017, 00:51 hat geschrieben: :thinking: Söring hat das doch selbst erzählt und seine Handlungen immer wieder hinreichend und ausführlich begründet. Keine Ahnung, warum du das geschrieben hast. :confused:
Nunja - er hat immer wieder gesagt, er sei von EH stark bedrängt worden, dass er ihr helfen müsse, und habe entsetzliche Angst um sie gehabt. Auf die Idee, sich für seine große Liebe zu opfern, sei er durch die literarische Vorlage "A Tale of Two Cities" gekommen. Und nachdem sie in aller Eile den Entschluss gefasst und mehr schlecht als recht vorbereitet hatten, dass er im Notfall die Schuld auf sich nehmen könnte, hätten sie das Thema kaum mehr angesprochen. Auch die Flucht sei Ausdruck seines Weglaufens vor der Zukunft und den möglichen drohenden Konsequenzen gewesen, und für ihn somit einfacher, als sich damit auseinanderzusetzen, was er da eigentlich tue und wohin das führe. Siehst du in all dem ein vorausschauendes und Alternativen abwägendes Verhalten? Also ich nicht...
Salva » 14 Apr 2017, 00:51 hat geschrieben:Wenn wir vom Tatbestand MORD sprechen, gibt es keinen Spielraum. Diese Frage stellt sich also erst gar nicht.
Davon spreche aber zumindest ICH hier keineswegs!
Salva » 14 Apr 2017, 00:51 hat geschrieben: Im Fall Söring gibt es zwei wesentliche Grundfragen, die weltweit diskutiert werden:

1. Ist Jens Söring schuldig?

2. Sind ~ 31 Jahre Knast genug (= Bewährung = evtl. Freiheit)?
Für mich ist eigentlich eine dritte Frage noch viel entscheidender: War das Verfahren gegen JS fair und korrekt, und hätte er auf der Grundlage der Indizien, die gegen ihn vorlagen, verurteilt werden dürfen, oder nicht?
Salva » 14 Apr 2017, 00:51 hat geschrieben:Söring hat den Fehler gemacht, Haysom decken bzw. vor der vermeindlichen Todesstrafe retten zu wollen. Hätte er das nicht getan sondern gehandelt, wie das Gesetz vorschreibt, wäre er niemals in diese Situation geraten und diesen Schauprozess gegen ihn hätte es erst gar nicht gegeben.
Na, das weiß man nicht. Die Geständnisse waren nun wirklich nicht so überzeugend... und immerhin gab es da ja auch noch DEN SOCKENABDRUCK, sowie die Blutgruppe 0 und EHs Aussage. Ich halte es nicht für unmöglich, dass er auch ohne sein Geständnis verurteilt worden wäre.
Salva » 14 Apr 2017, 00:51 hat geschrieben:Natürlich liegt die Schuld beim Gericht. Schon wegen der Art und Weise, wie der Prozess geführt wurde. Aber die Hauptschuld trägt Söring selbst.
Hm, ok... Schuld beim Gericht, aber Hauptschuld bei JS - dem kann ich nun wirklich nicht mehr folgen. Aber macht ja auch nichts, dann bleiben wir in dem Punkt eben unterschiedlicher Meinung :)!
0

Benutzeravatar
Salva
Administrator
Administrator
Beiträge zum Thema: 17
Reaktionen: 519
Beiträge: 7783
Registriert: 05.08.2014
Geschlecht:
Wohnort: Cadolzburg
Alter: 57
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#28

Ungelesener Beitrag von Salva » Di, 18. Apr. 2017, 01:51

@Snoopy
Du bringst hinsichtlich Schuld, Schuldfähigkeit bzw. Schwere der Schuld und Tatmotivation einiges durcheinander. Auch das, was ich darüber geschrieben habe.
Zu den Themen Schuld und Schuldfähigkeit/ Schwere der Schuld möchte ich zunächst aus dem Essay "Einer muss immer Schuld haben" der Stern-Autorin Frauke Hunfeld im Stern Crime 04 zitieren:
Schuld bedingt, dass man sich entscheiden konnte. Dass man auch anders hätte handeln können. Dass man wusste, was man tat und wie es ausgeht oder ausgehen könnte, dass man es wollte oder in Kauf nahm. Schuld setzt Wissen voraus, Wollen und Einsicht. Oder zumindestens die Möglichkeit des Wissens.
Beziehe doch bitte mal vor allem den letzten Absatz auf Jens Söring:
Ungeachtet dessen, ob tatsächlich des Doppelmordes schuldig oder nicht, er konnte doch anders handeln und sein Tun beweist auch, dass er über die möglichen Konsequenzen für sich und Haysom sehr genau Bescheid wusste. Er wollte sie "nur schützen" und nahm dazu sogar bewusst in Kauf, an ihrer Stelle für die Tat belangt zu werden. Dass das Gericht sein Spiel mitspielte und ihn verknackte, damit rechnete er und das ist bekannt. Dass das aber in den USA und mit diesem Strafmaß geschah... das allerdings nicht. Es war ein Spiel mit dem Feuer und Haysom mit ihrem Deal mit der StA und die Justiz bzw. das Gericht haben ihm gehörig die Finger verbrannt. Aber mit dem gleichen Brennstoff, den Söring selbst geliefert hatte.

Zur Tatmotivation: da wiederhole ich mich wenn ich sage, dass kein Motiv der Welt die Tötung eines Menschen rechtfertigt. Selbst wenn das eine Motiv nachvollziehbarer wäre als das andere.
0

Benutzeravatar
Snoopy
Level 1
Level 1
Beiträge zum Thema: 19
Reaktionen: 1
Beiträge: 132
Registriert: 26.01.2015
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#29

Ungelesener Beitrag von Snoopy » Di, 18. Apr. 2017, 08:29

Salva » 18 Apr 2017, 01:51 hat geschrieben:Du bringst hinsichtlich Schuld, Schuldfähigkeit bzw. Schwere der Schuld und Tatmotivation einiges durcheinander. Auch das, was ich darüber geschrieben habe.
Meinst du? Ich fand eher, dass du mich missverstanden hattest.
Salva » 18 Apr 2017, 01:51 hat geschrieben:Zu den Themen Schuld und Schuldfähigkeit/ Schwere der Schuld
Sicherlich war JS im juristischen Sinne vermutlich schuldfähig. Darum ging es mir aber nicht.
Salva » 18 Apr 2017, 01:51 hat geschrieben:Zur Tatmotivation: da wiederhole ich mich wenn ich sage, dass kein Motiv der Welt die Tötung eines Menschen rechtfertigt. Selbst wenn das eine Motiv nachvollziehbarer wäre als das andere.
"Rechtfertigt" nicht - aber die Schuld erhöht oder vermindert sehr wohl. Außerdem, ich wiederhole mich, geht es hier eben nicht um die Motivation zur Tötung von Menschen, sondern um die Motivation, eine Doppelmörderin zu decken, mit ihr zu fliehen, und die Morde fälschlicherweise zu gestehen, um sie vor der Hinrichtung zu bewahren.

Wenn es so war, wie JS es berichtet, und wenn die Ermittlungsbehörden und das Gericht erkennen konnten, dass an seiner Darstellung etwas gewaltig nicht stimmt, und ihm seine Gegendarstellung in seinem eigenen Prozess später nicht sauber und eindeutig widerlegen konnten - und das scheint mir recht deutlich so zu sein - dann finde ich es ein Unding, wie mit ihm umgegangen wurde. Und ich finde nicht, dass er selbst Schuld daran ist. Auch wenn er noch so intelligent ist, und theoretisch vieles hätte erkennen und anders machen können...
0

Benutzeravatar
Salva
Administrator
Administrator
Beiträge zum Thema: 17
Reaktionen: 519
Beiträge: 7783
Registriert: 05.08.2014
Geschlecht:
Wohnort: Cadolzburg
Alter: 57
Status: Offline

Re: Virginia/Dillwyn: Jens Söring seit 30 Jahren in US-Gefängnis

#30

Ungelesener Beitrag von Salva » Di, 18. Apr. 2017, 10:11

Snoopy hat geschrieben:Meinst du? Ich fand eher, dass du mich missverstanden hattest.
Kann auch sein :grin: Und nun? :thinking: Ich glaube, wir sollten den Fall nach unterschiedlichen Gesichtspunkten bewerten und diskutieren.
Snoopy hat geschrieben:Sicherlich war JS im juristischen Sinne vermutlich schuldfähig. Darum ging es mir aber nicht.
Nicht nur das. Er ist auch schuld an seiner Situation und das war Thema.
Snoopy hat geschrieben:"Rechtfertigt" nicht - aber die Schuld erhöht oder vermindert sehr wohl. Außerdem, ich wiederhole mich, geht es hier eben nicht um die Motivation zur Tötung von Menschen, sondern um die Motivation, eine Doppelmörderin zu decken, mit ihr zu fliehen, und die Morde fälschlicherweise zu gestehen, um sie vor der Hinrichtung zu bewahren.
Mal davon ausgehend, dass JS nicht gemordet hat: welche Rolle spielt denn in seinem Fall das Motiv, eine Elternmörderin zu decken? Er rechtfertigt dadurch vielleicht seine Absichten und Handlungen, aber er hatte kein Recht dazu, weil er kein Angehöriger oder Hinterbliebener war. Nur die dürfen Lügen, eine Straftat decken oder die Aussage verweigern. Somit hat er sich selbst diesem Gericht ausgesetzt, dass ihm daraus einen Strick gedreht und zu lebenslanger Haft verurteilt hat. Ob das Urteil richtig oder falsch ist, ist eine ganz andere Frage. Und ob er aus moralischer Sicht richtig oder falsch gehandelt hat, auch.

Abgesehen davon: stell' dir doch bitte mal vor, Söring's Plan wäre aufgegangen. EH wäre demnach in Freiheit geblieben, er selbst hätte maximal ein paar Jährchen Jugendstrafe in Deutschland bekommen. Unter Einbeziehung der Straftaten, die er während der Flucht begangen hat. Wäre das eine gerechte Strafe für das Abschlachten eines Elternpaares?
0

Antworten <>

Zurück zu „USA“

Wer ist online?

0 Mitglieder | 2 Gäste