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Australien/DE: Kölner Skater-Ikone zu 30 Jahren Haft verurteilt!

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Eagle
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Australien/DE: Kölner Skater-Ikone zu 30 Jahren Haft verurteilt!

#1

Ungelesener Beitrag von Eagle » Mi, 16. Sep. 2015, 19:07

Wegen Drogenschmuggel in Australien | Kölner Skater-Ikone zu 30 Jahren Haft verurteilt!

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Das Foto von Holger Sander stammt aus dem Jahr 2011. Da saß der Kölner bereits in australischer U-Haft.

Köln – Viele Jahre Gefängnis liegen vor ihm! Wegen Drogenschmuggels ist die Kölner Skater-Ikone Holger Sander (49) zu 30 Jahren Haft verurteilt worden – muss davon mindestens 16 Jahre absitzen.

Das australische Gericht hatte den Weltenbummler bereits im August verurteilt, gab Mittwoch das Strafmaß bekannt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Sander rund 400 Kilo Kokain zwei Dealern auf hoher See übergab. Diese schmuggelten es dann nach Australien. Auch die beiden Männer wurden verurteilt, bekamen ebenfalls 30 Jahre.

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Sander war Profi-Skateboarder. Seine Freunde nennen ihn „Beule“

Der Kölner sitzt seit Oktober 2010 in australischer U-Haft, die Verurteilung stützte sich hauptsächlich auf Indizien.

BILD erreichte Mittwochmorgen Sanders Schwester aus Bergisch Gladbach: „Ich muss das erst einmal verarbeiten. Mit einem so hohen Strafmaß hätte ich nicht gerechnet.“

Sanders Verteidiger wolle nun in Revision gehen. „Aber das wird alles sehr lange dauern. Ich weiß gar nicht, wie ich unserer 93-jährigen Oma erklären soll, dass sie Holger wahrscheinlich nie wieder sieht...“, erklärt seine Schwester.

http://www.bild.de/regional/koeln/droge ... .bild.html



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Eagle
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Re: Australien/DE: Kölner Skater-Ikone zu 30 Jahren Haft verurteilt!

#2

Ungelesener Beitrag von Eagle » Mi, 16. Sep. 2015, 20:40

Wie der deutsche Extremsportler Holger Sander auf hoher See festgenommen wurde
3. Juli 2015

Von Holger Sander, aufgezeichnet von Julian Morgans

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Holger präsentiert stolz sein Modellschiff, das er aus Eisstielen gebaut hat. Das Foto wurde vor fast zwei Jahren in der Arthur-Gorrie-Justizvollzugsanstalt aufgenommen. (Alle Fotos: bereitgestellt von Jason Shrieves)

Update [16.09.2015]: Nachdem Holger Sander und seine Komplizen im August schuldig gesprochen worden sind, ist Sander jetzt zu 30 Jahren verurteilt worden. Er kann nach 16 Jahre einen Antrag auf Bewährung stellen.

Für deutsche Skater ist Holger „Beule" Sander so etwas wie eine Ikone. Damals in den 80er Jahren brachte er das Vert-Skaten auf ein ganz neues Level, indem er einen Hybrid aus einem Skateboard und Rollerblades baute und das Ganze „Quads" nannte. Dabei handelte es sich quasi um zwei Mini-Skateboards—für jeden Fuß eins—inklusive Teilen eines Kinder-Snowboards. Damit landete Holger mal einfach so zwei Meter über dem Coping gedrehte McTwists.

2010 machte Holger dann allerdings aus einem anderen Grund Schlagzeilen: Er war in internationalen Gewässern verhaftet worden, weil er angeblich versucht hat, auf einer Jacht 400 Kilogramm Kokain nach Australien zu schmuggeln. Die australischen Zollbehörden behaupten, dass ihnen Radaraufnahmen vorliegen, die beweisen, dass das Kokain von Holgers Boot aus an eine andere Jacht weitergegeben wurde, die später an einer Anlegestelle in Brisbane hochgenommen wurde. Ein handfester Beweis ist das Ganze jedoch nicht, da auf dem Radar nur zu sehen ist, dass sich die beiden Boote in einem Radius von einem Kilometer befanden—nicht jedoch, dass sie wirklich Kontakt miteinander hatten. Holger hat seine Unschuld immer wieder beteuert.

Die erste Gerichtsverhandlung letztes Jahr platzte: In einem desaströsen Verlauf musste die australische Bundespolizei erst zugeben, Beweismaterial verlegt zu haben, und bestritt dann auch noch, Teile der Operation gefilmt zu haben—allerdings tauchten genau diese Aufnahmen später auf ihrer eigenen Website auf. Holgers zweite Verhandlung ist jetzt für den 20. Juli angesetzt und deshalb hielten wir es für eine gute Idee, ihn die Geschichte seiner Verhaftung selbst erzählen zu lassen.


Nach meiner Skateboard-Karriere habe ich das Surfen für mich entdeckt. Einen Großteil der späten 90er Jahre verbrachte ich dann in verschiedenen Wohnmobilen an der europäischen Atlantikküste. Dabei ist mir im Südwesten Frankreichs auch eine kleine, streunende Hündin über den Weg gelaufen. Ich nannte sie Lady Governor (abgekürzt Govy) und sie blieb bis zum bitteren Ende treu an meiner Seite.

Nach der Jahrtausendwende bin ich vom Surfen zum Segeln übergegangen und so hat man mich auch darum gebeten, den Skipper eines Katamarans in den Südpazifik zu begleiten. Er hatte noch keine wirkliche Erfahrung und wollte deshalb, dass ich ihm etwas beibringe. Natürlich habe ich da nicht Nein gesagt.

Monate später befanden wir uns mitten im Ozean zwischen Neukaledonien und Australien, als ein Sturm mit schwarzen und lila Wolken aufzog und uns drei Tage lang durchpeitschte. Die Wellen überspülten unser Boot und ich befürchtete, dass wir untergehen würden. An Schlaf war gar nicht zu denken: Wir mussten jede Welle genau ansteuern, ansonsten wäre es vorbei gewesen.

Während des Sturms habe ich auch meine Brille verloren und konnte deshalb nicht mehr scharf sehen. Ich versuchte es zwar mit meinen Kontaktlinsen, aber die waren nicht mehr sauber, und so zog ich mir dazu noch eine Augeninfektion zu. Schließlich fielen noch beide Motoren aus, als ich uns quasi blind durch die Wellen steuerte. Ich dachte wirklich, dass wir da nicht mehr lebend rauskommen würden—deshalb fingen wir auch damit an, eine helle Lampe gen Himmel zu richten, falls ein Flugzeug an uns vorbeifliegen sollte.

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Holger und Govy im Jahr 2005

Komischerweise flogen dann tatsächlich Flugzeuge über uns hinweg, aber keins davon drehte um. Wir wussten nicht genau, was das sollte, aber uns war auch klar, dass da etwas nicht stimmte. Schließlich besserte sich das Wetter wieder und wir hatten endlich Zeit, das Boot zu reparieren. Dafür benötigten wir ein oder zwei Tage, in denen immer wieder tief fliegende Flugzeuge über uns erschienen.

Wir waren schon fast wieder zum Segeln bereit, als ein riesiges Schiff auf dem Horizont auftauchte. Da ich eine Kollision befürchtete, nahm ich per Funk Kontakt auf und fand so heraus, dass es sich um die australische Zollbehörde handelte. Der Kapitän gab uns die Anweisung, an Ort und Stelle zu bleiben und an Deck zu gehen, weil sie gleich an Bord kommen würden. Ich fragte nach dem Grund und der Kapitän erzählte mir daraufhin, dass in Australien ein Boot voller Drogen gefunden worden war.

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Noisey: Mit Xatar im Knast

Alles fühlte sich total surreal an. Ich habe mit nur einer anderen Person zusammen 70 Tage an Bord eine Schiffes verbracht. Wir hatten in den vorhergegangen Tagen nur wenige Stunden geschlafen und uns viel gestritten. Zusätzlich dazu war ich quasi blind und meine Augeninfektion brachte mich fast um. Schließlich kamen zwei Schlauchboote auf uns zu und 16 bewaffnete Beamte in voller Kampfmontur betraten das Boot.

Einer der Beamten trat an mich heran und befahl mir, mich hinzusetzen. Er erklärte mir, dass er zum Zoll gehören würde, und fing an, mir Fragen zu stellen, während ich Lady Govy in meinen Armen hielt. Währenddessen durchsuchten seine Kollegen den Katamaran, konnten allerdings weder Drogen noch Geld finden. Daraufhin entspannte sich die Situation merklich. Ich glaube, ihnen wurde klar, dass wir uns tagelang nicht rasiert hatten und auch kein Auge zumachen konnten. Also lasen sie uns kurz unsere Rechte vor und erklärten, dass sie uns jetzt auf ihr Schiff bringen würden. Anschließend mussten wir uns Helme aufsetzen, in eines der Schlauchboote steigen und dann sind wir losgefahren.

Kaum auf dem Schiff der Zollbehörden angekommen wurden wir direkt in Zellen gesperrt. Dabei handelte es sich um große Räume mit Metallwänden—vergleichbar mit einem Schiffscontainer, in den einfach ein Doppelbett gestellt wurde (leider ohne Matratzen, nur kaltes Metall). Ich hoffte, ein wenig schlafen zu können, was sich allerdings aufgrund der Kälte als unmöglich herausstellte. Zwar hatte man uns auch eine dünne Schlafunterlage und eine kleine Decke gegeben, aber ich fror trotzdem erbärmlich. Die Fahrt nach Brisbane dauerte zwei Tage und war geprägt von den hämmernden Lauten der Maschinen und dem rund um die Uhr eingeschalteten, grellen Licht.

Als sich das Schiff durch die letzten Wellen kämpfte, unterhielt ich mich mit einem ranghohen Beamten, der zu mir meinte, dass in Brisbane alles geklärt werden würde. Das ließ in mir den Gedanken aufkommen, dass wir schon bald wieder in Freiheit wären. Ich war zwar noch nervös, aber gleichzeitig auch voller Hoffnung.

Das Schiff legte in Brisbane an und schließlich verhafte uns die australische Bundespolizei nach Vorschrift. Man legte uns Handschellen an und wir wurden an Land gebracht. Das Schlimmste war jedoch, dass Lady Govy von der Quarantäne-Aufsicht konfisziert wurde. Monate später fand ich heraus, dass man meinen Hund noch am selben Nachmittag getötet hat.

Anschließend wurde ich auf dem Bundespolizeirevier bis spät in die Nacht verhört, anschließend in ein Brisbaner Gefängnis gebracht und letztendlich in die Arthur-Gorrie-Justizvollzugsanstalt verlegt, wo ich bis heute sitze.

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Die Modell-Jacht, die Holger im Gefängnis gebaut hat

Falls du irgendwann mal ins Gefängnis kommen solltest, dann versuche auf alle Fälle, irgendwie die Kaution zusammenzubekommen. Das sollte höchste Priorität haben. Wenn man nämlich erst einmal im Bau feststeckt, dann kann man mit der Außenwelt nicht mehr so einfach kommunizieren und wird richtig gelinkt. Ich bekam direkt am Anfang Besuch von einem privaten Anwalt, der mir erzählte, dass staatliche Rechtshilfen nur 30 Prozent des Gehalts eines normalen Anwalts bekämen und deshalb auch nur 30 Prozent der Arbeit leisten würden. Er empfahl mir, Geld für eine ordentliche Verteidigung zu sammeln—und verglich das Ganze anschließend damit, bei einer Hochzeit im Rolls Royce anstatt in einem Toyota vorzufahren.

Also leerte meine Familie alle Sparkonten und bekam so 40.000 Euro zusammen, die ich für die Prozesskosten aufwenden konnte. Leider machte das Ganze überhaupt keinen Unterschied: Ein Jahr später war das Geld aufgebraucht und mein Anwalt ignorierte meine Anrufe. Deshalb werde ich inzwischen wieder von einem staatlichen Anwalt vertreten und wünsche mir, dass ich das von Anfang an gewusst hätte. Wenn neue Häftlinge ankommen, werden sie immer sofort von den gleichen Anwälten „beraten". Sie sind wie Ratten.

Mein Gefängnis ist voll mit Kleinkriminellen. Hier und da befinden sich aber auch ein paar gewalttätige Mörder und Mitglieder des organisierten Verbrechens unter uns. Hier drin stirbt jährlich durchschnittlich ein Insasse bei Auseinandersetzungen. Ich bin jetzt schon seit fünf Jahren in der Arthur-Gorrie-Justizvollzugsanstalt, aber die Vergangenheit lässt sich nicht ändern und ich habe schon selbst mitbekommen, wie es die Leute in den Wahnsinn treibt, wenn sie sich zu sehr mit Vergangenem beschäftigen. Ich bezeichne das System als Drachen. Um diesen Drachen auszublenden, habe ich mich dem Buddhismus zugewandt und mir selbst beigebracht, immer ruhig und fokussiert zu bleiben. Das hilft mir dabei, geduldig einen Tag nach dem anderen anzugehen.

Holgers Worte wurden von Julian Morgans aufgezeichnet.

http://www.vice.com/de/read/wie-austral ... -haben-462

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Re: Australien/DE: Kölner Skater-Ikone zu 30 Jahren Haft verurteilt!

#3

Ungelesener Beitrag von AndreaManuela » Do, 17. Sep. 2015, 07:46

Australien eine Bananenrepublik?
Du liebe Zeit! Die Australier sind doch kriminaltechnisch sicher nicht im Mittelalter geblieben, oder? Da hätte man doch Spuren von Drogen auf dem Boot nachweisen können - oder eben auch nicht. Das ist ja alles ziemlich dünn... Haben sich keine deutschen Konsulate eingemischt? Wird man da total allein gelassen?

Und die Geschichte mit dem Hund ist natürlich auch noch ein Kaliber für sich...
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Re: Australien/DE: Kölner Skater-Ikone zu 30 Jahren Haft verurteilt!

#4

Ungelesener Beitrag von Eagle » Do, 5. Mai. 2016, 13:46

Holger Sander's Freunde haben einen Verein gegründet "Free Beule e.V.", berichtet u.a. von ihrem Besuch am 06.04.2016 im Gefängnis Gatton.

Zur Homepage Free Beule und zum "e.V." Free Beule

In diesem Gefängnis ist Holger Sander untergebracht:
Bild nicht mehr vorhandenAerial view of the Southern Queensland Correctional Centre
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