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Die "Wattestäbchenmörderin" - Unschuldig trotz DNS an 40 Tatorten

Wenn Unrecht Recht wird.
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Omas Bioladen
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Die "Wattestäbchenmörderin" - Unschuldig trotz DNS an 40 Tatorten

#1

Ungelesener Beitrag von Omas Bioladen » Di, 25. Mai. 2021, 16:18

Phantommörderin gibt es nachweislich nicht

Mord an einer Polizistin im Frühjahr 2007, das bislang spektakulärste Verbrechen, das dem Phantom zugeschrieben wurde. Wussten die Ermittler schon weit vor März 2009, dass es das Phantom nie gab? Am 25. April 2007 war die 22-jährige Polizistin Michéle Kiesewetter mit ihrem zwei Jahre älteren Kollege Martin A. auf Streife. Der Mord an ihr wurde dem "Phantom von Heilbronn" zugeschrieben. Das Rätsel um das "Phantom" ist gelöst. Die Serientäterin existiert nicht, wie die Staatsanwaltschaft jetzt bestätigte. Stattdessen handelt es sich bei der Frau, deren DNA mehr als 40 Verbrechen zugeordnet wurde, um eine Arbeiterin. Nicht das einzige Desaster für die Polizei in diesem Fall.

Die Beweise sind dieses Mal eindeutig: Die mutmaßliche Phantom-Mörderin hat nachweislich nie existiert. Die an 40 Tatorten sichergestellte DNA-Spur stammt nicht von einer Tatbeteiligten. „Sie stammt, wie wir heute definitiv wissen, von einer anderen Frau“, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Heilbronn, Volker Link. Die DNA sei einer Arbeiterin eines Verpackungsbetriebs in Bayern zuzuordnen, erklärte der Präsident des baden-württembergischen Landeskriminalamts, Klaus Hiller. Die Fehler bei den Ermittlungen wurden nach den Worten Hillers durch verunreinigte Wattestäbchen verursacht. Diese Stäbchen würden nun nicht mehr verwendet. „Die jetzt identifizierte Schwachstelle wird zu einer entscheidenden Verbesserung der Spurensicherung führen“, erklärte der LKA-Präsident.

Die Herstellerfirma weist die Schuld an der Wattestäbchen-Affäre allerdings zurück. Stattdessen trage die Polizei die Verantwortung dafür. „Die Polizei hat nie gefragt, ob das Besteck für DNA-Tests geeignet ist“, sagte der Geschäftsführer der Greiner Bio-One GmbH, Heinz Schmid, in Frickenhausen (Kreis Esslingen). Die Wattestäbchen seien nicht für polizeiliche Ermittlungen gedacht. Dies gehe eindeutig aus der Gebrauchsanweisung hervor, erklärte der Forschungsleiter Günther Knebel.

„Es kann nicht sein, dass die Polizei ihre Wattestäbchen in der Drogerie holt“, kritisierte der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Joachim Lautensack. Zugleich warnte er davor, die DNA-Analyse zu verteufeln. Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) muss aus Sicht der SPD-Opposition für die Panne die Verantwortung übernehmen. Wenn die Polizei aus Sparsamkeit unsicheres Analysematerial zur Spurensicherung eingesetzt habe, „kommt der Innenminister in Erklärungsnot“, sagte SPD- Landtagsfraktionschef Claus Schmiedel.

Das Bundeskriminalamt (BKA) kündigte an, künftig bessere Mittel bei der Spurensicherung einzusetzen. Die Wattestäbchen seien zwar „medizinisch steril“; es gebe aber spezielle Verfahren, um das Material noch steriler zu machen, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke im Deutschlandfunk. Dass es Fehlverurteilungen aufgrund von DNA-Analysen gegeben haben könnte, schloss er aus: „Die DNA-Analyse ist ein taugliches Beweismittel.“ Vor einigen Tagen war bekanntgeworden, dass die an Dutzenden Tatorten gefundenen DNA-Spuren des „Phantoms“ vermutlich nicht von einer Serienverbrecherin stammen, sondern eher auf Verunreinigungen von Wattestäbchen der Spurensicherung zurückgehen. Das „Phantom“, die „Frau ohne Gesicht“, wurde mit mehreren Morden und zahlreichen Einbrüchen in Verbindung gebracht, darunter mit dem Mord an einer Polizistin im April 2007 in Heilbronn.

Weil die Firma Greiner Bio-One GmbH ihre Wattestäbchen bundesweit vertrieben hat, berieten die Landeskriminalämter (LKA) der Bundesländer in einer Krisensitzung über die Konsequenzen der Panne. LKA-Experten suchten in der Wattestäbchenfirma nach der Quelle einer möglichen Verunreinigung und ließen sich den Produktionsablauf erklären. Die laut Forschungsleiter Knebel „unter anderem in China und Ägypten“ geerntete Baumwolle werde von einem Lübecker Importeur an eine bayerische Firma verkauft. Diese setze die Wolle auf Trägerstäbchen und verkaufe das Produkt an die Greiner Bio-One GmbH, welche die Abstrichgläschen schließlich an die Kunden vertreibe. Bei Ernte und Verpackung könne trotz bakterieller Sterilisation der Stäbchen eine Verunreinigung mit DNA-Spuren entstanden sein, hieß es weiter. Zu den Kunden zählen neben dem baden-württembergischen Landeskriminalamt auch das bayerische LKA und Ermittler in Österreich. Insgesamt sind laut Schätzungen von Geschäftsführer Schmid rund 20.000 Stäbchen pro Jahr geliefert worden. Die Ermittler zählen „mindestens seit 2001“ zu den Kunden des Unternehmens.

gefunden auf: www.welt.de https://www.welt.de/vermischtes/article ... nicht.html
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Salva
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Die Wattestäbchenmördern - Unschuldig trotz DNS an 40 Tatorten

#2

Ungelesener Beitrag von Salva » Di, 25. Mai. 2021, 18:19

@Omas Bioladen
Warum siehst du hier einen Justizirrtum? Soweit ich informiert bin, wurde bis heute niemand angeklagt, geschweige denn verurteilt. :thinking:
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Omas Bioladen
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Die "Wattestäbchenmörderin" - Unschuldig trotz DNS an 40 Tatorten

#3

Ungelesener Beitrag von Omas Bioladen » Di, 25. Mai. 2021, 18:39

@Salva

Ähhhm, Entschuldige bitte aber diesem Phantom wurden über ein Dutzen Morde zugeschrieben unter anderem der ander Polizistin Kiesewetter und nach diesem Phantom wurde von den Deutschen Ermittlunsgsbehören Jahrelang gefahndet unter Einbeziehung der Öffentlichkeit und mit Unmengen an Steuergeldern. Ab wann beginnt für Dich "die Justiz" erst mit dem Urteilsspruch und dem Holzhämmerchen? Durch das Auffliegen dieses Justizirrtums, nämlich 12 Morde einer umherirrenden Frau - man spekulierte hier eine Zigeunerin herbei - waren schlagartig über ein Dutzend Kriminalfälle zurück auf Null gesetzt.
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Duchonin
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Die "Wattestäbchenmörderin" - Unschuldig trotz DNS an 40 Tatorten

#4

Ungelesener Beitrag von Duchonin » Di, 25. Mai. 2021, 19:03

Dazu muss man 2 Dinge sagen:

1. Die von der Herstellerfirma vertriebenen Wattestäbchen sind "steril" , nicht "DNA-frei"
Es erfolgt eine bakterielle Sterilisation. Damit wird DNA abgetötet (deaktiviert), bleibt aber enthalten.
Man braucht also DNA-freie Probenträger

2. Es gab mehrere erfahrene Kriminalpolizisten, die schon lange der Meinung waren, dass die Taten nicht zusammengepasst
haben Die wurden aber von Vorgesetzten zum Schweigen gebracht.

3. Ein Justizirrtum ist es, weil Verdächtige wegen der an Tatorten festgestellten DNA als Täter ausgeschlossen wurden und
nicht mehr in diese Richtung ermittelt wurde.
Als man die Fehler erkannte, war es teilweise zu spät, weil nach 3 Jahren Zeugen sich nicht mehr so gut erinnern können.
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