Was ist Zoophilie?
Verfasst: Di, 23. Jun. 2015, 08:39
Was ist Zoophilie?
Zoophilie (gr ζώον zóon "Lebewesen", „Tier“ und φιλία philia "Liebe, Freundschaft, Wohlwollen") bezeichnet das sexuelle Hingezogensein zu Tieren. Zoophilie kann sexuelle Handlungen beinhalten, aber auch Vorlieben, die nur sekundär, manchmal gar unbewusst, der sexuellen Befriedigung des Menschen dienen. Der Begriff wurde erstmals 1896 von dem Wiener Psychiater Richard von Krafft-Ebing in seinem Werk Psychopathia sexualis benutzt. Der Begriff wird umgangssprachlich mit Sodomie gleichgesetzt.
Seit der überarbeiteten Version des DSM-III (1987) wird Zoophilie unter den nicht näher bezeichneten Paraphilien (sexuelle Abweichungen von der gesellschaftlichen Norm) aufgeführt. Zoophilie ist nach ICD-10 (F65.8) eine gestörte Sexualpräferenz. Neuere Studien zeichnen jedoch inzwischen ein differenzierteres Bild.
Die heute gängigste und von Miletski und Beetz genutzte Definition von Zoophilie lautet:
"Zoophilie beschreibt eine emotionale Bindung zu einem Tier, die zu einer Bevorzugung des Tieres als Lebensgefährte und/oder Sexualpartner führt."
Zoophilie
Der Begriff „Zoophilie“ wurde in das Feld der Sexualitätsforschung in Psychopathia sexualis (1886) von Krafft-Ebing eingeführt, der eine Anzahl seiner Fälle als „Missbrauch von Tieren (Bestialität)“ bezeichnete, und als „Zoophilia erotica“, welche er als sexuelle Affinität für tierisches Fell oder Haut definierte. Im üblichen heutigen Gebrauch bezieht sich der Begriff „Zoophilie“ auf sexuelle Aktivität zwischen Menschen und nicht-menschlichen Tieren, auf das Verlangen nach solcher Aktivität oder auf die spezifische Paraphilie (Paraphilie, sprich, die atypische Erregung), welche eine eindeutige Präferenz von nicht-menschlichen Tieren über Menschen als Sexualpartner anzeigt. Zoophile betonen die soziale Komponente dieser Bindung. Obwohl Krafft-Ebing auch den Begriff „Zooerastie“ für die exklusiv auf nicht-menschliche Tiere gerichtete Affinität geprägt hat, wird der Begriff gewöhnlich nicht mehr verwendet.
Zoosexualität
Der Begriff „zoosexuell“ wurde von Hani Miletski im Jahr 2002 als wert-neutraler Begriff vorgeschlagen. Die Benutzung von „Zoosexuelle/r“ als Substantiv (in Bezug auf eine Person) ist gleichbedeutend mit zoophil, während der Begriff als Adjektiv, z. B. innerhalb des Ausdrucks „zoosexueller Akt“, eine sexuelle Aktivität zwischen einem Mensch und einem nicht-menschlichen Tier bezeichnen kann. Das abgeleitete Substantiv „Zoosexualität“ wird manchmal von sich selbst so bezeichnenden Zoophilen sowohl in Unterstützungsgruppen als auch in internetbasierten Diskussionsforen dazu benutzt, sich einer sexuellen Orientierung zuzuordnen, die sich durch romantische oder emotionale Involvierung und/oder sexuelle Affinität für Tiere auszeichnet.
Bestiality
Der Englische juristische Begriff „Bestiality“ hat zwei Aussprachen: „ˌbɛs'tiæ'lə'ti“ oder „ˌbis'tiæ'lə'ti“, das letztere herrscht in den USA vor. Im Deutschen gibt es kein Wort mit gleicher Bedeutung, sodass meist das Englische Wort übernommen wird. Einige Zoophile und Forscher unterscheiden zwischen „Zoophilie“ und „Bestiality“. Sie benutzen das erste, um das Verlangen nach einer sexuellen Partnerschaft mit einem Tier zu beschreiben, und das zweite, um den sexuellen Akt an sich zu beschreiben. Um die Sache noch unübersichtlicher zu machen, benutzte Masters 1962 den Begriff „Bestialists“ speziell in seiner Diskussion zu Zoosadismus, welcher sich von der Befriedigung (nicht notwendigerweise sexueller Befriedigung) durch das Quälen von Tieren herleitet.
Stephanie LaFarge, eine Assistenzprofessorin der Psychiatrie an der New Jersey Medical School und Beratungsleiterin bei der ASPCA, schreibt, dass diese beiden Gruppen unterschieden werden können: „Bestialists“, welche Tiere misshandeln oder vergewaltigen, und Zoophile, welche eine emotionale und sexuelle Bindung mit einem Tier eingehen. Colin J. Williams und Martin S. Weinberg studierten sich selbst als solche bezeichnende Zoophile über das Internet und beschrieben ihr Verständnis des Begriffs „Zoophilie“ als Miteinbeziehung des tierischen Wohlergehens, der Freude und der Einvernehmlichkeit, im Gegensatz zu dem von dieser Gruppe benutzten Begriff „Bestialists“ für Personen, welche nur auf ihre eigene Befriedigung fokussiert sind. Williams and Weinberg zitierten auch eine britische Zeitung, die sagt, dass „Zoophilie“ ein Begriff ist, der von Apologeten für „Bestiality“ verwendet wird.
Zoosadismus
Ernest Bornemann (1990, zitiert von Rosenbauer, 1997) prägte den speziellen Begriff Zoosadismus für Personen, die Befriedigung – sexuell oder anderweitig – durch das Quälen von Tieren erlangen. Zoosadismus ist ein Element der Macdonald triad von Vorläufern des soziopathischen Verhaltens.
Erwähnen möchte ich zu diesem umfassenden Thema noch:
Zoophilie betrifft auch am Rande andere Wissenschaftsbereiche wie Ethik, Philosophie, Recht, Tierrecht und Tierschutz. Auch die Soziologie beschäftigt sich damit, die deren Verhaltensmuster mit sonstigem sexuellen Missbrauch vergleicht und bei der nicht-sexuellen Zoophilie die Rolle des Tieres als Hilfe und Begleitung im menschlichen Leben untersucht, was im klinischen Kontext auch in den Bereich der Psychiatrie fällt. Das Journal of Forensic and Legal Medicine (Vol. 18, February 2011) stellt fest, dass sexueller Kontakt mit Tieren an sich fast nie ein klinisch signifikantes Problem darstellt und dass es verschiedene Ausprägungen der Zoophilie gibt:
1. Rollenspieler
2. Romantische Zoophile
3. Zoophile Phantasierer
4. Taktile Zoophile
5. Fetischistische Zoophile
6. Zoosadisten
7. Zoophile Opportunisten
8. Gewohnheitszoophile
9. Exklusive Zoophile
Außerdem wird dort erwähnt, dass die Zoophilen der Kategorien 2, 3 und 8 am häufigsten vorkommen, während die Zoophilen der Kategorien 6 und 7 am seltensten sind.
Mehr zum Thema Zoophilie wie Auftretenshäufigkeit, psychologische und psychiatrische Forschungsaspekte bei Wikipedia
Video: Zoophilie - Sex mit Tieren