Seit den Mittagsstunden des 21. August 2011 wird der 36-Jährige Dirk Lunkwitz aus Zeckerin bei Sonnewalde von seiner Familie vermisst. Der alleinerziehende Vater von zwei Kindern hatte sich von zu Hause mit der Information verabschiedet, einen Freund aufsuchen zu wollen.
Als der alleinerziehende Familienvater Dirk Lunkwitz (40) am 21. August 2011 das Haus verlässt, will er sich nur kurz mit jemandem treffen. Er nimmt seinen Wohnungsschlüssel und setzt sich aufs Fahrrad.
Seit seiner Scheidung lebte Dirk Lunkwitz mit den Kindern Benjamin (11) und Marie (9) in einem alten Mehrfamilienhaus in Zeckerin. Die Familie hatte das heruntergekommene Haus günstig gekauft, Dirk hatte mit der Sanierung begonnen. „Neue Heizkörper, einen Heizkessel und das nötige Baumaterial hatte er schon besorgt. Als gelernter Trockenbauer sanierte mein Sohn das Haus Stück für Stück, so wie gerade Geld da war. Er war ja leider arbeitslos“, erzählt Ursula Knobloch, die zu ihrem Sohn ein besonders inniges Verhältnis hatte, seit ihre Tochter Heike ein Jahr vor Dirks Verschwinden mit nur 39 Jahren an Krebs gestorben war.
Dirk Lunkwitz ging in seiner Vaterrolle auf, er liebte seine beiden Kinder über alles. Pünktlich um halb acht brachte er sie jeden Morgen zum Schulbus, danach fütterte er seine Hühner und Enten. Mehrmals am Tag schaute er bei seiner Mutter vorbei, die nur wenige Häuser entfernt wohnte. „Immer wenn er das Haus verließ, ließ er stets eine Notiz zurück, wann er zurückkommen würde. Bei Dirk ging alles nach genau nach Plan, auch jeden Termin der Kinder notierte er auf einem Kalender in der Küche.“
Der alleinerziehende Vater kochte und backte für seine Kinder, er machte die Wäscher und putzte. „Dirk war ein perfekter Hausmann und liebevoller Vater. Für seine Kinder hatte er eine Modellbahn aufgebaut, für Marie ein Schlagzeug gekauft“, sagt sein Stiefvater Klaus. „Freunden und Bekannten half er bei Behördenangelegenheiten, er setzte Schreiben für sie auf und gab ihnen praktische Tipps. Er war immer für andere da, hilfsbereit und sehr zuverlässig.“
Wer war der ominöse Anrufer?
Möglicherweise steht seine Hilfsbereitschaft mit dem Verschwinden von Dirk Lunkwitz im Zusammenhang. Fakt ist, dass er am 21. August einen Anruf erhielt. Seine Mutter erinnert sich.: „Die Kinder bekamen mit“, so Ursula Knobloch, „wie ihr Papa am Telefon den Anrufer fragte, 'kommt ihr mit dem Auto, oder soll ich mit dem Fahrrad rüber kommen? Na gut, dann setze ich mich halt auf mein Rad.'“
Wer der Anrufer war, wo und mit wem Dirk Lunkwitz sich verabredet hatte, und was nach dem Verlassen des Hauses geschah, blieb bis heute ein Rätsel. „Für mich bedeutet dies, dass der Anruf von irgendeinem Bekannten aus der Nachbarschaft gekommen sein muss“, ist sich seine Mutter sicher. „Ich gehe daher davon aus, dass Dirk mit dem Rad nach Sonnewalde gefahren ist, um dort einem Kumpel auf einem Autoschrottplatz zu helfen.“
Fest steht, dass sich der Familienvater nachmittags mit einem 'bis später' winkend von seinen Kindern verabschiedete und mit dem Fahrrad losfuhr. Außer seinem Wohnungsschlüssel hatte er nichts dabei. Als er am späten Abend dann immer noch nicht zu Hause war - laut Zettel an der Pinwand wollte er kurz wegbleiben - riefen die besorgten Kinder ihre Oma Ursula an. Als sie auch am nächsten Morgen noch nichts von ihrem Sohn gehört hatte, gab sie bei der Polizei eine Vermisstenanzeige auf. Dass ihr Sohn freiwillig sein gewohntes Lebensumfeld verlassen hatte, schloss Ursula Knobloch von Anfang an aus. „Er hätte seine Kinder niemals im Stich gelassen.“
Die Polizei startete daraufhin eine großangelegte Suchaktion. Die gesamte Umgebung wurde mit Hubschraubern und Wärmebildkameras abgesucht, Fährtenhunde nahmen die Spur auf, auch Leichenhunde kamen rund um Sonneberg zum Einsatz. Eine Vielzahl von Zeugen wurde befragt, etlichen Hinweisen ging man nach. Doch von Dirk Lunkwitz gab es keine einzige Spur. Auch sein rot-blau lackiertes Mountainbike blieb verschwunden.
„Neben seinem Computer hatte man einen Zettel mit einer anonymen Anzeige gefunden, die mein Sohn aufgesetzt, aber noch nicht abgeschickt hatte“, berichtet seine Mutter. „Darin machte er die Polizei auf ein Grundstück in Sonnewalde aufmerksam, auf dem Diebesgut gelagert und umgeschlagen wurde. Vielleicht ist ihm ja dieses Wissen zum Verhängnis geworden.“
Fünf Monate später erfuhr Ursula Knobloch zufällig aus der Zeitung, dass die Polizei dieses Grundstück endlich durchsucht hatte, und im Zuge der Ermittlungen zwei Männer verhaftet hatte. Auf dem weitläufigen Gelände hatte man zahlreiche gestohlene Fahrzeuge, Traktoren und einen gestohlenen Kleinbus gefunden. Dazu eine Vielzahl von Werkzeugen, gestohlenes Buntmetall und mehrere Tausend Liter Dieselkraftstoff. Einer der Festgenommenen war ein Mann, bei dem Dirk Lunkwitz hin und wieder als Fahrer ausgeholfen hatte. War er der ominöse Anrufer mit dem Dirk Lunkwitz sich am 21. August 2011 treffen wollte?
Dazu die zuständige Oberstaatsanwältin Elvira Klein: „Auf dem durchsuchten Sonnewalder Grundstück sind keinerlei Spuren oder Hinweise gefunden worden, die auf Dirk Lunkwitz oder dessen Verschwinden hinweisen.“
Ursula Knobloch ist davon jedoch überzeugt. Sie vermutet einen Zusammenhang zwischen dem spurlosen Verschwinden ihres Sohnes und den kriminellen Aktivitäten der Diebesbande auf dem Grundstück. Warum, fragt sie sich immer wieder, hat die Polizei erst fünf Monate nach dem Auffinden der anonymen Anzeige, das Grundstück durchsucht und die Männer dort vernommen? „Mein Gefühl als Mutter sagt mir, dass da etwas schreckliches passiert ist, das spüre ich“, sagt sie unter Tränen. „Mein Dirk ist bestimmt in etwas hineingeraten, und als er die kriminellen Machenschaften aufdecken wollte, hat man ihn einfach aus dem Weg geräumt.
Seit dem Verschwinden ihres Vaters leben Benjamin und Marie wieder bei ihrer leiblichen Mutter.
Polizeihauptkommissarin Ines Filohn (53), Sprecherin der zuständigen Polizeidirektion Süd des Landes Brandenburg in Cottbus erklärt: „Wir können die Mutter beruhigen. Die Ermittlungen wurden nicht eingestellt, Wir haben allerdings nach wie vor keinerlei Anhaltspunkte zum Verbleib oder einen möglichen Aufenthaltsort des Vermissten. Wir können daher nichts ausschließen, auch ein mögliches Kapitalverbrechen nicht.“
Das Dörfchen Zeckerin (Elbe-Elster) am 21. August: Gegen 21.30 Uhr ruft Benni (11), der Sohn des alleinerziehenden Vaters, weinend bei der Oma an, schluchzt: „Papa ist noch nicht da.“ Ursula Knobloch ruft die Polizei. „Denn seine Kinder hat er noch nie lange allein gelassen. Und wenn’s mal sein musste, rief er an, damit wir uns kümmern.“
Noch in der Nacht fliegt ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera übers Dorf, ein Teich wird abgesucht, Scheunen, die ganze Gegend. Später gibt die Tochter (9) das letzte Telefonat ihres Vaters zu Protokoll. Dabei hatte er gefragt, ob er abgeholt werde oder mit dem Fahrrad kommen soll. Er nimmt das Rad. Suchhunde nehmen seine Spur auch auf, doch an einem Weg verliert sie sich. Offenbar ist Lunkwitz in ein Auto gestiegen. Die Polizei wendet sich sogar an die Gendarmerie in der Schweiz, vermutet den Vermissten dort bei einem Freund. Doch er bleibt verschwunden, auch sein Fahrrad fand sich bislang nicht.
Doch wer könnte ihm was angetan haben, wer hätte ein Motiv? „Er hatte mal ein paar Cannabispflanzen im Wald entdeckt, es der Polizei gemeldet“, sagt seine Mutter. Und da ist eine anonyme Anzeige, die die Polizei in Dirks Wohnung fand. Inhalt: In einer nahen Werkstatt werde Diebesgut umgeschlagen. Erst Wochen später und völlig unabhängig vom Vermisstenfall hebt die Polizei Sachsen-Anhalt die Werkstatt aus, nimmt zwei Männer fest. Ursula Knobloch: „Die fanden dort Dinge, wie es mein Sohn beschrieben hat.“ Laut Cottbuser Staatsanwaltschaft wurde aber nichts gefunden, was auf Lunkwitz und sein Verschwinden hinweist.
Die Familie ist zermürbt zwischen quälender Ungewissheit, Hoffnung und der Tatsache, dass nun die Mordkommission ermittelt. „Das macht uns fertig“, sagt Ursula Knobloch. Vor allem die Kinder, die kaum Ruhe finden. Am Montag wurden sie erneut von einem Kripo-Mann befragt.
Was danach geschieht, ist bis heute ein Rätsel. Auch nach vier Jahren gibt es von dem Vermissten keine einzige Spur. Seine Mutter glaubt, dass die Polizei nicht allen Hinweisen nachgegangen ist. BrandZeilen.de berichtet über einen mysteriösen Vermisstenfall.
Irgendwie komisch. Alle Presseberichte von 2011 gibt es nicht mehr. Bei Brandzeilen findet mein Virenschutz eine Gefahr.
https://archiv.berliner-kurier.de/brand ... 07284.html
https://polizei.brandenburg.de/sixcms/d ... d=10723973
http://www.brandzeilen.de/topstories/11 ... _Sohn.html