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Wire Card

#1

Ungelesener Beitrag von Duchonin » Fr, 31. Dez. 2021, 17:19

Die Wirecard AG mit Sitz in Aschheim war bis zur Insolvenz ein börsennotierter deutscher Zahlungsabwickler und Finanzdienstleister. Wirecard bot Lösungen für elektronischen Zahlungsverkehr, Risikomanagement sowie Herausgabe und Akzeptanz von Kreditkarten an. Die Tochtergesellschaft Wirecard Bank AG verfügte über eine deutsche Banklizenz.

Es gab schon kurz nach der Gründung Probleme.
Im Jahr 2000 erhielt Wire Card einen zweistelligen Millionen-DM-Betrag vom Wagniskapitalgeber Kappa IT Ventures. Im selben Jahr stellte Hoppenrath Jan Marsalek als „Director Technology“ ein, da dieser sich mit dem Wireless Application Protocol auskannte und bei seinem bisherigen Arbeitgeber Onlineshops und eine Anwendung zur Zahlung über Mobiltelefone entwickelt hatte. Im Anschluss scheiterte ein intern als Wirecard 2.0 bezeichnetes Projekt, in dem die gesamte Plattform neu programmiert werden sollte, nachdem Marsalek den Vorstand nicht über Probleme unterrichtet hatte, was Kosten von 2 Mio. DM verursacht haben soll und die Existenz des Unternehmens bedrohte. Hoppenrath degradierte Marsalek daraufhin. Wire Card holte sich Hilfe bei der Wirtschaftsberatung KPMG, die im Oktober 2000 ihren Berater Markus Braun zum Unternehmen schickte. Kurz darauf wurde dieser als „Chief Technology Officer“ von Wire Card eingestellt.

Im Oktober 2001 erklärte der Münchner Unternehmer Paul Bauer-Schlichtegroll gegenüber Braun, an einer Beteiligung oder Übernahme von Wire Card interessiert zu sein. Sein Unternehmen EBS electronic billing systems AG (EBS), gegründet 1998 als EPM AG Entertainment Print Media, betrieb kostenpflichtige Porno-Websites, deren Zugang über selbstentwickelte Dialer abgerechnet wurde. Im November 2001 verschwanden bei einem angeblichen Einbruch in die Geschäftsräume von Wire Card die Laptops von Braun und Marsalek. Die Verhandlungen mit EBS scheiterten, und Wire Card musste Insolvenz anmelden. Da Gründer Detlev Hoppenrath Insider hinter dem Diebstahl vermutete, erstattete er im Januar 2002 Strafanzeige gegen den Vorstand wegen des Verdachts, dass die Insolvenz für die Überführung von Wire Card in die EBS missbraucht werden solle. Die Staatsanwaltschaft München stellte die Ermittlungen ergebnislos ein, und Hoppenrath verließ den Aufsichtsrat im Oktober 2001.

EBS konnte Wire Card im Januar 2002 übernehmen. Die EBS electronic billing systems firmierte um in ebs Holding AG und fungierte als Holdinggesellschaft.Im Mai 2002 wurden die EBS-Tochterunternehmen umgruppiert und Wire Card sollte mit seiner Corporate Clearing Center genannten Plattform zur Abwicklung von Finanzprozessen für Großunternehmen und dem Risikomanagementsystem Corporate Trust Center zum Schutz vor Zahlungsausfällen im elektronischen Handel am Markt auftreten. Nach der Übernahme von Wire Card betrug der Umsatz der EBS-Gruppe im Jahr 2002 ca. 72 Millionen Euro, der Gewinn vor Steuern 9 Millionen Euro.

Die Vorgängergesellschaft von Wirecard bezüglich des Börsengangs war die InfoGenie Europe AG mit Sitz in Berlin, deren Aktien seit Oktober 2000 im Börsensegment Neuer Markt gelistet waren. Sie bot als Dienstleister telefonische Ratgeber-Hotlines zu unterschiedlichen Themen an. Im März 2002 erwarb das EBS-Tochterunternehmen EBS Mobil mehr als 25 % der Unternehmensanteile. Als die Aktie nach Kursverlusten ein Pennystock wurde, wollte der Börsenbetreiber Deutsche Börse sie vom Neuen Markt ausschließen, was ihm aber im April 2002 gerichtlich untersagt wurde. Mitte Dezember 2004 beschloss eine außerordentliche Hauptversammlung von InfoGenie, die nicht börsennotierte Wire Card AG durch eine Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage zum 1. Januar 2005 in InfoGenie einzubringen und InfoGenie in Wire Card umzubenennen. So wurde die Wire Card AG durch ein Reverse-IPO eine im Börsensegment Prime Standard gelistete Aktiengesellschaft. Paul Bauer-Schlichtegroll zog in den Aufsichtsrat ein und Markus Braun wurde Vorstandsvorsitzender. Im Juni 2006 wurde Wire Card in Wirecard umbenannt. Ebenfalls 2006 wurde Wirecard in den TecDAX aufgenommen und im September 2018 in den DAX.

Internationales Wachstum

2007 wurde Wirecard Asia Pacific in Singapur gegründet. 2008 führte Wirecard virtuelle Prepaid-Kreditkarten für Online-Zahlungen ein und im folgenden Jahr[29] zur Betrugserkennung eine Fraud Prevention Suite, die auch KI und maschinelles Lernen nutzt. 2014 expandierte Wirecard nach Neuseeland, Australien, Südafrika und in die Türkei. Durch den Kauf der Prepaid Card Services von der Citigroup ist Wirecard seit 2016 auch in Nordamerika vertreten. Im gleichen Jahr übernahm das Unternehmen einen südamerikanischen Internet-Zahlungsdienstleister in Brasilien.

2019 beteiligte sich Softbank an Wirecard.Durch den Kauf der AllScore Payment Services aus Peking war Wirecard seit November 2019 auch in China vertreten. Kanzlerin Merkel hatte bei ihrer China-Reise im September 2019 dafür geworben – unter Vermittlung von Karl-Theodor zu Guttenberg, eines Lobbyisten des Konzerns.

Kritik an Wirecard und Manipulationsvorwürfe

Im Mai 2008 veröffentlichte ein unter Pseudonym schreibender Benutzer in einem Internetforum eine kritische Analyse zur Wirecard-Aktie. Er bemängelte intransparentes Reporting, hinterfragte die hohe Profitabilität und vermutete wegen der dennoch regelmäßig erfolgten Kapitalerhöhungen „systematische Ausplünderung der Erlöse aus den Kapitalerhöhungen“.[39][40][41] Da die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) Wirecard im Sommer 2008 falsche bzw. irreführende Bilanzierung vorwarf, beauftragte Wirecard die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young mit einem Sondergutachten für das Geschäftsjahr 2007. Später wurde bekannt, dass SdK-Mitglieder animiert durch den Forumsbeitrag[41] über Differenzkontrakte auf fallende Kurse vor Bekanntmachung der Bilanzdefizite spekulierten. Auch Fondsmanager der Privatbank Sal. Oppenheim setzten auf fallende Kurse und wiesen institutionelle Anleger zugleich vor Bekanntwerden der Vorwürfe auf Bilanzfehler hin, was als Kursmanipulation gelten kann.[42][43] Da die Aktie um fast 70 Prozent fiel, erstattete Wirecard Ende Juni 2008 Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen Fondsmanager von Sal. Oppenheim,[44] die einen Mitarbeiter freistellte,[45] und Funktionäre der SdK.[46] Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München wurden zwei SdK-Vertreter in Untersuchungshaft genommen,[47] die später gegen sie verhängten Haftstrafen erhielten sie jedoch nur wegen anderer, ähnlicher Fälle.[12] Der Verfasser des Forumsbeitrags wurde von der Polizei vernommen, die Ermittlungen gegen ihn wurden jedoch eingestellt.[39][41] Wirecard galt im Vorgehen gegen kritische Journalisten, Anleger und Konkurrenten als aggressiv; die Anwälte des Konzerns meldeten sich schon bei Kleinigkeiten; manche kritischen Beobachter sollen beschattet worden sein.[13]

Da die Wirecard-Aktie durch eine Falschmeldung des Nachrichtendienstes Goldman, Morgenstern & Partners (GoMoPa) im April 2010 um mehr als 30 Prozent fiel, leitete die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Ermittlung ein. Ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München I gegen GoMoPa wurde mangels Nachweis im Oktober 2012 eingestellt. Im Februar 2016 fiel der Kurswert aufgrund eines Berichts des auch unter erfahrenen Analysten zuvor unbekannten Analyse-Unternehmens Zatarra Research & Investigation erneut ab. Darin warfen anonyme Analysten Wirecard illegale Praktiken vor. Die Staatsanwaltschaft München beantragte im Dezember 2018 nach Abschluss ihrer Ermittlungen einen Strafbefehl wegen Marktmanipulation gegen den Herausgeber des Berichts, einen bekannten Leerverkäufer. Im Mai 2020 wurde das Verfahren mit der Auflage der Zahlung eines niedrigen fünfstelligen Betrags an gemeinnützige Einrichtungen eingestellt.

Auch im Februar 2017 berichtete das Manager Magazin über intransparente Bilanzierungen. Wirecard wies diese Vorwürfe als unbegründet zurück.

Berichterstattung der Financial Times und Zeit danach

Mit einer Artikelserie namens House of Wirecard (anspielend auf die Serie House of Cards und das englische Wort für Kartenhaus) im Blog FT Alphaville der Financial Times (FT) wiesen Dan McCrum und die Singapur-Korrespondentin Stefania Palma in Zusammenarbeit mit Olaf Storbeck und John Reed ab 2015 auf Unstimmigkeiten in der Wirecard-Bilanz hin. Anfang Februar 2019 fiel der Wirecard-Aktienkurs von gut 167 Euro auf bis unter 86 Euro aufgrund dreier Berichte der Financial Times: Mitarbeiter in Singapur hätten Kunden und Umsätze erfunden, um eine Geschäftslizenz in Hongkong zu erhalten und die Ertragsziele von Wirecard zu erreichen. Am 8. Februar 2019 durchsuchten Polizeibeamte die Filiale in Singapur. Wirecard bestritt die Vorwürfe und reichte eine Klage gegen die Financial Times sowie eine Klage wegen Kursmanipulation ein.

Am 18. Februar 2019 verbot die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) für zwei Monate die Etablierung und Vergrößerung von Netto-Leerverkaufspositionen für Aktien von Wirecard. Mit ihrer Entscheidung schuf die Bonner Behörde einen Präzedenzfall, der spätestens mit der Veröffentlichung einzelner Passagen der entsprechenden BaFin-Akte für heftige Diskussionen sorgte. Nach Recherchen des Handelsblatts unterstützte die Deutsche Bundesbank das Leerverkaufsverbot nicht, trotzdem erließ BaFin-Direktorin Elisabeth Roegele es, weil die Bundesbank zwar für die Stabilität des Finanzsystems, nicht aber für das Marktvertrauen im Sinne des Anlegerschutzes zuständig sei. Am Markt, so das Handelsblatt, wurde die Bafin in der Folge als verlängerter Arm Wirecards wahrgenommen. Banken hingegen, die als Anlagevermittler aufgetreten sind, hätten ihrer Pflicht nachkommen müssen, indem sie die Anleger über die negative Berichterstattung über Wirecard informieren. Die Staatsanwaltschaft München I leitete ein Ermittlungsverfahren gegen einen FT-Journalisten wegen Verstößen gegen das Wertpapierhandelsgesetz ein, das erst Anfang September 2020 eingestellt wurde, ohne dass Belege für Verstöße gefunden wurden. Eine Untersuchung der Anwaltskanzlei Rajah & Tann aus Singapur ergab Unregelmäßigkeiten, die aber keinen wesentlichen Einfluss auf die Bilanz gehabt hätten. Daher reichte Wirecard eine Unterlassungsklage gegen die Financial Times ein, um das Ende der Berichterstattung und eine Entschädigung der Aktionäre zu erreichen. Im Februar 2019 gründete der Aufsichtsrat von Wirecard einen eigenen Prüfungsausschuss unter Vorsitz des neuen Aufsichtsratmitglieds Thomas Eichelmann.

Anfang Juli 2019 wurde bekannt, dass die FDP-Bundestagsfraktion um Christian Lindner an die Bundesregierung eine Kleine Anfrage nach konkreten Hinweisen auf Kursmanipulation bei der Wirecard-Aktie im Jahr 2019 stellte. In ihrer Antwort bewertete die Bundesregierung das Eingreifen der BaFin als richtig und gab Details aus laufenden Ermittlungen bekannt. So sei ein Börsenhändler in London vorab über die kritischen FT-Artikel informiert worden und die ermittelten Leerverkäufer seien von früheren Attacken bekannt gewesen. Die Regierung lehnte Anfragen zu Verbindungen zwischen Leerverkäufern und FT-Journalisten wegen der laufenden Verfahren ab. Die BaFin hatte im April 2019 gegen FT-Journalisten und andere Personen Strafanzeige wegen des Verdachts auf Marktmanipulation erstattet.

Am 15. Oktober 2019 erhob die Financial Times erneut den Vorwurf der Manipulation. Interne Unterlagen würden nahelegen, dass Wirecard zu hohe Umsätze und Gewinne bei Tochtergesellschaften angegeben habe. Wirecard wies auch diese Vorwürfe zurück und beauftragte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG im Oktober 2019 mit einer Sonderprüfung, um sie zu entkräften. Hierzu übernahm Eichelmann, Vorsitzender des Prüfungsausschusses, Anfang Januar 2020 auch den Vorsitz im Aufsichtsrat. Das Ergebnis der KPMG-Untersuchung wurde Ende April 2020 veröffentlicht.[80] Danach konnten nicht alle Daten vollständig ausgewertet und somit die Vorwürfe nicht völlig ausgeräumt werden. Im Bereich Drittpartnergeschäft konnte KPMG keine Aussage über das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein bestimmter Umsatzerlöse treffen. Zahlreiche Leerverkäufer wie TCI oder Armin S erstatteten Strafanzeige gegen die Geschäftsführung. Markus Braun behauptete, Wirecard sei durch den Bericht entlastet. Wirecard verschob die Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2019 und sagte die Bilanzpressekonferenz ab, ohne einen neuen Termin zu nennen; der Aktienkurs fiel danach um 26 %.

Die BaFin erstattete Anfang Juni 2020 wegen Verdacht auf Marktmanipulation Anzeige, dieses Mal gegen den Vorstandsvorsitzenden Braun und drei weitere Vorstandsmitglieder; die Staatsanwaltschaft ließ die Geschäftsräume von Wirecard durchsuchen.

Am 23. Juni 2020, zwei Tage vor der Insolvenz, rief der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Jörg Kukies, den Chef der bundeseigenen KfW-Bankentochter Ipex, Klaus Michalak, an. Spiegel Online schrieb im März 2021, offenbar sei es darum gegangen, „dass die Bundesregierung die Insolvenz und das Ausschlachten von Wirecard durch ausländische Finanzfirmen verhindern und neue Kredite vergeben wollte – per Anweisung an die Ipex-Bank.“

2021 gab der ehemalige Leiter der Rechtsabteilung der Wirecard-Niederlassung in Singapur bekannt, dass er Mitte 2018 klare Beweise dafür hatte, dass Marsalek (der im Wirecard-Vorstand für das Asiengeschäft verantwortlich war) offenbar ein Schattenreich aufgebaut hatte. Ausgerechnet Marsalek wurde mit der Klärung der Vorwürfe in Singapur beauftragt; dem Leiter der Rechtsabteilung wurde gekündigt. Seine Mutter schickte zunächst eine Mail an den Vorstandsvorsitzenden Braun (der nicht antwortete) und dann Mails an Journalisten der Financial Times

Bereits 2018 erkannte Fahmi Quadir, Gründerin des New Yorker Hedgefonds Safkhet Capital, kriminelle Machenschaften von Wirecard. Sie bezeichnete das Unternehmen als gigantische Geldwaschmaschine. Ihre Informationen, die sie im Frühjahr 2019 an die Bafin weiterleitete, wurden nach ihren Aussagen von der Behörde nicht weiterverfolgt. Die BaFin hatte der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) im Februar 2019 wegen Ungereimtheiten in der Halbjahresbilanz von 2018 einen Prüfauftrag gegeben. Laut der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung war mit der 16 Monate andauernden komplexen Prüfung bei der DPR im Wesentlichen nur ein Mitarbeiter betraut.

Insolvenz

Am 18. Juni 2020 gestand Wirecard ein, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young für das Jahr 2019 keine ausreichenden Nachweise über die Existenz von Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro ermitteln konnte. Dieser Betrag entsprach etwa einem Viertel der Bilanzsumme von Wirecard. Ernst & Young, das seit zehn Jahren die Bilanzen von Wirecard jährlich bestätigt hatte, verweigerte daher erstmals das Testat für die Bilanz des Geschäftsjahrs 2019. Wirecard warnte, dass ohne eine testierte Bilanz am Folgetag mehrere Banken Kredite über insgesamt rund 2 Mrd. Euro kündigen könnten. Der Handel mit der Wirecard-Aktie wurde zeitweilig ausgesetzt. Am 22. Juni 2020 teilte Wirecard in einer Ad-hoc-Meldung mit, dass Guthaben auf Treuhandkonten über 1,9 Mrd. Euro „mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht existieren“. Dadurch stürzte der Börsenkurs um mehr als zwei Drittel ab.

Der langjährige Vorstandsvorsitzende Markus Braun trat daraufhin zurück. Er wurde später unter dem Vorwurf der Vortäuschung von Einnahmen und Marktmanipulation festgenommen und am Folgetag gegen eine Kaution von 5 Millionen Euro zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt. Auch gegen den am 22. Juni 2020 fristlos entlassenen und zuvor als Chief Operating Officer tätigen Vorstand Jan Marsalek wurde ein Haftbefehl erwirkt. Marsalek hatte zunächst über einen Anwalt erklären lassen, er werde sich der Münchener Staatsanwaltschaft stellen, kam dem jedoch nicht nach und flüchtete. Er galt als Vertrauter und „rechte Hand“ von Markus Braun. Am 22. Juli wurde Markus Braun wegen eines neuen Haftbefehls erneut verhaftet. Mit ihm kamen ein ehemaliger Chief Financial Officer und ein früherer Chefbuchhalter in Untersuchungshaft. Die Tatvorwürfe wurden laut Staatsanwaltschaft auf Basis der Aussagen eines Kronzeugen „ganz erheblich“ erweitert. Die drei festgenommenen Personen hätten seit 2015 Einnahmen vorgetäuscht und damit tatsächliche Verluste verschleiern wollen.

Am 25. Juni 2020 stellte Wirecard einen Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Am 24. August schied Wirecard aus dem DAX und dem TecDAX aus; am nächsten Tag übernahm mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens Michael Jaffé als Insolvenzverwalter die Leitung vom Interims-Vorstandsvorsitzenden James Freis und den beiden verbliebenen Vorständen Susanne Steidl und Alexander von Knoop, denen gekündigt wurde. Jaffé kündigte zudem die Entlassung von 730 der 1.300 Mitarbeiter an. Am 11. September schied Freis als Vorstandsvorsitzender aus. Mitte November 2020 teilte Jaffé mit, dass die spanische Banco Santander die Technologieplattform von Wirecard in Europa sowie alle dafür notwendigen Vermögenswerte und den Großteil der davon betroffenen Wirecard-Mitarbeiter übernehme. Nach Angaben von Santander sollen rund 500 Mitarbeiter in das Unternehmen wechseln. Santander übernehme keine Wirecard-Unternehmen und keine rechtliche Haftung für deren Aktivitäten. Laut der Süddeutschen Zeitung soll Santander dafür mehr als 100 Millionen Euro bezahlen und auch Teile des Geschäfts der Wirecard Bank übernehmen. Im Dezember 2020 wurde ein im Auftrag von Wirecard-Gläubigern erstelltes Gutachten in der Zeitschrift für Wirtschaftsrecht veröffentlicht, welches Ansprüche der Wirecard-Aktionäre an der vorhandenen Insolvenzmasse zurückweist.
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Wire Card

#2

Ungelesener Beitrag von Duchonin » Fr, 31. Dez. 2021, 17:54

Fasst man Alles zusammen, ergibt sich folgendes Bild:

1. Manager betrügen:
Markus Braun
Jan Marsalek

2. Wirtschaftsprüfer prüfen ungenügend:
Ernst & Young (E & Y) -> diese Firma sollte das Schicksal von Arthur Andersen LLP nach dem Enron-Skandal teilen
KPMG International -> von dieser Firma kam Markus Braun zu Wirdecard
McKinsey & Company -> hat den glücklicherweise nicht zum Tragen gekommenen Plan ausgearbeitet, die Deutsche Bank zu
übernehmen und so den Betrug zu verschleiern.

3. Staatliche Aufsischtsbehörde versagt:
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hat ungenügend beaufsichtigt und Wirecard geschützt, statt aktiv zu werden:
Präsidenten: Elke König 2012 - 2015 (eingesetzt unter W. Schäuble)
Felix Hufeld 2015 - 2021 (eingesetzt unter W. Schäuble)
Vizepräsidentin und Exekutivdirektorin Wertpapieraufsicht/Assetmanagement
Elisabeth Roegele 2015 - 2021 (eingesetzt unter W. Schäuble)

4. Die Minister W. Schäuble und O. Scholz nehmen ihre Verantwortung nicht wahr

5. Die Lobbyisten puschen den Betrügerhaufen:
- Lars-Hendrik Röller, Wirtschaftsberater der Kanzlerin
- Ole von Beust, ehemaliger Erster Bürgermeister von Hamburg, seitdem Unternehmensberater
- Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg
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Wire Card

#3

Ungelesener Beitrag von Duchonin » Fr, 31. Dez. 2021, 17:58

„Es ist ein Wahnsinn...“: Die letzten 48 Stunden von Wirecard
Im Sommer 2020 brach Wirecard zusammen. Im Inneren des Skandal-Konzerns spielten sich unglaubliche Szenen ab. Das Handelsblatt hat die Stunden vor dem Untergang rekonstruiert.

Wirecard galt als wertvollstes Finanzunternehmen Deutschlands, dann fehlten in der Bilanz plötzlich fast zwei Milliarden Euro. Was spielte sich im Inneren des Dax-Konzerns ab, als Deutschlands Tech-Hoffnung implodierte?
Ein Team von Handelsblatt-Reportern hat in monatelanger Arbeit Tausende interner Nachrichten und Dokumente ausgewertet. Das Ergebnis ist eine Rekonstruktion der letzten 48 Stunden vor dem Untergang von Wirecard – auf die Minute genau, ungeschönt, voller bizarrer Details und zugleich ein Psychogramm über Menschen in Extremsituationen.

https://www.handelsblatt.com/finanzen/p ... xample.org

Bei dem mittlerweile insolventen Wirecard-Konzern wurde seit jeher getäuscht. Das zeigt das Buch „Die Wirecard-Story“ zweier WirtschaftsWoche-Reporter. Die Erfolgsgeschichte war zu schön, um wahr zu sein. Von Anfang an.

Der 19. Juni 2020 ist der letzte Tag von Markus Braun bei der Wirecard AG. Fast 20 Jahre war er hier der Chef, hat aus dem Nichts einen Milliardenkonzern aufgebaut. Doch an diesem Freitag ist es vorbei. Was am späten Vormittag in der Wirecard-Zentrale in Aschheim passiert, schildern mehrere Mitarbeiter so: Der Compliance-Chef des Konzerns betritt Brauns Büro im vierten Stock. „Ich bin geschickt worden, um dich nach draußen zu begleiten“, sagt der Mann, der bei Wirecard für die Einhaltung von Recht und Gesetz zuständig ist. Braun wirkt irritiert. Ist es schon so weit?

Am Vormittag hat ihm der Aufsichtsrat das Vertrauen entzogen. Braun tritt zurück.

https://www.wiwo.de/my/unternehmen/dien ... xample.org
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Wire Card

#4

Ungelesener Beitrag von Duchonin » Fr, 31. Dez. 2021, 18:02

Warten auf die Anklage im Wirecard-Skandal
Stand: 29.12.2021 08:22 Uhr

Die Aufarbeitung des Wirecard-Skandals kommt nur langsam voran. Eineinhalb Jahre nach der Insolvenz des Konzerns gibt es noch nicht einmal eine Anklage. Zunehmend richten sich die Blicke auch auf die Rolle des Prüfers EY.

Wirecard, der größte Betrugskandal in der Geschichte der Bundesrepublik, erregt noch immer die Gemüter. Auch eineinhalb Jahre nach der Insolvenz des einstigen Zahlungsabwicklers warten Aktionäre und Gläubiger auf Entschädigungen - in Milliardenhöhe. Doch die Justiz tut sich schwer mit dem Fall. So hat die Münchner Staatsanwaltschaft noch immer keine Anklage erhoben - weder gegen Ex-Vorstand Markus Braun, noch gegen den flüchtigen Co-Vorstand Jan Marsalek. Ein Sprecher des Oberlandesgerichts München teilte einen Tag vor Weihnachten mit, dass das Gericht mittlerweile von einer Anklage bis Mitte März ausgehe - unter der Voraussetzung, dass keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten bei den Ermittlungen auftreten.

Über den Stand der Untersuchungen ist wenig bekannt. So bleibt unklar, ob inzwischen wichtige Zeugen befragt wurden - allen voran Pav Gill, der frühere Leiter der Rechtsabteilung in Asien. Gemeinsam mit seiner Mutter hat er entscheidend dazu beigetragen, dass der Skandal an die Öffentlichkeit gelangte, nachdem ihm schon wenige Wochen nach seinem Arbeitsbeginn klar war, dass die von Wirecard ausgewiesenen Bilanzen Unstimmigkeiten enthielten. Statt jedoch für seine Arbeit belobigt zu werden, wurde ihm gekündigt. Später erhielt er sogar Drohungen, wie er sie im kriminellen Milieu, aber nicht aus einem DAX-Unternehmen erwartet hätte.

"Braun hat alles entschieden"

Und Markus Braun, der stets wie ein deutscher Steve Jobs auftretende frühere Wirecard-Chef? Seine Hoffnung auf eine Entlassung aus der Untersuchungshaft haben sich nicht erfüllt. Er musste auch die Feiertage in Untersuchungshaft verbringen. Mitte Dezember ordnete der zweite Strafsenat des Oberlandesgerichts München die Fortdauer der U-Haft an. Damit ist der Versuch von Brauns Anwälten und seinem PR-Berater, Dirk Metz, früher Sprecher des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, vorerst gescheitert, den Manager als Unschuldslamm darzustellen.

Dass Braun von den Schattenstrukturen und Veruntreuungen bei Wirecard nichts wusste und von ihnen auch nicht profitierte, hat sich nämlich als Märchen erwiesen, wie die Recherchen der WiWo-Reporter Melanie Bergermann und Volker ter Haseborg ergeben haben. Ein Zeuge im Wirecard-Untersuchungsausschuss erinnert sich ebenfalls anders als Brauns Berater behaupten. "Der Konzern war geprägt durch Markus Braun, die Unternehmenskultur auch. Er hat alles entschieden, er hat alles vorgegeben, auch das Wachstum. Da war rechts und links kein Platz. Richtlinien und Gesetze haben ihn nicht interessiert."

Und nun? Mit einer Anklage gegen Braun wird aktuell im ersten Quartal 2022 gerechnet, über ein Jahr später als erwartet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des bandenmäßigen Betrugs, der Untreue, falscher Darstellung und Marktmanipulation. Während sich die Staatsanwaltschaft zu den Gründen für die Verzögerung in Schweigen hüllt, verweisen Experten auf die extreme Komplexität des Falls. Sie erwarten, dass die Aufdeckung aller Aspekte des Tatkomplexes Jahre dauern wird.

Erfundene Milliarden

So lange wollen weder die Aktionäre noch der Insolvenzverwalter Michael Jaffé warten. Er hält es für erwiesen, dass die angeblich auf Treuhandkonten liegenden 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz des Zahlungsabwicklers nie existiert haben. In einem Verfahren vor dem Landgericht München will Jaffé nun die Bilanzen von Wirecard aus den Jahren 2017 und 2018 für nichtig erklären lassen, wie er Mitte Dezember bekannt gab. Er macht geltend, dass in der Bilanz von 2017 gut 740 Millionen, ein Jahr später sogar gut 970 Millionen Euro fehlten. Auch habe Wirecard in Wahrheit seit 2015 hohe Verluste geschrieben - insgesamt 1,1 Milliarden Euro.

Auf dieser Grundlage könnte er zugunsten der Gläubiger Dividenden - insgesamt 47 Millionen Euro - und Steuern von den Anlegern und vom Staat zurückfordern. Mit einem Urteil zu seinen Gunsten könnte auch der Druck auf die Wirtschaftsprüfer von EY steigen, die die Bilanzen von Wirecard testiert hatten. Der Vorsitzende Richter kündigte eine Entscheidung für den 5. Mai 2022 an.

Druck auf Wirtschaftsprüfer wächst

Auch die Anleger ziehen vor Gericht. Ihr Zorn richtet sich gegen den langjährigen Wirecard-Wirtschaftsprüfer EY. Sie werfen dem Unternehmen vor, zu spät auf den Betrug bei Wirecard reagiert zu haben. Denn Hinweise auf Unregelmäßigkeiten und Unstimmigkeiten habe es genug gegeben, dennoch erteilten die EY-Prüfer der Bilanz des Aschheimer Zahlungsabwicklers Jahr für Jahr das ersehnte Siegel "Alles in Ordnung".

Beim Landgericht München fanden die Klagen von über 100 Wirecard-Aktionären bisher aber kein Gehör. Sie wurden abgewiesen - wohl zu Unrecht. So hat das Münchner Oberlandesgericht im Dezember in einem vorläufigen Hinweis gravierende Zweifel an den Gerichtsentscheidungen der ersten Instanz geäußert. Während das Landgericht keine Pflichtverletzung der Prüfer sah, ist das OLG der Meinung, dass die Richter sehr viel genauer hätten prüfen müssen. Damit ist der Druck auf EY deutlich gestiegen. Inzwischen haben sich Zehntausende von Wirecard-Aktionären zusammengefunden, um EY auf Schadensersatz zu verklagen. Gleich im Januar könnte es losgehen.

Karten neu gemischt

Neu gemischt wurden die Karten in dieser Sache durch die Veröffentlichung des sogenannten Wambach-Berichts im Spätherbst 2021. Dabei handelt es sich um eine Sonderprüfung, die der Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestages veranlasst hatte, um mögliche Versäumnisse der Wirtschaftsprüfer von EY zu untersuchen. Der Bericht war zwar als geheim eingestuft worden, weil EY vorgab, dass er Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse enthalte. Doch das "Handelsblatt" entschied sich trotzdem für eine Veröffentlichung.

Tatsächlich geht der Bericht detailliert auf mögliche Versäumnisse von EY bei der Prüfung der Bücher von Wirecard ein. Dabei kommt der als Sonderprüfer eingesetzte Martin Wambach zu dem Schluss, dass EY zwar frühzeitig Hinweise auf einen möglichen Betrug identifiziert habe, diesen dann aber nicht kritisch genug nachgegangen sei. Auf EY, eine der vier größten Wirtschaftsprüfer der Welt, kommen also möglicherweise Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe zu. Weil dies die Existenz des Unternehmens gefährden dürfte, raten Anwälte wie Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu einer gütlichen Einigung aller Beteiligten.

Für die Wirecard-Aktionäre würde das bedeuten, dass sie auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten müssten. Denn bei Wirecard selbst ist nichts mehr zu holen. Insolvenzverwalter Jaffé hat Insidern zufolge durch Verkäufe von Auslandstöchtern und anderen Vermögenswerten bisher weniger als eine Milliarde Euro eingetrieben. Dem gegenüber stehen Forderungen von 15,8 Milliarden Euro. Finanziell dürfte sich Wirecard damit für alle Beteiligten als ein Fiasko erweisen.
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#5

Ungelesener Beitrag von Omas Bioladen » Mi, 5. Jan. 2022, 20:15

Da wundert es nicht mehr, daß manche dieser Hardcore Anleger-Kapitalisten, die nicht wissen wohin mit ihrem Zaster links-rot-grün biszum Abwinken wählen in der Hoffnung die totale Verstaatlichtung erhält mit dem Kommunismus Einzug, die solche Schande dann nicht zum Totalversagen des Einzlenen und der eigenen maßlosen Gier machen, sondern die Schuld der Gemeinschaft zuschustert.

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#6

Ungelesener Beitrag von Duchonin » Mi, 12. Jan. 2022, 20:24

Erste Anklage auf einem "Nebenkriegsschauplatz:
Fall Wirecard:Staatsanwaltschaft klagt Marsalek-Vertrauten an
12. Januar 2022, 13:49 Uhr

Lesezeit: 3 min

Ein Geschäftspartner des flüchtigen Ex-Wirecard-Vorstands Jan Marsalek soll mit ihm Geld gewaschen und Investoren betrogen haben. Die Hintergründe sind mehr als skurril.

Von Jan Diesteldorf und Jörg Schmitt

Mitte Dezember war sie fertig, die erste Anklage im Fall Wirecard. Still, leise und ohne öffentliches Aufsehen. Es geht um mutmaßlich von Wirecard geklaute Millionen, Geldwäsche, Betrug. Doch was die Staatsanwaltschaft München I da zusammengetragen hat, betrifft zunächst einmal nicht Ex-Vorstand Markus Braun oder seinen flüchtigen Kollegen Jan Marsalek. Angeklagt ist der frühere Marsalek-Freund und Geschäftspartner namens V., ein Unternehmer aus München, der gemeinsam mit Marsalek die Beteiligungsgesellschaft IMS Capital in der Münchner Prinzregentenstraße leitete - jenem obskuren Ort, der Marsaleks geheimes Zweitbüro beherbergte und in dem Geheimdienstler mehrerer Länder ein und aus gingen. Das Verfahren führt tief hinein in die Verstrickungen von Marsalek und dessen Partnern, die sich nach dem Untergang von Wirecard gegenseitig beschuldigen und bekämpfen.
Die Staatsanwaltschaft München I wirft V. vorsätzliche Geldwäsche, besonders schweren Betrug und eine Verletzung der Buchführungspflicht vor. Das bestätigte eine Sprecherin am Mittwoch auf SZ-Anfrage. V. habe sich "spätestens im Jahr 2019" zusammen mit Marsalek und einem libyschen Geschäftspartner, einem früheren Geheimdienstchef, verabredet, mehr als 22 Millionen Euro aus dem Wirecard-Konzern "zu veruntreuen und die inkriminierte Herkunft des Vermögens aus der Wirecard-Gruppe anhand eines installierten Geldwäschesystems planvoll zu verschleiern". Der Verteidiger von V. wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern und erklärte lediglich, die vom 10. Dezember datierende Anklage zu prüfen.
Den Ermittlern zufolge sei es Aufgabe von V. gewesen, veruntreutes Wirecard-Vermögen mit Hilfe der IMS Capital "über Investitionen in deutsche Start-up-Unternehmen in den legalen Wirtschaftskreislauf zu überführen". Demnach wäre das Ganze eine Struktur gewesen, mit der Marsalek Geld von Wirecard gestohlen hätte, um auf eigene Rechnung als Start-up-Investor Rendite zu machen - was man gemeinhin auch als Geldwäsche bezeichnet. V., der offiziell als Geschäftsführer von IMS fungierte, wäre demnach Marsaleks wichtigster Handlanger in diesem System gewesen. Dabei ist offen, ob nicht auch V. zu den vielen gehörte, die der flüchtige Wirecard-Vorstand an der Nase herumgeführt hat.
Wer da wen tatsächlich an der Nase herumgeführt hat, muss demnächst das Gericht klären. Die Staatsanwaltschaft glaubt nämlich, V. habe das aus der Wirecard-Gruppe veruntreute Vermögen nicht wie vereinbart investiert, sondern einen Teil davon - etwa acht Millionen Euro - für private Zwecke verwendet. Unter anderem soll er mit dem Geld ein Haus in München gekauft und umgebaut und eine eigene Beteiligungsfirma in der Schweiz installiert haben. Dass diese Geschäfte mit Marsalek in gut dokumentierten Chat-Nachrichten offenbar abgesprochen waren, hat die Staatsanwaltschaft nicht von V.s Unschuld überzeugt.
Woher das viele Geld kam, wurde nicht hinterfragt
Sollte die Anklage zum Landgericht München I zugelassen werden, wird es am Ende wohl darauf ankommen, wie tief V. wirklich in die Affäre verstrickt war und wie viel er wusste. Geldgeber von IMS Capital waren offiziell zwei Gesellschaften mit Sitz in Istanbul, kontrolliert von Marsaleks libyschem Geschäftspartner. Eine dritte, ebenfalls von dem früheren libyschen Geheimdienstchef kontrollierte türkische Firma hat in den fraglichen Jahren Beratungsleistungen und den Erwerb von Kundendaten bei Wirecard abgerechnet. Die Rechnungsbeträge und die später bei IMS investierte Summe ähneln sich. Ob es sich um dasselbe Geld handelt, ist aber offenbar nicht sicher. Die Ermittler glauben aber, dass auf diesem Weg Geld aus Wirecard abgezogen wurde.
Kurz nach seiner Flucht kam es zwischen Marsalek und seinem Partner V. offenbar recht schnell zum Bruch. Das zeigen Chats der beiden nach Marsaleks Untertauchen im Juni 2020. Der Ex-Wirecard-Vorstand, der sich heute vermutlich in Moskau aufhält, und V. hatten sich mit IMS Capital in der repräsentativen Villa Alfons in der Prinzregentenstraße 61 eingerichtet, ein Haus mit Geschichte und einer Jahresmiete von 680 000 Euro. Idee war es, vielversprechende Start-ups zu entdecken und mit Kapital auszustatten. Zu den Beteiligungen gehörte etwa der Essenslieferdienst Getnow. Es war eine Art Nebenjob als Start-up-Investor, in den Marsalek vor dem Auffliegen des Wirecard-Schwindels viel Zeit investierte.
Woher das viele Geld kam, mit dem Umbau, Miete, Partys und eben die Investments in junge Unternehmen finanziert wurden? Das habe man nicht hinterfragt, hieß es noch im Sommer 2020 im Umfeld der mittlerweile insolventen IMS Capital. Marsalek hatte eben immer viel Geld, und er hatte entsprechende Kontakte rund um den Globus.
In einem möglicherweise bevorstehenden Verfahren könnte man mehr darüber erfahren, wie Marsalek im Hintergrund agierte und auf welchen Wegen er heimlich Gelder herzauberte, die mutmaßlich aus dem Wirecard-Konzern stammten - und warum er nebenher als großspuriger Investor mit Protz-Villa auftrat. Bislang ist allerdings nur V. angeschuldigt. Der mutmaßliche libysche Mittäter wird als Zeuge geführt - und Marsalek ist, bis heute, für die deutsche Justiz nicht zu greifen.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ ... -1.5505928

Die Süddeutsche Zeitung schreibt hier nur V.

Man muss nur die Insolvenzeröffnung lesen, um zu wissen, um wen es sich handelt:
Amtsgericht Charlottenburg, Aktenzeichen: 36i IN 4917/20

36i IN 4917/20

In dem Verfahren über den Antrag

IMS Capital Partners GmbH, Unter den Linden 10, 10117 Berlin, vertreten durch
den Geschäftsführer Aleksandar Vucak, geboren am 24.12.1971, Am Blütenring 49,
80939 München
Register-Nr.: HRB 184878
- Schuldnerin -

auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das eigene Vermögen

Beschluss:

Zur Verhinderung nachteiliger Veränderungen in der Vermögenslage der
Schuldnerin bis zur Entscheidung über den Antrag wird am 22.10.2020 um 11:20
Uhr angeordnet (§§ 21, 22 InsO):

1. Maßnahmen der Zwangsvollstreckung einschließlich der Vollziehung eines
Arrestes oder einer einstweiligen Verfügung gegen die Schuldnerin werden
untersagt, soweit nicht unbewegliche Gegenstände betroffen sind; bereits
begonnene Maßnahmen werden einstweilen eingestellt (§ 21 Abs. 2 Nr. 3 InsO).

2. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird

Herr Rechtsanwalt Dr. Philipp Grauer
Hausvogteiplatz 11, 10117 Berlin

bestellt.
https://neu.insolvenzbekanntmachungen.d ... 1492073166
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Omas Bioladen
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Wire Card

#7

Ungelesener Beitrag von Omas Bioladen » Mo, 8. Aug. 2022, 21:19

Hinweise verdichten sich, daß sich der Verdächtige in Moskau befindet. Er wird wegen Betruges in Milliardenhöhe gesucht. In Deutschland würden ihm bis zu 14 Jahren Haft drohen. Als Wirecard Vorstand soll Marsalek über 60 mal in Moskau gewesen sein und über eine russische Identität verfügen, die von den russischen Behörden geheim gehalten wird. Vieles ist Mutmaßung aber eine Möglichkeit wäre es.

Gefunden am auf: www.t-online.de/nachrichten/panorama/kriminalitaet/
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