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Der Kreuzworträtselmord

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Der Kreuzworträtselmord

#1

Ungelesener Beitrag von Salva » Do, 4. Jun. 2015, 23:39

Treffer bei Schriftrobe 551.198

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In einem Koffer hat Matthias S. 1981 die Leiche des Siebenjährigen Lars aus einem Zug geworfen - eingewickelt in alte Zeitungen.

Halle (Saale)

Es ist der 15. Januar 1981. Ein kalter, leicht verschneiter Tag geht zu Ende. Gegen 20.30 Uhr erscheint eine aufgeregte Frau auf dem Polizeirevier in Halle-Neustadt. Ihr Sohn Lars sei nicht vom Kinobesuch zurückgekehrt, sagt sie. All seine Freunde seien bereits daheim, nur ihr Lars nicht. Zu spät nach Hause gekommen sei der Siebenjährige noch nie. Die Polizisten fackeln nicht lange, leiten nach einer Viertelstunde die Fahndung nach dem Jungen ein. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen können: Der Fall entwickelt sich zum spektakulärsten Tötungsverbrechen der DDR, wird später sogar als "Polizeiruf" verfilmt.

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Das Haus in der Gerhard-Marcks-Straße in Halle-Neustadt, wo der siebenjährige Lars mit seiner Familie in den 1980er Jahren gelebt hat, befindet sich gegenüber der Feuerwache. Zu DDR-Zeiten lautete die Adresse «Block 483, Haus 6».

Streckenläufer findet Koffer

Tagelang bleibt der sieben Jahre alte Lars wie vom Erdboden verschwunden. Die Polizei sucht nach dem Kind. Auch öffentlich mit Lautsprecherdurchsagen und einem Foto in Zeitungen - ein für die DDR nicht alltäglicher Vorgang. Zehn weitere Tage gehen ins Land. Dann die bittere Erkenntnisse für die Sonderkommission "Lars": Der Junge ist tot. Ein Streckenläufer der Reichsbahn entdeckt einen herrenlosen Koffer an der Bahnstrecke Halle-Leipzig zwischen Schkeuditz und Lützschena. Als er den Pappkoffer öffnet, findet er darin den toten Körper des vermissten Lars aus Halle-Neustadt.

Die Kriminalpolizei hat zu Beginn der Ermittlungen kaum gesicherte Erkenntnisse. Fest steht lediglich, dass Lars Opfer eines Sexualverbrechens geworden ist, und als Täter nur ein Mann infrage kommt. Der Mörder besitzt offenbar kein Auto, er hat den Koffer aus einem fahrenden Zug geworfen. Die Ermittlungen drehen sich im Kreis, als die Polizei auf einen ungewöhnlichen Einfall kommt. Ansatzpunkt sind alte Zeitungen, darunter eine "Freiheit", Ausgabe Halle-Neustadt. Unter anderem mit ihr hat der Täter den Koffer ausgelegt: "Damit kein Blut nach außen dringt", wie der Täter Matthias S. später aussagt.

Das Interesse der Ermittler wird auf gelöste Kreuzworträtsel gelenkt. Sie hoffen, dass die Schrift zum Mörder von Lars führt. Die Polizisten gehen in Halle-Neustadt von Tür zu Tür, sammeln 21 000 Schriftproben. Außerdem nehmen sie 3 000 Wohnungsanträge, 40 000 Pkw-Anmeldungen, 250 000 Personalausweisanträge und 90 000 Telegrammformulare der Post unter die Lupe.

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Die Kripo durchwühlt auch Kaderakten von Betrieben nach der charakteristischen Schrift. Sachverständige kommen unterdessen zu einem erstaunlichen Ergebnis. Weiblich und mittleren Alters - zu einer solchen Person gehört die Schrift in den Kreuzworträtseln. Das widerspricht der These von einem pädophilen Straftäter.

In den Räumen der Bezirkspolizei stapeln sich die Schriftproben. Tag und Nacht wird verglichen. Dann der Treffer bei Probe 551 198. Sie gehört zu Ingeborg G. Schnell steht zwar fest: Die 40 Jahre alte Kellnerin ist unschuldig. Die Spur aber führt über ihre 18-jährige Tochter, der heutigen Buchautorin Kerstin Apel, zu deren gleichaltrigem Freund Matthias S.

Nach anfänglichem Leugnen gesteht er schließlich detailliert, wie er sein Opfer kennengelernt, missbraucht und schließlich brutal umgebracht hat. 1982 wird er zu lebenslanger Haft verurteilt. Doch bereits 1991 wird er aus der Haft entlassen, danach bis 1996 im Maßregelvollzug untergebracht. Im Jahr 1999 wird er endgültig entlassen und lebt seitdem anonym in Thüringen.

[video]https://www.youtube.com/watch?v=2u_9a5wXmB0[/video]
Quelle: MZ
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Re: Der Kreuzworträtselmord

#2

Ungelesener Beitrag von Salva » Do, 4. Jun. 2015, 23:45

Staatsanwalt ermittelt wieder im «Kreuzworträtsel-Fall»

Die Staatsanwaltschaft ermittelt erneut im spektakulärsten Kriminalfall der DDR. Mehr als 30 Jahre nach dem Verbrechen wurden gegen die damalige Freundin des Täters Mord-Ermittlungen eingeleitet.

Halle (Saale)

Der spektakulärste Kriminalfall der DDR-Geschichte wird erneut aufgerollt - der Kreuzworträtselmord von 1981 in Halle-Neustadt. Mehr als 30 Jahre nach dem Verbrechen hat die Staatsanwaltschaft Halle von Amts wegen ein Mordermittlungsverfahren gegen die damalige Freundin des Täters eingeleitet, wie Sprecher Klaus Wiechmann sagt. Ausgelöst wurde es durch Zeitungsinterviews und ein gerade erschienenes Buch, in dem die 49-Jährige das damalige Geschehen verarbeitet - verpackt in eine fiktive Rahmenhandlung.

Im Januar 1981 war in Halle-Neustadt der siebenjährige Lars ermordet, dessen Leiche in einem Koffer verpackt aus einem Zug geworfen worden. Ein ausgefülltes Kreuzworträtsel führte die Polizei Monate später zum 18-jährigen Täter.

Unter dem Titel "Der Kreuzworträtselmord: Die wahre Geschichte" ist im Sutton-Verlag jetzt das Buch von Kerstin Apel erschienen. Es enthülle, wirbt der Verlag, was nie bekannt geworden sei: dass sie den Mord entdeckt habe. In einem Zeitungsinterview wird Apel damit zitiert, dass sie ihren Freund bei der Tat in der Wohnung ihrer Mutter überrascht, davon bisher aber niemand gewusst habe. Dass er sie am Fliehen gehindert und psychisch unter Druck gesetzt habe.

"Frau Apel ist damals mehrfach ausführlich befragt worden", so Wiechmann. Was sie einst ausgesagt habe und was jetzt bekannt werde, stimme nicht überein. Wenn Apel, wie nun im Buch beschrieben, in der Wohnung war, als der Junge noch lebte, und auch bei der Beseitigung der Leiche dabei war, müsse geklärt werden, ob sie der Beihilfe oder Mittäterschaft schuldig sei. Unterlassene Hilfeleistung, Strafvereitelung oder Falschaussagen seien verjährt, "Mord verjährt nicht."

Unklar ist laut Staatsanwaltschaft, was authentisch und was künstlerische Freiheit im Buch ist. Ob der längst wieder auf freiem Fuß lebende Täter dazu befragt wird, ließ Wiechmann offen. "Es ist auch nicht abzusehen, ob das Verfahren je in einen Prozess endet."

In Halle hat das Buch, vor allem aber eine angekündigte Lesung Empörung ausgelöst. Es sei unfassbar, dass eine Mitwisserin die Gelegenheit bekomme, moralische Grundsätze würden verletzt, sagen Neustädter. "Wir haben lange diskutiert, ob wir das Buch herausbringen", sagt indes Sutton-Chef Sebastian Thiem. Mit Apel sei darüber geredet worden, was eine Veröffentlichung bedeuten könne. "Das ist Sache des Autors. Wir haben den Eindruck, sie weiß, was sie tut." Apel sei Opfer. Von ihrer Situation als Teenager könne sich niemand eine Vorstellung machen. Über weitere Lesungen werde noch entschieden. Apel erklärte am Donnerstag, ihr sei nicht bekannt, "dass Ermittlungen gegen mich laufen".


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Kerstin Apel, Buchautorin und damalige Freundin von Matthias S.

Matthias S. tötete 1981 einen Jungen - ausgefüllte Kreuzworträtsel überführten ihn. Nun gesteht seine damalige Freundin in einem Buch, sie habe beim Entsorgen der Leiche geholfen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wieder in dem Fall, der längst als abgeschlossen galt.

In Kapitel 22, Seite 107, bricht Kerstin Apel ihr Schweigen. Detailliert beschreibt sie in ihrem Buch "Der Kreuzworträtselmord - Die wahre Geschichte", was am 15. Januar 1981 geschah. Es ist der Tag, an dem ihr damaliger Freund Matthias S. einen sieben Jahre alten Jungen tötet. Sie wolle nach mehr als drei Jahrzehnten "ihre eigenen traumatischen Erfahrungen als Zeugin dieses schrecklichen Verbrechens verarbeiten", sagt die 49-Jährige.

Die Ermittlungen sind beispiellos in der Kriminalgeschichte der DDR: Zwei Wochen nach dem Verschwinden des Jungen findet ein Wärter an der Bahnstrecke Halle-Leipzig, Streckenkilometer 107,4, den sieben Jahre alten Lars Bense tot in einem braunen Reisekoffer. Der Junge war sexuell missbraucht worden. Seine Leiche wies Spuren stumpfer Gewalt und Stichverletzungen auf. Der Koffer war ausgestopft mit Zeitungspapier - und ausgefüllten Kreuzworträtseln.

Kampfplatz: Arena.

Nebenfluss der Wolga: Moskwa.

Tierprodukt: Ei.

Die ausgefüllten Kästchen sind die einzige Spur auf den Täter.

Die Volkspolizei vermutet einen Serientäter, durchwühlt 60 Tonnen Altpapier nach Zeitungen mit Kreuzworträtseln und holt insgesamt 551.198 Schriftproben in Halle-Neustadt ein. Auch die Stasi mischt mit. Nach zehn Monaten werden die Ermittler in Block 398 fündig: Die Schrift der Bewohnerin ist identisch mit der in den Rätselkästchen aus dem Koffer. Der Täter ist der Freund ihrer Tochter.

Im Vorwort ihres Buches schreibt Kerstin Apel, es handele sich um einen Roman, dessen Handlung teils auf "tatsächlichen Ereignissen" beruhe, teils "frei erfunden" sei. Der Geschäftsführer des Thüringer Sutton Verlags, Sebastian Thiem, sagt jedoch, bezugnehmend auf den Mordfall: "Das, was sie schreibt, ist wahr. Es ist so geschehen."

Doch die Schilderungen im Buch unterscheiden sich von der Version der Geschichte, die Kerstin Apel 1981 den Polizisten in Vernehmungen schilderte. Daher ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Halle erneut in dem Fall, der längst abgeschlossen schien.

Im Buch kommt Kerstin Apel an jenem Januartag 1981 vom Mitteldienst nach Hause. Früher als sonst. Sie ist 18 Jahre alt, Restaurantfachkauffrau. Es sei "der schrecklichste Tag" in ihrem Leben gewesen, schreibt sie. In der Wohnung ihrer Mutter trifft sie auf ihren Freund, auch er ist 18 Jahre alt - im Buch heißt er nicht Matthias S., sondern Sven G. "Wie soll ich es dir bloß sagen, na ja, also, ich hab's eben getan. So, jetzt ist es raus", habe dieser gestammelt.

"Irgendwie lebt er noch, aber nicht mehr richtig"

In epischer Breite schildert Apel den Dialog zwischen ihr und ihrem Freund. "Ich hab einen kleinen Jungen mit in die Wohnung genommen. Ich konnte einfach nicht anders, er war so niedlich, irgendwas ist da über mich gekommen, ich musste ihn um alles in der Welt mitnehmen", habe er gesagt. Die Essecke sei voller Blutspritzer gewesen. "Irgendwie lebt er noch, aber nicht mehr richtig, ach, ich weiß nicht, du siehst ja, wie es hier aussieht."

Kurz darauf soll ihr Freund gesagt haben: "Ich versuche ihn erst einmal ins Herz zu stechen, vielleicht bekomme ich ihn dann tot." Dann sei ihr Freund im Badezimmer verschwunden, in dem er den sterbenden Jungen zuvor abgelegt hatte.

Als sie aus der Wohnung habe stürzen wollen, habe ihr Freund sie festgehalten. "Ich geh doch nicht wegen so einem Gör ins Gefängnis!", habe er sie angebrüllt. Mit verbundenen Augen habe sie später im Badezimmer einen Plastiksack aufhalten und dem Täter assistieren müssen. Der habe das tote Kind in den Koffer gepackt.

Gemeinsam verlassen sie ihren Angaben nach mit dem Koffer das Haus, schleppen ihn zum Bahnhof und steigen dort in einen Zug Richtung Leipzig. Während der Fahrt habe Matthias S. den Koffer aus einem Fenster geworfen, in Leipzig seien sie dann wieder in einen Zug zurück nach Halle gestiegen.

Am 17. November 1981 wurde Matthias S. in Friedrichroda festgenommen. Kerstin Apel schwieg, tat gegenüber den Ermittlern so, als sei sie an jenem 15. Januar nicht früher als sonst nach Hause gekommen. Im Buch schreibt sie: "Sven hatte mich all die Monate lang so unter Druck gesetzt, dass die Angst tief in mir saß." Sie geriet nicht in Verdacht.

Bis zur Veröffentlichung ihres Buches. "Mord verjährt nicht", sagte am Freitag Staatsanwalt Klaus Wiechmann, das gelte auch für Mittäterschaft oder Beihilfe. "Eine Person kann auch Mittäter sein, ohne selbst zu töten." Im Fall Kerstin Apel liege ein Anfangsverdacht vor. "Nun muss geklärt werden, inwieweit sie ihrem damaligen Freund geholfen hat, um ihn zu schützen."

"Sie ist Opfer"

Die Ermittler rätseln: Warum kommt die Frau nach 32 Jahren auf die Idee, so über die Tat zu berichten? "Vielleicht ist es eine Art künstlerische Freiheit, vielleicht will sie auch nur den Verkauf ihres Buches ankurbeln - vielleicht will sie sich aber auch erleichtern", sagt einer.

Vielleicht ist es auch eine Mischung aus allem. Die erste Auflage von 3000 Exemplaren ist bereits ausverkauft. Vor und auf der Leipziger Buchmesse im März sind fünf Lesungen mit der Autorin geplant. Im Moment erhole sie sich von einer Operation, aber sie stelle sich der Öffentlichkeit, sagt Sebastian Thiem, Geschäftsführer des Thüringer Sutton Verlags. "Wir wussten um die Brisanz des Falles." Kerstin Apel habe sich im Vorfeld juristisch beraten lassen und sei abgesichert.

Kerstin Apel habe eine "Grenzerfahrung" erlebt, so der Verlagschef. "Sie wird fälschlicherweise als Mittäterin hingestellt, sie ist Opfer und hat unter dem Trauma gelitten, dem sie sich nun stellt."

Ihr Freund wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit gleichzeitiger Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Im Prozess sagte er, er hege seit langem Tötungsphantasien. Da er zur Tatzeit erst 18 Jahre alt war wurde das Verfahren nach der Wende wieder aufgenommen. Matthias S. wurde 1992 zu zehn Jahren Jugendstrafe mit anschließender Einweisung in die Psychiatrie verurteilt, seit 1999 lebt er in Thüringen.

Kerstin Apel sah ihn zuletzt im Gerichtssaal. "Ich konnte nicht anders, ich musste einfach zu ihm hinschauen", schreibt sie im Buch. " Er sah ganz anders aus, fürchterlich aufgequollen, was angeblich an den Medikamenten lag, die er nehmen musste. (...) Ich weiß nicht, ob er überhaupt gemerkt hat, dass ich da war. Es war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe. Diesen Menschen will ich nie wieder sehen."

Quelle: Spiegel ONLINE
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Re: Der Kreuzworträtselmord

#3

Ungelesener Beitrag von Salva » Do, 4. Jun. 2015, 23:49

"Ich bin keine Mörderin"

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Die Autorin Kerstin Apel ist erstaunt über die Ermittlungen gegen sie, die klären sollen, ob sie der Beihilfe oder Mittäterschaft schuldig ist.

Halle (Saale)

Die Autorin Kerstin Apel ist erstaunt über die Ermittlungen gegen sie, die klären sollen, ob sie der Beihilfe oder Mittäterschaft schuldig ist. Es geht um den Mord an dem siebenjährigen Lars in Halle-Neustadt von 1981, den die 49-Jährige in ihrem Buch "Der Kreuzworträtselmord: Die wahre Geschichte" schildert. "Ich bin keine Mörderin," sagt Apel. Sie war als 18-Jährige die Freundin des gleichaltrigen Täters. Er brachte sein Opfer in Apels damaliger Wohnung um, er hatte das Kind zuvor missbraucht.

Apel äußert sich nicht direkt, sondern lässt Anfragen durch ihren Verlag beantworten. Ihre Erlebnisse als Teenager hätten sie "über Jahrzehnte belastet", heißt es in ihrer Mitteilung. "Das Buch zu schreiben, war eine Möglichkeit, einen Schritt zur Bewältigung zu tun. Der fiktive Rahmen gab mir den nötigen Abstand."

In dem Buch beichtet der Täter der Ich-Erzählerin seine Tat. Als das Kind im Nebenraum sich noch bewegt, holt der Mann ein Messer, geht hinüber. Er kommt zurück: "Du musst mir jetzt helfen, ohne dich schaffe ich es nicht." Gemeinsam stecken sie die Leiche in einen Plastiksack, packen sie in einen Koffer und werfen sie auf der Bahnstrecke Halle-Leipzig aus dem Zugfenster. "Siehste, das war's, so schlimm war es doch gar nicht", sagt der Täter im Buch.

Diese viele Seiten füllende Schilderung ist es offenbar, die den Staatsanwalt ermitteln lässt. Als Zeugin berichtete Apel seinerzeit nicht, dass sie so dicht am Mordgeschehen war. Was ist Fiktion, was Tatsache? Das ist zu klären. Die Frage nach Beihilfe oder Mittäterschaft bei dem 32 Jahre zurückliegenden Verbrechen ist zu beantworten. Denn: Mord verjährt nicht.

Keine Fiktion ist, was Apel im Nachwort ihres Buches schreibt: "Mein Freund zwang mich, ihm bei der Beseitigung der Leiche des armen Jungen zu helfen." Und "für eins muss ich ihm beinahe dankbar sein: Es gelang ihm, mich komplett aus der ganzen Angelegenheit herauszuhalten", schreibt sie weiter. "Von meiner Rolle in der Geschichte ahnte niemand etwas."

Bis zum Schreiben ihre Buches "hatte ich mit niemandem über meine Erlebnisse gesprochen", erklärte Kerstin Apel am Freitag. Sie hätte damals Todesangst gehabt. "Ich dachte, dass er mir etwas antun würde, wenn ich ihn anzeigen würde. Dass er dazu fähig war, das wusste ich ja."

Quelle: MZ
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Re: Der Kreuzworträtselmord

#4

Ungelesener Beitrag von Salva » Do, 4. Jun. 2015, 23:53

Ermittlungen gegen Ex-Freundin eingestellt

Die Staatsanwaltschaft Halle hat die Ermittlungen im so genannten Kreuzworträtselmord eingestellt. Gegen die Ex-Freundin und Autorin Kerstin Apel wurde ermittelt. Sie hatte ein Buch über den Kreuzworträtselmord geschrieben.

Halle (Saale)

Aus Mangel an Beweisen hat die Staatsanwaltschaft Halle die Ermittlungen im sogenannten Kreuzworträtselmord gegen die einstige Freundin des Täters eingestellt. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Halle am Montag. Zuerst hatte der MDR darüber berichtet. Gegen die Autorin war seit Januar wegen Mordes ermittelt worden. Sie hat das damalige Geschehen in ihrem Buch „Der Kreuzworträtselmord. Die wahre Geschichte“ geschildert. Dem Sprecher zufolge gab die Frau jedoch an, diese Schilderungen seien reine Erfindungen der Spannung wegen. „Das lässt sich am Ende nicht widerlegen, zumal der Täter gestorben ist.“

Quelle: MZ
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Re: Der Kreuzworträtselmord

#5

Ungelesener Beitrag von pfiffi » Mo, 8. Jun. 2015, 21:27

Na, da habe ich aber eine ganz dezidierte Meinung...Einstellung ist mE aber dennoch in jedem Fall richtig. Sie hat, wenn es denn nicht fiktiv war, "lediglich" bei der Entsorgung der Leiche geholfen - längst verjährt (siehe Fall Lolita Brieger). Sie war damals 18. Sollte man bedenken.
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Re: Der Kreuzworträtselmord

#6

Ungelesener Beitrag von Salva » Di, 9. Jun. 2015, 01:21

Ich glaube der kein Wort. Wieso hat die denn so lange mit ihrem Buch gewartet? Wegen den Verjährungsfristen? Warum, wenn sie nichts mit der Tat zu tun hatte?
Von ihrer Situation als Teenager könne sich niemand eine Vorstellung machen.
Das könnte man pro oder kontra Apel auslegen. Die meisten Mörder hatten ein schwieriges Zuhause oder eine kaputte Kindheit und Jugend. Das spricht klar gegen sie.

Andere werden selbst zu Opfern, weil sie sich jemanden suchen, zu dem die aufschauen oder bei dem sie Halt finden können.
Das wird dann schnell ausgenutzt. Gehe ich nach den Statistiken und beziehe die Widersprüche mit ein, dann ist sie nicht so unschuldig wie sie tut und sagt. Aber klar: in dubio pro reo.
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Re: Der Kreuzworträtselmord

#7

Ungelesener Beitrag von pfiffi » Di, 9. Jun. 2015, 07:00

Meine Meinung dazu ist ebenso dezidiert wie Deine, und dürfte nicht gar so anders ausfallen... Dennoch: Die Einstellung ist richtig. Sie ist keine Mörderin. Nur das wäre jetzt noch nicht verjährt (siehe Fall Lolita Brieger).
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Der Kreuzworträtselmord

#8

Ungelesener Beitrag von Duchonin » Sa, 6. Jun. 2020, 14:49

Man sollte aber mal eines erwähnen:

Insgesamt wurden 551.198 Schriftproben ausgewertet. Eingesammelt vermutlich noch einige zehntausend mehr.
Entgegen offizieller Darstellung nicht nur durch die Polizei allein.
Ich glaube nicht, dass man das heutzutage schaffen würde.

Im Sommer 1982 wurde der Prozess gegen Matthias S. eröffnet. Die Anklage lautete auf Mord in Tateinheit mit sexuellem Missbrauch. Im Prozess sagte er aus, dass er seit einem traumatischen Kindheitserlebnis immer wieder Tötungsfantasien hatte, zudem wurde eine gestörte Sexualität offenbar. Das Bezirksgericht Halle folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft und verurteilte ihn zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit gleichzeitiger Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte.
Da der Mörder zur Tatzeit erst 18 Jahre alt war und damit in der Bundesrepublik die Anwendung des Jugendstrafrechts möglich gewesen wäre, beantragte der bundesdeutsche Staatsanwalt 1991 die Wiederaufnahme des Verfahrens. Das neue Urteil vom 20. Mai 1992 lautete wegen Mordes zwar erneut auf Höchststrafe, die jetzt allerdings nur noch zehn Jahre Jugendstrafe mit anschließender Einweisung in den Maßregelvollzug nach sich zog. Die Einweisung erfolgte laut dem zuständigen Oberstaatsanwalt, um mit einiger Gewissheit weitere Morde auszuschließen.

-> 1982 galt in Halle DDR-Recht. Eine Wiederaufnahme war m.E. unnötig.

Der Täter war bis 1996 im Landeskrankenhaus für Forensische Psychiatrie Uchtspringe untergebracht und lebte anschließend drei Jahre in einem Projekt für betreutes Wohnen. Im Jahre 1999 wurde er endgültig entlassen und zog Presseberichten zufolge nach Thüringen. Tatsächlich lebte er mit seiner Frau und deren Sohn aus einer früheren Beziehung in Magdeburg. Dort verstarb er am 15. Januar 2013, auf den Tag 32 Jahre nach seinem Verbrechen, im Alter von 50 Jahren nach einer schweren Krankheit und wurde am 2. Februar 2013 auf dem Magdeburger Westfriedhof beigesetzt.
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