Schon Mitglied bei Allcrime?
Werde jetzt Teil unserer Community und du kannst auf unserer kostenlosen und werbefreien Kriminalplattform u.a. Themen erstellen, Beiträge verfassen, chatten, dich privat mit anderen Mitgliedern austauschen sowie alle Board-Funktionen nutzen. [Mitglied werden]

1974 | Stuttgart | Karin Alber (32) ermordet

Ungeklärte Fälle im Focus.
Benutzeravatar
Diskussionsleitung
Salva
Administrator
Administrator
Beiträge zum Thema: 1
Reaktionen: 519
Beiträge: 7783
Registriert: 05.08.2014
Geschlecht:
Wohnort: Cadolzburg
Alter: 57
Status: Offline

1974 | Stuttgart | Karin Alber (32) ermordet

#1

Ungelesener Beitrag von Salva » So, 7. Okt. 2018, 15:22

Stuttgart, 1974: Karin Alber (32) wird in ihrer Wohnung auf dem Killesberg vergewaltigt und mit einem Hammer geschlagen. Danach sticht der Täter mit einem Tranchiermesser zu und schleift sie ins Badezimmer. Dort vergewaltigt er sie erneut. Anschließend erträngt er Karin A. in der Badewanne...

Bild
Karin Alber († 32). Foto: Screenshot Aktenzeichen XY vom 10. Oktober 1975.

Es ist der Abend des 22. November 1974. Der Neumond dämmert hinter dicken Wolken, als sich über den Killesberg ein Grauschleier legt und das schwäbische Bürgerglück der Halbhöhenlage überschattet. Ein ortskundiger Einbrecher streift zu vorgerückter Stunde durch das noble Wohnviertel, das Geld verspricht und manchmal auch Frauen, die alleine sind.

In dieser Nacht findet er beides und verliert dabei alle Hemmungen. Als er sein perfides Werk beendet hat, hinterlässt der Mörder ein Schlachtfeld, auf dem eine junge Frau nach erbittertem Kampf zurückbleibt. Erschlagen, erstochen und ertränkt.

Die Tote heißt Karin Alber, und die letzten Familienfotos, die von ihr geblieben sind, zeigen eine selbstbewusste Frau, die mit Vorliebe die neuesten Pelzmäntel trägt, schnelle Autos fährt und einen eigenen Kosmetiksalon führt. Das Äußere korrespondiert mit dem Inneren.

Karin Alber weiß, was sie will – und was sie nicht will. Sie wehrt sich mit aller Kraft gegen den brutalen Peiniger. Sie wehrt sich vergeblich. Es ist der Bruder von Karin Alber, der seine aus dem Leben gerissene Schwester findet, und er wähnt sich im Reich seiner schlimmsten Albträume, als er am Morgen des 23. November durch ihr offenes Schlafzimmerfenster auf der Rückseite in das Einfamilienhaus am Leiblweg klettert.

Die Mutter hatte ihn verständigt, weil Karin nicht wie verabredet zum Frühstück gekommen war. Schon im Schlafzimmer sieht er Blut vor sich und Schleifspuren, die quer durch die Wohnung führen, in die Küche und ins Bad. Dort findet Götz Alber seine Schwester. Sie liegt über dem Rand der Wanne, den Kopf ins Wasser getaucht. Er ruft die Polizei und selbst erfahrene Beamte durchfährt es im Angesicht der Toten. Sie müssen sich mit einem der brutalsten Verbrechen in der Stuttgarter Kriminalgeschichte befassen.

Der Leiter des Instituts für Rechtsmedizin, Joachim Rauschke, wird später „Tod durch Ertrinken“ in seinen Obduktionsbericht schreiben, und dass Karin Alber vergewaltigt worden ist. Zudem findet der Mediziner eine Vielzahl an Stichwunden und klaffende Kopfverletzungen. Es ist eine Exkursion zu den Grenzen des Fassbaren. Ins Visier der Ermittler gerät schnell ein 22 Jahre alter Elektriker aus Stuttgart. Der Killesberg ist zu dieser Zeit das Arbeitsgebiet des Mannes, und das nicht nur tagsüber. Wiederholt bricht der verheiratete Mann am Abend von seiner Wohnung in der Löwentorstraße auf und steigt durch offene Fenster in Immobilien am Killesberg ein.

Seine Vorgehensweise erinnert dabei frappierend an den Einbruch bei Karin Alber. Und was noch schwerer wiegt: als er geschnappt wird, gesteht er, bei einem dieser Einbrüche auch die Wohnungsinhaberin vergewaltigt zu haben. Doch sobald von Karin Alber die Rede ist, erinnert sich Kriminalhauptkommissar Peter Schwichtenberg, der heute Pate des Falles ist, gibt sich der Tatverdächtige eiskalt.

Die Polizei weitet ihre Ermittlungen aus und kann dem Elektriker weitere Vergewaltigungen auf dem Killesberg nachweisen, in einem Fall auch im Leiblweg. Am 28. Mai 1976 wird er vom Landgericht Stuttgart wegen Vergewaltigung, Nötigung und schwerem Diebstahl in sieben Fällen zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Mord an Karin Alber kann ihm allerdings nicht nachgewiesen werden – er hat ein Alibi. Mit Bekannten plant er am Tatabend einen Skiurlaub, erst kurz vor Mitternacht verabschiedet sich der letzte Besucher. Bereits um 22 Uhr aber soll Karin Alber laut Obduktionsbericht gestorben sein – ein folgenschwerer Befund.

Begonnen hatte jener Tag für die 32 Jahre alte Diplomkosmetikerin schon früh am Morgen mit einem Abschied. Bereits um 5.30 Uhr bringt sie mit ihrem BMW ti 2002 ihren einige Jahre älteren Lebenspartner zum Flughafen und winkt dem verheirateten Unternehmer hinterher, als er in den Urlaub nach Teneriffa fliegt.
Anschließend fährt Karin Alber nach Sindelfingen in ihre alte Wohnung, um einige Dinge zu klären. Danach besucht sie ihre Mutter in Möhringen, die für sie auch eine gute Freundin ist. Die beiden telefonieren häufig und unternehmen viel zusammen. Nach einigen Einkäufen schaut sie um 17 Uhr nochmal bei der Mutter vorbei und verabredet sich für den nächsten Morgen zum Frühstück.

Eine Viertelstunde später ist sie in ihrem Salon in der Filderbahnstraße, wo Karin Alber bis 18.30 Uhr die Abrechnung macht. Die Tageseinnahmen, insgesamt knapp 1500 Mark, nimmt sie wie immer mit.

Gegen 19 Uhr kommt Karin Alber zu Hause im Leiblweg an, und die Polizei rekonstruiert später, dass sie erst ihre Tüten in der Diele abstellt, das Schlafzimmerfenster kippt und dann bei der Nachbarin klingelt. Sie will ihren Kellerschlüssel holen, der dort liegt, nachdem am Vormittag Handwerker ihre Waschmaschine mitgenommen haben.

Es ist das erste Mal seit dem Einzug von Karin Alber, dass die Frauen sich nicht nur freundlich über den Zaun grüßen, sondern Zeit zum Plaudern finden. Als die beiden Söhne der Nachbarin kommen, wechselt das Thema zur Haarmode. Karin Alber, die vor ihrer Selbstständigkeit bei einem Stuttgarter Nobelfrisör als Empfangsdame gearbeitet hat, bietet dem jüngeren Sohn spontan an, dessen Langhaarschnitt in Form zu bringen.
Noch heute wundert sich die jetzt 75-jährige Nachbarin, dass die „aparte Frau“ sogar sitzen geblieben ist, als sie irgendwann die Putzfrau zur Straßenbahn fahren musste. Karin Alber habe derweil mit ihren Söhnen weitergeplaudert.

So wird es schließlich 21.40 Uhr, bis die gesprächsfreudige Besucherin das Haus der Nachbarin wieder verlässt und von nebenan noch einmal ruft: „Die Haare nicht waschen, ich schneide sie so.“ Dann schließt sie die Türe auf und taucht in eine Schattenwelt ein, auf die sie nicht vorbereitet ist. Wahrscheinlich lauert der Mörder bereits.

Nach heftigem Kampf greift er sich einen Hammer aus der Diele und schlägt auf die Frau ein, bis sie fast bewusstlos ist. Anschließend zerrt er sie in die Küche und sticht dort mit einem Tranchiermesser auf die Wehrlose ein und vergewaltigt sie später im Badezimmer.
Die Fahnder gehen davon aus, dass der Täter die Wanne selbst hat einlaufen lassen, um sein Opfer am Ende auch noch zu ertränken. Kriminologen reden in solchen Fällen vom „Übertöten“. Auf den Mörder wirft diese Erkenntnis ein bezeichnendes Licht. Er muss nicht nur abgebrüht genug gewesen sein, um nach der massiven Gegenwehr und einem erbitterten Kampf in aller Seelenruhe die Wanne randvoll laufen zu lassen. Er hat auch die Nerven, fast zwanzig Minuten zu warten und den Hahn wieder zuzudrehen.

Wie lange Karin Alber in dem kalten Wasser gelegen hat, lässt sich nur vermuten, und Kommissar Schwichtenberg wundert sich bis heute, dass der Gerichtsmediziner den Todeszeitpunkt damals so exakt auf 22 Uhr bestimmen konnte. Hat sich der Obduzent womöglich zu sehr an den Fakten orientiert, dem offenen Schlafzimmerfenster und dem Abschied von der Nachbarin um 21.40 Uhr?
Durchaus denkbar sei jedenfalls auch, sagt Schwichtenberg, dass Karin Alber nach dem Besuch bei der Nachbarin zunächst noch wie jeden Abend mit ihrem Yorkshireterrier im nahen Killesbergpark spazieren war. In diesem Fall kann sie aber kaum um 22 Uhr tot in ihrer Badewanne gelegen haben.

Die Polizei sucht vor dem Hintergrund ihrer Verdachtsmomente gegen den Elektriker in den ersten Fahndungswochen verstärkt nach nächtlichen Spaziergängern, die Karin Alber gesehen haben könnten. Auch Arbeiter von umliegenden Baustellen werden überprüft und polizeibekannte Einbrecher verhört. Zudem forscht die Polizei in Stammlokalen der Toten, im Hirsch in Möhringen, im Anker, im Bruddler. Alles vergeblich. Niemand hat etwas Verdächtiges bemerkt, jemanden weglaufen sehen oder Schreie gehört. Die Ermittlungen geraten ins Stocken.

Am 10. Oktober 1975 wird der Fall in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ gebracht. Eduard Zimmermann zeigt Bilder von Karin Alber und von Gegenständen, die seit jener Nacht fehlen: eine dunkelbraune Brieftasche, ihr Personalausweis, der Reisepass, Führerschein und Fahrzeugschein, Euroschecks der Landeskommunalbank und eine schwarze Ledergeldbörse mir rund 1500 Mark. Doch ein brauchbarer Hinweis geht auch nach der Sendung nicht ein, und obwohl die Polizei allen nur erdenklichen Aufwand betreibt, findet sie am Ende keinen Faden, an dem sich ziehen lässt.

Über allem schwebt der Konjunktiv. Hätte es der Elektriker sein können. Wäre es denkbar, dass sich der Gerichtsmediziner getäuscht hat? Die Frau des Handwerkers jedenfalls will nichts von einem nächtlichen Ausgang ihres Mannes bemerkt haben, oder von blutverschmierter Kleidung bei seiner Rückkehr. Doch sie hatte auch schon von anderen Straftaten ihres Gatten, derentwegen er im Gefängnis saß, laut eigenen Angaben keine Ahnung.
Dabei ist der Elektriker bei seinen Touren nach dem immer gleichen Strickmuster vorgegangen, in Ermittlerkreisen Modus operandi genannt. Stets hat er mit massiver Körpergewalt und auch mit Morddrohungen die vergewaltigten Frauen eingeschüchtert. Als er das Haus verließ, sollten sie sich zehn Minuten lang nicht rühren – sonst komme er wieder.

Doch nicht allein die äußeren Umstände lassen die Kriminalbeamten bis heute nicht los – auch wenn die Spur längst abgekühlt ist. Denn der Elektriker ist nicht nur in Wohnungen eingestiegen, um sich zu bereichern, so glaubt Schwichtenberg, sondern auch mit der Absicht, sich Frauen gefügig zu machen.
Bei seinen beruflichen Streifzügen am Tage blieb dem Mann nicht verborgen, dass sich in dem Viertel manchmal leicht bekleidete Sonnenanbeterinnen in schwer einsehbaren Terrassen aufgehalten haben. Das machte er sich zu Nutze. „Ich habe Sie schon öfter gesehen“, sagte der Elektriker zu einer Frau, als er sie vergewaltigte. „Da musste ich nur noch reinkommen.“

Quelle: Ungelöste Kriminalfälle / Stuttgarter Nachrichten

Die Polizei hofft auf die Mithilfe der Bevölkerung!
Wer weiß Näheres? Wem hat sich der Täter anvertraut?
Hinweise werden von der Kripo in Stuttgart unter der Telefonnummer 07 11/89900 oder von jeder anderen Polizeidienststelle rund um die Uhr entgegengenommen.



Video: Der Mordfall Karin Alber
0



Benutzeravatar
schimmel-reiter
Level 1
Level 1
Beiträge zum Thema: 1
Reaktionen: 18
Beiträge: 104
Registriert: 24.10.2018
Status: Offline

1974 | Stuttgart | Karin Alber (32) ermordet

#2

Ungelesener Beitrag von schimmel-reiter » Sa, 27. Okt. 2018, 13:18

Hier bleibt imho nur der "Elektriker" als TV über.
Ein damaliger W18er hat als Eingeborener aus "Stuggi" um 1980 alle Delikte, zurück bis 1968 und nach dem Mord aufgelistet.
Da ergab sich nichts das auch nur ansatzweise gepasst hätte.
0

Benutzeravatar
Duchonin
Level 5
Level 5
Beiträge zum Thema: 1
Reaktionen: 351
Beiträge: 1476
Registriert: 13.04.2020
Geschlecht:
Wohnort: Mogilow
Alter: 47
Status: Offline

1974 | Stuttgart | Karin Alber (32) ermordet

#3

Ungelesener Beitrag von Duchonin » Di, 7. Jul. 2020, 13:16

Gab es keine DNA-Spur des Täters ?
0

Antworten <>

Zurück zu „Cold Cases“

Wer ist online?

0 Mitglieder | 10 Gäste