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1987 | Berlin-Neukölln | Annegret W. (30) - Der "Degake"-Mord

Ungeklärte Fälle im Focus.
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Salva
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1987 | Berlin-Neukölln | Annegret W. (30) - Der "Degake"-Mord

#1

Ungelesener Beitrag von Salva » Di, 5. Apr. 2022, 22:50

Am Freitag, den 18. September 1987, wurde die damals 30-jährige Annegret W. in ihrer Wohnung in der Innstraße in Berlin-Neukölln angegriffen. Der Täter soll sich zwischen 10.30 Uhr und 13.15 Uhr Zutritt zur Wohnung verschafft haben um die zweifache Mutter zu vergewaltigen und zu berauben.

Bild
Annegret W. († 30).
Foto: Charles Yunck/Bild

Der Mörder habe die Frau attackiert und auf das Bett gestoßen, den sexuellen Angriff jedoch aus einem unbekannten Grund abgebrochen. Aus Angst vor Entdeckung und einer Strafverfolgung soll der Täter seinem Opfer einen Pullover mehrfach um den Hals geschlungen und zugezogen haben. Dann soll er aus der Küche ein Messer geholt und Annegret W. fünf Mal in den Hals gestochen haben. Vor den Augen ihres zwei Jahre und acht Monate alten Jungen Christian. Als der sechsjährige Bruder aus der Schule kam, fand er seine tote Mutter.


Spuren

Im Mund der Toten waren Sperma-, an ihren Händen Fesselspuren. Das Sperma mit der Blutgruppe 0 war höchstens fünf Stunden alt. Zudem wurden Spermaspuren auch an Frau W.'s Kleid gefunden.


Tatverdächtiger - Lebensgefährte

Den damaligen Ermittlungen zufolge, verließ Frau W.'s Lebensgefährte am Morgen die Wohnung um zur Arbeit zu gehen und hatte somit ein lupenreines Alibi. Allerdings hat er die Blutgruppe 0.


Tatverdächtiger - Onkel "Degake"

Der kleine Sohn der Getöteten sprach bei seiner Befragung von einem Onkel "Degake". Was sich das Kind dabei dachte bzw. wen es damit gemeint haben könnte, konnte nicht eindeutig geklärt werden.
Auch die zahlreichen Hinweise brachten keinen Erfolg, die Ermittlungen wurden daraufhin im März 1991 schließlich eingestellt.


28 Jahre später

Im Jahr 2015 wurde der Fall neu aufgerollt und sichergestellte Spuren mit neuen Methoden überprüft. Dazu wurde die aus Annegret W.'s Kleidung herausgefilterte DNS-Spur von der für die Bearbeitung ungeklärter Tötungsdelikte zuständigen Dienststelle des Morddezernats im Landeskriminalamt an die Zentrale Datenbank des Bundeskriminalamtes geschickt.Mit überraschenden Erfolg.
Der Treffer führte Mitte November 2018 nämlich zum Profil von Klaus R., einem gelernten Maler, dessen genetischer Fingerabdruck nach mehreren Gewaltverbrechen aus den 80er Jahren in die Datenbank eingespeist worden war. Der Tatverdächtige hat die Blutgruppe AB.
Zeugen wollen zudem einen Mann mit hellblondem, welligen Haar gesehen haben, der das Haus verließ. Wieder ein Indiz, das gegen Klaus R. sprach. Und was Christians Onkel "Degake" betrifft, dieser Begriff deckt sich mit den auffälligen Tätowierungen des Tatverdächtigen: ein Krake und ein chinesischer Drache auf den Unterarmen.


Verhaftung und 1. Prozess

Der 60-Jährige Tatverdächtige Klaus R. wurde verhaftet und im September 2019 wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Das Motiv: Mord aus niedrigen Beweggründen. Weil die von Sozialhilfe lebende Annegret W., die er über eine Annonce kennengelernt habe, nach einigen Treffen Geld für Sex verlangt habe, sei er verärgert und wütend gewesen. Die Verteidigung kündigte Revision an.

Bild
Klaus R..
Foto: Privat/Bild


Revision, 2. Prozess und Freispruch

Im Januar 2021 fand der Revisionsprozess statt und der inzwischen 62-jährige Klaus R. wurde ferigesprochen. Dem Mann, der mehr als zwei Jahre in Untersuchungshaft saß und stets seine Unschuld beteuerte, wurde Haftentschädigung zugesprochen.
Das Landgericht konnte nicht mit der für eine Verurteilung erforderlichen Sicherheit sagen, dass Klaus R. die Tat tatsächlichen begangen hatte. Trotz gründlicher Überlegungen und vielen Diskussionen innerhalb der aus fünf Richtern besthenden Strafkammer waren Zweifel geblieben. Zwar seien die gesicherten DNA-Spuren "ein sehr starkes Indiz", aber es konnte nicht geklärt werden, woher die am Kleid gefundene DNS-Mischspur stammte und wann sie an das Kleid gelangte. Sie könnte auch von einem Dritten übertragen worden sein.

Der Staatsanwalt ging in seinem Plädoyer nach wie vor von einem Mord aus niedrigen Beweggründen aus und so wird der Fall wahrscheinlich ein zweites Mal den Bundesgerichtshof beschäftigen. Wie auch immer, bis Dato ist der Fall Annegret W. ungelöst.

Quellen: Der Tagesspiegel | Die Zeit | Berliner Zeitung | Bild



EDIT

Nachdem ich den Thread eröffnet hatte, bin ich bei weiteren Recherchen zu diesem spannenden und verzwickten Cold Case auf einen Artikel von "rbb Kultur" und dort auf einen Podcast von Martina Reuter und Uta Eisenhardt gestoßen. Mit Sicherheit werden dort wesentlich mehr Details bekanntgegeben.

Hier die Links zu den frei zugänglichen und downloadbaren Teilen:

Mord verjährt nicht – Mord in Neukölln

Mord verjährt nicht – Der Augenzeuge

Mord verjährt nicht – Onkel Degake

Mord verjährt nicht – Annegrets Mörder

Mord verjährt nicht – Der Prozess

Mord verjährt nicht – Drachen und Kraken
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Duchonin
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1987 | Berlin-Neukölln | Annegret W. (30) - Der "Degake"-Mord

#2

Ungelesener Beitrag von Duchonin » Di, 26. Apr. 2022, 18:58

Ich habe mir alle Teile des Podcasts angehört:

Was mir aufgefallen ist:
Salva hat geschrieben:
Di, 5. Apr. 2022, 22:50
Das Sperma mit der Blutgruppe 0 war höchstens fünf Stunden alt. Zudem wurden Spermaspuren auch an Frau W.'s Kleid gefunden.
Es gibt also Spermaspuren im Mund des Opfers (Blutgruppe 0)
und Spermaspuren am Kleid des Opfers (Blutgruppe AB).

Also 2 Männer an einem Tag.
Dazu die Anrufe von Männern nach dem Mord , von denen der Lebnsgefährte berichtet hat.

Da kommt man auf Ideen, die ich nicht schriftlich äußern möchte.
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