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Was ist Kannibalismus?

Wenn Menschen Menschen essen.
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Salva
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Was ist Kannibalismus?

#1

Ungelesener Beitrag von Salva » Sa, 21. Aug. 2021, 14:34

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Foto: apollo-news.net

Kannibalismus ist ein sehr bekanntes und umfangreiches Thema, dass die Menschen schon von je her beschäftigt. Dementsprechend viel Literatur und Video- bzw. Filmmaterial gibt es zu dieser Paraphilie. Aus diesem Grund möchte ich hier nur eine relativ kurze Beschreibung dazu abgeben.

Als Kannibalismus wird das Verzehren von Artgenossen oder Teilen derselben bezeichnet. Insbesondere versteht man darunter den Verzehr von Menschenfleisch durch Menschen (Anthropophagie), aber auch im Tierreich gibt es Kannibalismus. Die Bezeichnungen Kannibalismus und Anthropophagie werden unabhängig davon verwendet, ob dem Verspeisen eine Tötung vorausging oder nicht. Biologen verwenden bei Tieren die genaueren Bezeichnungen aktiver und passiver Kannibalismus, um die beiden Fälle zu unterscheiden.

In fast allen menschlichen Gesellschaften ist Kannibalismus mit einem Nahrungstabu belegt. Anthropophagie in Extremsituationen (aus Nahrungsmangel) ist zu unterscheiden von rituell bzw. religiös geprägten Erscheinungsformen. Der Glaube an eine medizinische Wirksamkeit des Verzehrs von Leichenteilen war in Europa bis ins 18. Jahrhundert verbreitet. Einzelne Fälle von Kannibalismus tauchen auch im sexuellen oder psychiatrischen Kontext auf.

Das Wort „Kannibale“ kam in Folge der Entdeckungsfahrten des Christoph Kolumbus um 1500 in den europäischen Sprachen in Gebrauch. Im Deutschen ist es 1508 erstmals belegt.

Als Kolumbus auf seiner ersten Reise vor der Insel Hispaniola ankerte, notierte er in seinem Logbuch am 23. November 1492, dass die Einwohner dieser Insel in steter Furcht vor den Caniba oder Canima lebten, den angeblich einäugigen, hundsgesichtigen und menschenfressenden Einwohnern der Nachbarinsel Bohío. Die Eigenbezeichnung dieses Indianervolkes bedeutete so viel wie „tapfer“ (vgl. Tupi-Sprache caryba: „Held“). Da in ihrer Sprache die Laute l, n und r als Allophone variieren, entstand im Gebrauch der spanischen Seefahrer zum einen die Variante caribe bzw. caribal, was sich im Sprachgebrauch zur Bezeichnung der Bewohner der Küsten der Karibik, die Kariben, verengte, und zum anderen canibal in der Bedeutung „Menschenfresser“.

Da man in der vorwissenschaftlichen Ethnologie der Antike und des Mittelalters fest davon überzeugt war, dass am Rand der bekannten Welt anthropophagische (menschenfressende) und „halbmenschliche“ Völker lebten, konnte die Literatur des 16. Jahrhunderts in den karibischen Canibales eine besonders aktuelle und real scheinende Verkörperung dieser alten Idee entdecken. Der Name wurde zum Begriff; als solcher verbreitete er sich sehr schnell und wurde zum Synonym für den zuvor üblichen griechischen Begriff Anthropophage.

Im heutigen Deutsch wird die Bezeichnung Menschenfresser vor allem für Märchen- und Sagenfiguren oder -völker gebraucht.

Unterschiedliche Kontexte und Motive für Kannibalismus


Christian Spiel unterscheidet in seinem Buch Menschen essen Menschen – Die Welt der Kannibalen[1] verschiedene Arten des Kannibalismus nach den Motiven und Anlässen:

• mythisch begründeter Kannibalismus – in Weltschöpfungsmythen geschilderte Weltschöpfung durch Kannibalismus

• religiöser Kannibalismus – Körperteil als direkte Opfergabe an die Götter (beispielsweise das Herz bei den Azteken für den Sonnengott, damit die Sonne jeden Tag neu ihren Lauf über den Himmel ausführen kann; der rohe Leichenrest für die Menschen als Omophagie)

• ritueller Kannibalismus als „Bestattung im Menschen“ – den Geopferten oder den Verstorbenen in sich aufnehmen und so seine Wiederkehr verhindern

• Pietätskannibalismus – den Verwandten, sei es ein Vorfahre oder ein eigenes Kind, aus Respekt, Liebe oder Trauer würdevoll ehren, aber auch sicher verwahren

• Angst-Kannibalismus – den getöteten Feind am sichersten denkbaren Ort, in sich selbst, verwahren und so seine Wiederkehr verhindern

• magischer Kannibalismus – Vorstellung, dass Eigenschaften wie Kraft und Mut vom Opfer durch Verzehren auf den Esser übergehen

• justizieller oder Gerichts-Kannibalismus – das Verspeisen von Verurteilten oder das Trinken ihres Blutes

• Kannibalismus zu Ernährungszwecken in extremen Notlagen
Ein tragischer, aufsehenerregender und nicht ganz unumstrittener Fall von Kannibalismus aufgrund einer extremen Notlage ist der Absturz des Fuerza-Aérea-Uruguaya-Flug 571 über den südamerikanischen Anden. Die 40 Passagiere waren Mitglieder, Betreuer und Angehörige der Rugby-Union-Mannschaft Old Christian’s Club, die mit zwei Meisterschaftssiegen (1968 und 1970) zu den erfolgreichsten Uruguays zählte. Im chilenischen Santiago sollte das Team ein Freundschaftsspiel absolvieren. Die Maschine vom Typ Fairchild-Hiller FH-227 zerschellte am 13. Oktober 1972 an einem Berghang in 4000 Metern Höhe. Nach 72 Tagen im Eis konnten 16 von 45 Insassen gerettet werden.
Die Entscheidung, auf profanen Kannibalismus (bei dem menschliches Fleisch als Nahrungsmittel angesehen wird) als bloße Überlebensstrategie zurückzugreifen, wurde nicht leichtfertig gefällt bzw. hingenommen, da sich unter den Toten viele Verwandte, Freunde oder zumindest Bekannte derer befanden, die noch ums Überleben kämpften. Einige weigerten sich zunächst aus moralischen Gründen. Die verzweifelte und hoffnungslose Lage drängte aber nach wenigen Tagen alle dazu, auf menschliches Fleisch als Nahrung zurückzugreifen. Ungefähr sechs Leichen blieben aus Respekt vor den noch lebenden Angehörigen vorerst unangetastet und sollten lediglich dem Überleben im äußersten Notfall dienen. Am Ende unversehrt waren lediglich die Leichen der Mutter und der Schwester Fernando Parrados, der sich mit Roberto Canessa auf der Suche nach Rettung befand.

• Kannibalismus als sexueller Fetischismus
Der wohl bekannteste deutsche Kannibale dürfte der Rotenburger Armin Meiwes sein:
Im Jahr 2001 stellte sich ein Mann als Opfer für ein kannibalisches Essen zur Verfügung, das Meiwes vornahm. Mit Einwilligung des Opfers hat Meiwes Teile dieses Körpers vor laufender Kamera gegessen. Meiwes wurde als Kannibale von Rotenburg bekannt. Ein ähnlicher Fall des eingewilligten Kannibalismus fand im Jahr 2013 statt, wobei der Täter als Kannibale vom Gimmlitztal bekannt wurde.

Nicht in den Blick genommen hat er den in Europa weit verbreitet gewesenen "medizinischen Kannibalismus":
Im alten Rom wurde frisches Gladiatorenblut gegen Epilepsie gereicht.
Neueren medizinhistorischen Forschungen der Kulturhistorikerin Anna Bergmann (2004) und des britischen Medizinhistorikers Richard Sugg (2006) zufolge gab es in Europa bis ins 18. Jahrhundert hinein einen weit verbreiteten medizinischen Kannibalismus. Körperteile von Hingerichteten sowie deren Blut wurden vom Henker an das Volk und an Apotheker verkauft und dann für medizinische Zwecke genutzt. Das Fett („Armensünderfett“) und das Fleisch („Schelmenfleisch“) der „armen Sünder“ – auch das ungeborener und ungetauft gestorbener Kinder – wurden zu allerlei magischen Ingredienzien weiterverarbeitet, die man teilweise schluckte, teilweise sich als Salben ins Gesicht und auf den Körper schmierte. Man versprach sich Abhilfe etwa gegen Gicht und Arthrose und gegen Krankheiten, für deren Entstehung das verhängnisvolle Wirken von Dämonen als ursächlich angenommen wurde.

Quelle: Wikipedia


Video: rue Crime mit Mark Benecke: Kannibalismus
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