Selbstjustiz. Der Fall Marianne Bachmeier
Verfasst: So, 22. Mär. 2015, 16:14
Marianne Bachmeier wurde bundesweit bekannt, nachdem sie 1981 in einem Saal des Landgerichtes Lübeck den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter Anna Bachmeier, Klaus Grabowski, in Selbstjustiz erschossen hatte.
Marianne Bachmeier (* 3. Juni 1950 in Sarstedt; † 17. September 1996 in Lübeck)
Quelle: Spiegel Online
Anna Bachmeier († 7, 5. Mai 1980)
Quelle: Murderpedia
Ermordung der Tochter
Am 5. Mai 1980 ging die damals siebenjährige Anna Bachmeier aus Trotz gegen ihre Mutter nicht zur Schule. Sie wollte eine gleichaltrige Freundin besuchen und fiel dabei dem 35-jährigen Fleischer Klaus Grabowski in die Hände. Er soll sie bei sich zu Hause mehrere Stunden festgehalten und anschließend mit einer Strumpfhose erdrosselt haben. Laut Staatsanwaltschaft habe er das Mädchen gefesselt, in einen Karton gepackt und diesen dann am Ufer eines Kanals in einer Mulde abgelegt. Die Leiche soll er anschließend in ein Loch gelegt und mit Erde bedeckt haben.
Klaus Grabowski war ein vorbestrafter Sexualstraftäter und war zuvor wegen sexuellen Missbrauchs zweier Mädchen verurteilt worden. Während seiner Haft ließ er sich 1976 kastrieren und unterzog sich zwei Jahre später einer Hormonbehandlung.
Anna will er nicht sexuell belästigt haben. Bei der polizeilichen Vernehmung gab er an, das Mädchen habe der Mutter erzählen wollen, er habe sie unsittlich berührt mit dem Ziel, von ihm eine D-Mark zu erpressen. Am Abend wurde er in der Gaststätte Im alten Zolln festgenommen.
Selbstjustiz im Gerichtssaal
Marianne Bachmeier schmuggelte am 6. März 1981, dem dritten Verhandlungstag im Prozess mit Mordanklage, eine Pistole der Marke Beretta M1934 in den Gerichtssaal des Lübecker Landgerichts und erschoss den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter Anna, Klaus Grabowski, auf der Anklagebank. Sie zielte mit der Waffe auf Grabowskis Rücken und drückte insgesamt acht Mal ab. Sechs der Schüsse trafen; der 35-jährige Angeklagte war sofort tot.
Dieser wohl bislang bekannteste Fall von Selbstjustiz in der Bundesrepublik löste ein großes Medienecho aus und wurde in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Fernsehteams aus aller Welt reisten nach Lübeck, um über diesen Fall zu berichten. Reporter befragten auf der Straße zahlreiche Passanten über die Tat der 31-jährigen alleinerziehenden Frau.
Ein Großteil der Bevölkerung zeigte Verständnis für die Tat, andere verurteilten sie als nicht mit der Rechtsstaatlichkeit vereinbar. Marianne Bachmeier verkaufte ihre Lebensgeschichte für rund 250.000 D-Mark exklusiv an das Nachrichtenmagazin „stern“. Sie vertraute sich stern-Reporter Heiko Gebhardt an, der sie während ihrer Untersuchungshaft besuchen durfte.
Haftstrafe wegen Totschlags
Am 2. November 1982 wurde Marianne Bachmeier vor Gericht zunächst wegen Mordes angeklagt. Später ließ die Anklage den Mordvorwurf fallen. Nach 28 Verhandlungstagen einigte sich die Kammer auf das Urteil. Vier Monate nach Verfahrenseröffnung wurde sie am 2. März 1983 von der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Lübeck wegen Totschlags und unerlaubten Waffenbesitzes zu sechs Jahren Haft verurteilt. Damit ging einer der aufsehenerregendsten Prozesse der Nachkriegszeit zu Ende. Nach drei Jahren Haft wurde sie wegen Suizidgefahr vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.
Interviews
Im Jahr 1994, 13 Jahre nach ihrer Tat, gab sie ein Interview im Deutschlandfunk: „Ich finde es einen sehr großen Unterschied, ob ich ein kleines Mädchen umbringe, weil ich Angst habe, ich muss danach ins Gefängnis für mein Leben lang. Und dann auch das 'Wie', also dass ich mich hinter das Mädchen stelle und zuziehe, das ist jetzt wörtlich aus seiner Aussage: 'Ich höre, dass etwas aus ihrer Nase tritt, dann ziehe ich fester zu, dann kann ich den Anblick der Leiche nicht mehr ab'.“
Am 21. September 1995 trat sie in der Talkshow „Fliege“ bei der ARD auf. Sie gab zu, dass sie den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter nach reiflicher Überlegung erschossen habe, um Recht über ihn zu sprechen, und um ihn daran zu hindern, weiter Unwahrheiten über Anna zu verbreiten.
Quellen: Wikipedia | Spiegel Online
Video: Die großen Kriminalfälle - Die Rache der Marianne Bachmeier
Marianne Bachmeier (* 3. Juni 1950 in Sarstedt; † 17. September 1996 in Lübeck)
Quelle: Spiegel Online
Anna Bachmeier († 7, 5. Mai 1980)
Quelle: Murderpedia
Ermordung der Tochter
Am 5. Mai 1980 ging die damals siebenjährige Anna Bachmeier aus Trotz gegen ihre Mutter nicht zur Schule. Sie wollte eine gleichaltrige Freundin besuchen und fiel dabei dem 35-jährigen Fleischer Klaus Grabowski in die Hände. Er soll sie bei sich zu Hause mehrere Stunden festgehalten und anschließend mit einer Strumpfhose erdrosselt haben. Laut Staatsanwaltschaft habe er das Mädchen gefesselt, in einen Karton gepackt und diesen dann am Ufer eines Kanals in einer Mulde abgelegt. Die Leiche soll er anschließend in ein Loch gelegt und mit Erde bedeckt haben.
Klaus Grabowski war ein vorbestrafter Sexualstraftäter und war zuvor wegen sexuellen Missbrauchs zweier Mädchen verurteilt worden. Während seiner Haft ließ er sich 1976 kastrieren und unterzog sich zwei Jahre später einer Hormonbehandlung.
Anna will er nicht sexuell belästigt haben. Bei der polizeilichen Vernehmung gab er an, das Mädchen habe der Mutter erzählen wollen, er habe sie unsittlich berührt mit dem Ziel, von ihm eine D-Mark zu erpressen. Am Abend wurde er in der Gaststätte Im alten Zolln festgenommen.
Selbstjustiz im Gerichtssaal
Marianne Bachmeier schmuggelte am 6. März 1981, dem dritten Verhandlungstag im Prozess mit Mordanklage, eine Pistole der Marke Beretta M1934 in den Gerichtssaal des Lübecker Landgerichts und erschoss den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter Anna, Klaus Grabowski, auf der Anklagebank. Sie zielte mit der Waffe auf Grabowskis Rücken und drückte insgesamt acht Mal ab. Sechs der Schüsse trafen; der 35-jährige Angeklagte war sofort tot.
Dieser wohl bislang bekannteste Fall von Selbstjustiz in der Bundesrepublik löste ein großes Medienecho aus und wurde in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Fernsehteams aus aller Welt reisten nach Lübeck, um über diesen Fall zu berichten. Reporter befragten auf der Straße zahlreiche Passanten über die Tat der 31-jährigen alleinerziehenden Frau.
Ein Großteil der Bevölkerung zeigte Verständnis für die Tat, andere verurteilten sie als nicht mit der Rechtsstaatlichkeit vereinbar. Marianne Bachmeier verkaufte ihre Lebensgeschichte für rund 250.000 D-Mark exklusiv an das Nachrichtenmagazin „stern“. Sie vertraute sich stern-Reporter Heiko Gebhardt an, der sie während ihrer Untersuchungshaft besuchen durfte.
Haftstrafe wegen Totschlags
Am 2. November 1982 wurde Marianne Bachmeier vor Gericht zunächst wegen Mordes angeklagt. Später ließ die Anklage den Mordvorwurf fallen. Nach 28 Verhandlungstagen einigte sich die Kammer auf das Urteil. Vier Monate nach Verfahrenseröffnung wurde sie am 2. März 1983 von der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Lübeck wegen Totschlags und unerlaubten Waffenbesitzes zu sechs Jahren Haft verurteilt. Damit ging einer der aufsehenerregendsten Prozesse der Nachkriegszeit zu Ende. Nach drei Jahren Haft wurde sie wegen Suizidgefahr vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.
Interviews
Im Jahr 1994, 13 Jahre nach ihrer Tat, gab sie ein Interview im Deutschlandfunk: „Ich finde es einen sehr großen Unterschied, ob ich ein kleines Mädchen umbringe, weil ich Angst habe, ich muss danach ins Gefängnis für mein Leben lang. Und dann auch das 'Wie', also dass ich mich hinter das Mädchen stelle und zuziehe, das ist jetzt wörtlich aus seiner Aussage: 'Ich höre, dass etwas aus ihrer Nase tritt, dann ziehe ich fester zu, dann kann ich den Anblick der Leiche nicht mehr ab'.“
Am 21. September 1995 trat sie in der Talkshow „Fliege“ bei der ARD auf. Sie gab zu, dass sie den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter nach reiflicher Überlegung erschossen habe, um Recht über ihn zu sprechen, und um ihn daran zu hindern, weiter Unwahrheiten über Anna zu verbreiten.
Quellen: Wikipedia | Spiegel Online
Video: Die großen Kriminalfälle - Die Rache der Marianne Bachmeier