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Mordfall Nara-Michael Sieger († 7): Unschuldiger nach 31 Jahren freigesprochen

Wenn Unrecht Recht wird.
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Eagle
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Mordfall Nara-Michael Sieger († 7): Unschuldiger nach 31 Jahren freigesprochen

#1

Ungelesener Beitrag von Eagle » Mi, 3. Feb. 2016, 15:54

Prozess wird neu aufgerollt - Wegen Kindesmord verurteilt: Gericht lässt Mann nach 30 Jahren frei
Dienstag, 02.02.2016, 11:07

Mir fehlen die Worte, einfach unglaublich dieser Fall.
1985 wurde ein 7-jähriger Junge in Essen ermordet. Ein junger, geistig behinderter Mann (damals 21) verurteilt, mit Sicherheitsverwahrung. Ein vor Jahren (1997) aufgetauchtes Geständnis eines anderen Mannes wurde als nicht relevant eingestuft. Der Termin für das Wiederaufnahmeverfahren steht noch nicht fest.
Bild nicht mehr vorhanden31 Jahre nach dem Mord an einem sieben Jahre alten Jungen in Essen wird der Prozess gegen einen damals verurteilten minderbegabten jungen Mann neu aufgerollt.
Das hat das Landgericht Dortmund am Dienstag mitgeteilt. Der inzwischen über 50 Jahre alte Verurteilte wurde jetzt aus dem Maßregelvollzug entlassen. Grund ist ein vor Jahren aufgetauchtes Geständnis eines weiteren Mannes. Gegen ihn ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft Essen. Es könnte damit zu zwei Prozessen kommen.
(...) Das Kind war im April 1985 von einem Spielplatz entführt und in einem Waldstück erwürgt aufgefunden worden. Der damals 21-Jährige hatte in Anhörungen die Tat zugegeben, in der Verhandlung im Jahr darauf eine Beteiligung aber bestritten. Auf Anordnung des Landgerichts Essen wurde er trotz des Widerrufs wegen eines im Zustand der Schuldunfähigkeit begangenen Mordes in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.
1997 tauchte dann das Geständnis des anderen Mannes auf. Für ein Wiederaufnahmeverfahren habe es damals wohl nicht ausgereicht, hieß es bei der Staatsanwaltschaft Essen. 2013 beantragte dann ein neuer Anwalt des Verurteilten die Wiederaufnahme. Zunächst lehnte das das dafür zuständige Dortmunder Gericht ab. Vor einem Jahr wies dann das Oberlandesgericht Hamm die Dortmunder Richter an, eine Wiederaufnahme zu prüfen. Sie sollten herausfinden, ob das Geständnis, wenn es schon 1986 vorgelegen hätte, etwas an der Essener Gerichtsentscheidung geändert hätte. In der nicht-öffentlichen Prüfung wurde auch der zweite Mann als Zeuge befragt. Ein Termin für das Wiederaufnahmeverfahren steht noch nicht fest.
focus
Zuletzt geändert von Salva am So, 6. Mai. 2018, 19:16, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Titel geändert



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Finlule
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Re: Unschuldiger nach 30 Jahren frei - Prozess wird neu aufgerollt -

#2

Ungelesener Beitrag von Finlule » Do, 4. Feb. 2016, 20:19

Wahnsinn das man das damals nicht richtig überprüft hat und vielleicht jemand so lange unschuldig im Knast sitzt.Bin gespannt wie das weiter geht in dem Fall.

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Eagle
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Unschuldiger nach 30 Jahren frei - Prozess wird neu aufgerollt -

#3

Ungelesener Beitrag von Eagle » So, 7. Feb. 2016, 09:33

30 Jahre nach Mord an Jungen (7) beschäftigt Fall die Justiz

Reproduktion des Zeitungsartikel aus der WAZ vom 24. April 1985:

Essen. Am 22. April 1985 trifft Nara Michael seinen Mörder auf einem Spielplatz in Essen-Stadtwald. Einen Tag später findet die Polizei die Leiche.
Ein schrecklicher Verdacht: Sitzt ein geistig Behinderter seit 30 Jahren unschuldig in der geschlossenen Psychiatrie, weil ihm zu Unrecht der Mord an einem Siebenjährigen in Essen angelastet wird? Diesen Verdacht äußert der Hamburger Rechtsanwalt Achim Lüdeke, der die Wiederaufnahme des Sicherungsverfahrens wegen Mordes fordert. Denn für den Mord vom 22. April 1985 gibt es seit 1997 das Geständnis eines anderen Mannes. Das Oberlandesgericht Hamm wies jetzt das Landgericht Dortmund an, dieses Geständnis in einer Beweisaufnahme zu prüfen.
Mit Großaufgebot samt Hubschraubern hatte die Polizei das Gebiet um den Schellenberger Wald abgesucht. Am Dienstagmorgen fanden die Beamten Nara Michael nur 300 Meter von Zuhause entfernt, die Leiche des kleinen Jungen lag in einem Ilexgebüsch. „Es bot sich das Bild eines Sexualverbrechens“, erklären Mordkommission und Staatsanwaltschaft. Das Kind war teilweise entkleidet, hatte Verletzungen am Hals.
Bei seiner Vernehmung erzählt er von seiner Begegnung mit Nara Michael auf dem Spielplatz: Der Junge stand allein vor der Rutsche. Dirk K. habe ihn angesprochen, doch der Siebenjährige lief weg. Der junge Mann eilte hinterher, holte Nara Michael ein, zerrte ihn ins Gebüsch. Laut Polizei soll der 21-Jährige sich bereits früher kleinen Jungen genähert und „bei günstiger Gelegenheit sexuelle Handlungen an ihnen vorgenommen haben“. Gewalttätig soll er bis dahin nie gewesen sein.
An diesem Nachmittag schrie Nara Michael. Da legte der 21-Jährige die Hände um den Hals des Kindes und würgte ihn, um nicht entdeckt zu werden, um ihn zum Schweigen zu bringen. So sagte Dirk K. es bei der Polizei aus, doch wiederholte er es vor Gericht nicht, stritt die Tat ab. Am 11. November 1986 aber wurde er nach zwei Prozesstagen wegen Mordes verurteilt und in die Psychiatrie eingewiesen.
Anwalt meldet neues Geständnis
Elf Jahre später meldet sich ein Anwalt bei den Ermittlern. Für den Mord an Nara Michael habe sein Mandant, der damals in der Therapie war, ein Geständnis abgelegt. Die Staatsanwaltschaft prüft die Aussage, stuft sie als bedeutungslos ein. Sie passe auch nicht zu den objektiven Gegebenheiten, bestätigt am Freitag die Essener Staatsanwältin Birgit Jürgens, heute Leiterin der Kapitalabteilung.
Danach ruht das Verfahren wieder – bis der Hamburger Anwalt Achim Lüdeke, spezialisiert auf Unterbringungsrecht, Kontakt zu dem in der Psychiatrie untergebrachten Dirk K. bekommt. Er hört von dem zweiten Geständnis, lässt sich die Akte kommen und bekommt erhebliche Zweifel an der Täterschaft von Dirk K..
Beim zuständigen Landgericht Dortmund fordert er die Wiederaufnahme des Essener Mordverfahrens. Er hält das zweite Geständnis für glaubhaft, es enthalte Täterwissen. Die Essener Staatsanwaltschaft hält davon nicht viel. Aber auch das Dortmunder Schwurgericht sieht die Argumentation des Anwaltes nicht als zwingend an, auf 26 Seiten weist es 2014 den Antrag in einem Beschluss zurück. Das reicht dem OLG Hamm nicht aus. Jetzt wird eine andere Kammer des Dortmunder Landgerichtes den Fall prüfen müssen.
derwesten

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Re: Unschuldiger nach 30 Jahren frei - Prozess wird neu aufgerollt -

#4

Ungelesener Beitrag von pfiffi » Di, 23. Feb. 2016, 18:12

Wem da nicht Ulvi/Peggy in den Sinn kommt...
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Re: Unschuldiger nach 30 Jahren frei - Prozess wird neu aufgerollt -

#5

Ungelesener Beitrag von Salva » Di, 23. Feb. 2016, 22:01

@pfiffi
Ich denke auch, dass man das Tötungsdelikt als Anlass genommen hat, um den "vorbelasteten" jungen Mann mal eben eine prophylaktische Zwangstherapie zu verpassen. Bei Ulvi K. war das nicht anders und ich bin mir fast sicher, dass, wenn die vermeindlichen Täter in diesen beiden Fällen weiterhin als gefährlich eingestuft worden wären, es in keinem der Fälle zu einem WAV gekommen wäre bzw. kommen würde.
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Unschuldiger nach 30 Jahren frei - Prozess wird neu aufgerollt -

#6

Ungelesener Beitrag von Salva » So, 6. Mai. 2018, 19:07

01.02.2018: Dirk K., von dem viele glaubten, er habe Nara Michael ermordet, wurde am Donnerstag freigesprochen – nach über 31 Jahren in der geschlossenen Psychiatrie: WAZ
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Mordfall Nara-Michael Sieger († 7): Unschuldiger nach 31 Jahren freigesprochen

#7

Ungelesener Beitrag von Salva » So, 6. Mai. 2018, 19:37

Ulvi K., Dirk K.:
Ulvi K. geistig zurückgeblieben, Dirk K. psychisch krank.
Ulvi K. in der Psychiatrie, Dirk K. in der Psychiatrie.
Ulvi K. belastet sich mit falschen Geständnissen des Mordes an die 9-jährige Peggy Knobloch, Dirk K. belastet sich mit falschen Geständnissen des Mordes an den 7-jährigen Nara-Michael Sieger.
Ulvi K. am Ende freigesprochen. Dirk K. am Ende freigesprochen.
In beiden Fällen sind die wahren Täter noch nicht gefunden.

Es gibt Fälle, da muss man sich trotz der Zeitunterschiede über die Parallelen wirklich wundern. Hier passen auch noch die Anfangsbuchstaben der Nachnamen der ehemaligen angeblichen Kindsmörder!
Eines hatte Ulvi Kulac dem Dirk K. aber voraus: er hatte eine Bürgerinitiative, die Himmel und Hölle für ihn in Bewegung gesetzt hat, um ihn schlußendlich freizubekommen. Und es gibt in den Blogs und Foren tausende von Seiten mit noch mehr Beiträgen dazu! Nach Dirk K. kräht kein Hahn. Ist womöglich auch besser so, denn wenn ich erinnere, wie Ulvi Kulac nach seinem Freispruch nicht nur von den Forengemeinschaften zerissen wurde, dann bin ich froh, wenn dem Dirk K. das alles erspart bleibt.
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Mordfall Nara-Michael Sieger († 7): Unschuldiger nach 31 Jahren freigesprochen

#8

Ungelesener Beitrag von Duchonin » So, 24. Mai. 2020, 18:57

In beiden Fällen:
Die Vernehmung eines geistig Behinderten ohne seinen Betreuer oder einen Rechtsanwalt dürfte es gar nicht geben.
Und das Geständnis der Ulfi K., bei dem der Betreuer/RA gerade abwesend und zufällig das Tonbandgerät defekt war, ist m.E. wertlos gewesen.
Hier ist man einfach den "leichteren" Weg bei der Ermittlung gegangen.
Das Schlimme dabei ist, dass der wahre Täter bei Peggy vermutlich nicht mehr ermittelt werden kann.
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