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von Snoopy
Mi, 30. Nov. 2016, 00:06
Forum: Justizirrtümer und -skandale
Thema: Doppelmord in Babenhausen - Der Fall Andreas Darsow
Antworten: 519
Zugriffe: 145238

Re: Doppelmord in Babenhausen - Der Fall Andreas Darsow

Salva » 29 Nov 2016, 22:21 hat geschrieben:Na ja... die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt ;)
Hoffnung :? ?! Und ich dachte, du hättest inoffizielle Infos... ;)
Salva » 29 Nov 2016, 22:21 hat geschrieben:Aber im Ernst: im Fall Darsow gibt es Tatsachen und Hinweise, die entweder nicht berücksichtigt, falsch interpretiert oder schlichtweg passend gemacht wurden
Joa... aber sowas rechtfertigt man eben mit der hochheiligen freien Beweiswürdigung. Darin sind Richter nun mal seeehr frei...
Salva » 29 Nov 2016, 22:21 hat geschrieben:Natürlich ging der Fall durch die Instanzen, die das Urteil ebenfalls bestätigten, aber wenn man sich vor Augen hält, was bei Berufungen und Revisionen berücksichtigt bzw. überprüft wird dann wundert es nicht, dass Andreas D. auch dort verurteilt wurde.
Bei der Berufung ist das anders, da findet nochmal eine komplette neue Hauptverhandlung inclusive Beweisaufnahme statt. Nur ist dieses Rechtsmittel ja bei landgerichtlichen Verfahren - also gerade bei gravierenderen Straftaten und langjährigen Haftstrafen - nicht möglich.
Salva » 29 Nov 2016, 22:21 hat geschrieben:Die Frage ist, und da hast du durchaus recht bzw. sagst es ja durch die Blume, ob die Justiz gewillt ist den Fall neu aufzurollen und der Familie Darsow die Chance zu geben, einen Justizirrtum zu korrigieren.
Genau das bezweifle ich allerdings sehr stark, ja. Einfach weil es mir der Regelfall zu sein scheint, dass die Justiz ein einmal gefälltes Urteil unbedingt halten will.
Salva » 29 Nov 2016, 22:21 hat geschrieben:Ich denke nicht, dass während der Sendung weltbewegendes bekanntgegeben wird. Ist auch verständlich.
Hm. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieser öffentliche Auftritt bedeutet, dass sich gerade etwas tut - z.B., dass der Wiederaufnahmeantrag nun tatsächlich fertig ausgearbeitet ist. Und wenn dem so sein sollte, erfährt man ja möglicherweise auch mal ein wenig über dessen Inhalt?! Ich wüsste jedenfalls nicht, was daran problematisch sein sollte. Im Gegenteil hat meiner Ansicht nach bei einigen Verfahren, bei denen in der Vergangenheit erfolgreiche Wiederaufnahmeanträge gestellt wuden, ein vernünftiges Maß an öffentlicher Information und daraus resultierendem öffentlichen Interesse und Druck entscheidend zum Erfolg beigetragen...
von Snoopy
Di, 29. Nov. 2016, 17:25
Forum: Justizirrtümer und -skandale
Thema: Doppelmord in Babenhausen - Der Fall Andreas Darsow
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Re: Doppelmord in Babenhausen - Der Fall Andreas Darsow

Salva » 27 Nov 2016, 01:32 hat geschrieben:es wird ein WAV geben. Davon bin ich 100%-ig überzeugt.
Deine felsenfeste Überzeugung erstaunt mich ja ein bisschen... bei der geringen Erfolgsquote von WA-Anträgen allgemein. Aber ich hoffe jedenfalls sehr, dass du recht behältst!

Am kommenden Freitag ist Frau Darsow in der Sendung "Nachtcafé" zu Gast: http://www.fernsehserien.de/nachtcafe/f ... it-1035195. Nachdem es in diesem Fall ja eine ganze Weile sehr ruhig war (zumindest nach außen hin), bin ich gespannt, was sie dort berichtet!
von Snoopy
Sa, 7. Mär. 2015, 14:55
Forum: Justizirrtümer und -skandale
Thema: Doppelmord in Babenhausen - Der Fall Andreas Darsow
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

Nightrider hat geschrieben:Da ist nichts an den Haaren herbei gezogen.
A.D. beseitigte den Rechner, als er merkte, das es eng wird für ihn.
Wieso wurde es gerade da eng für ihn? Zwei Wochen nach der Tat? Da war, soweit ich weiß, von dem Schalldämpfer noch gar nichts öffentlich bekannt. Zu dem Zeitpunkt war er erst zweimal als Zeuge befragt worden - was bei einem direkten Nachbarn, der sich während der Tat in unmittelbarer Nähe befunden haben muss, ja nur logisch ist. Und die Suchhunde, die bis dahin eingesetzt worden waren, hatten überhaupt nichts angezeigt, was A.D. belastet hätte. Also ich sehe da nichts, was zu dem Zeitpunkt "eng" wurde für ihn.
Nightrider hat geschrieben:Vorher hatte er einfach die Möglichkeit der "Rückwärtsrecherche einfach nicht gewusst, oder nicht bedacht.

Und genau dies ist eines der maßgeblichen Indizien.
Der Hauptverdächtigte und einzige der ein Motiv hatte, wurde von Zeugen dabei beobachtet, das er ihn belastende Spuren beseitigte.
Von der Rückwärtsrecherche ist hier doch gar nicht die Rede. Diese konnte er ja sowieso nicht verhindern, nachdem er einmal den Fehler gemacht hätte, diese Suche vom Dienst-PC aus zu tätigen; damit kann die vermeintliche Manipulation also ohnehin nicht zusammenhängen.

Der Punkt ist doch, dass er auch die Möglichkeit der Vorwärtsrecherche zunächst mal entweder nicht vorausgesehen, oder das Risiko, das damit einherging, lange Zeit in Kauf genommen haben soll... so lange, dass er schon längst Gefahr lief, durch eine Vorwärtsrecherche entdeckt zu werden, bevor er sich - angeblich - daran machte, eine solche zu verhindern (und von einer sofortigen "Beseitigung" der Gefahr kann man ja auch wohl kaum sprechen). Das Ganze dann auch noch völlig unnötigerweise... er hätte andere, einfache, sichere Optionen gehabt. Genau darum halte ich eben dieses Indiz überhaupt nicht für maßgeblich... sondern dessen A.D. belastende Interpretation eher für an den Haaren herbeigezogen.
von Snoopy
Fr, 6. Mär. 2015, 14:55
Forum: Justizirrtümer und -skandale
Thema: Doppelmord in Babenhausen - Der Fall Andreas Darsow
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

Randall Flagg hat geschrieben:Hallo,

ich glaube, das ist von der Überlegung her falsch...:

Er kann gar nicht damit gerechnet haben, dass der Verdacht auf die Firma Aumann zurückverfolgt werden könnte.
Hätte er das, wäre das naheliegenste die Zerstörung des Rechners direkt nach der Tat.
Was dann aber auch wieder sehr unwahrscheinlich ist, denn hätte er das so vorhergesehen, er wäre
mit diesem Aufruf und dem Download anders vorgegangen.

Oder wie seht ihr das?
Du hast schon recht, das ist alles nicht so ganz nachvollziehbar. Aber dann ist eben auch die Schlussfolgerung des Gerichts fraglich. Denn dieses hält es ja gerade für erwiesen, dass A.D. zwei Wochen nach der Tat an seinem Rechner manipulierte, um ihn loszuwerden, damit die Polizei ihm seinen Zugriff auf die Schalldämpfer-Bauanleitung nicht mehr nachweisen konnte. Nach dieser Argumentation wäre also anzunehmen, dass A.D. im Februar 2009 entweder nicht daran dachte, dass ihm dieser Zugriff nachgewiesen werden könnte - oder aber er das Risiko aus irgendeinem Grund in Kauf nahm (obwohl es leicht andere, sichere Möglichkeiten gegeben hätte, an so eine Anleitung heranzukommen; von daher halte ich Variante 1 auch für wahrscheinlicher). Und fast drei Monate später, zwei Wochen nach der Tat, als die Ermittlungen schon längst auf Hochtouren laufen, fällt ihm dann plötzlich ein, dass man den Zugriff vielleicht doch feststellen kann? Oder plötzlich wird ihm das Risiko doch zu groß???

Das wirkt auf mich ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Allerdings muss ich die Urteilsfeststellungen zu diesem Aspekt auch erst noch lesen... vielleicht ergeben sich dadurch noch andere Erklärungen. Aber ich muss schon sagen, wenn das Urteil diesbezüglich dieselbe Qualität und Logik aufweisen sollte wie zu dem Zugriff auf die Schalldämpfer-Bauanleitung selbst, dann wird es mir langsam tatsächlich suspekt...
von Snoopy
Fr, 6. Mär. 2015, 00:16
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Thema: Doppelmord in Babenhausen - Der Fall Andreas Darsow
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

pfiffi hat geschrieben:@snoopy: Yep. Stimmt.

Offenbacher Post 29.05.2009:

http://www.op-online.de/lokales/nachric ... 23616.html
Es gibt aber eine weitere Detailnachricht: Aufgrund der Tatortspuren ist es sehr wahrscheinlich, dass der Täter einen selbst gebauten Schalldämpfer mit Dämmstoffen verwendet hat.
Ah ok, danke! Also war das jedenfalls kein Irrtum von Frau D..
pfiffi hat geschrieben:Ich meine: das geht nicht. Was das Urteil da fabuliert über Täterwissen, über konnte-sich-das-mit-dem-Schalldämpfer-denken-weil-Täter etc, während in Wahrheit alles bereits in der Zeitung stand...
Kann ich noch nix zu sagen, muss ich erst nachlesen...
Nightrider hat geschrieben:Wahrscheinlich konnte er zwar abschätzen, das sein Rechner eventuell untersucht wird, aber an eine Rückwärtsrecherche vom Aufruf bestimmter Webseiten auf seinen Firmenrechner hat er ebennicht gerechnet.
Nur wundert es mich dann, dass A.D. nicht schnellstens dafür gesorgt hat, dass sein PC endgültig den Geist aufgibt und entsorgt wird. Die vermeintliche Manipulation am Rechner soll ja erst zwei Wochen nach der Tat stattgefunden haben... und dann war er schließlich auch noch nicht sofort verschrottet. In diesem Zeitraum wäre doch die Gefahr viel zu groß gewesen, dass die Polizei bei einer Durchsuchung dieses verräterische Teil in die Finger bekommt...
von Snoopy
Di, 3. Mär. 2015, 01:18
Forum: Justizirrtümer und -skandale
Thema: Doppelmord in Babenhausen - Der Fall Andreas Darsow
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

pfiffi hat geschrieben:Urteil p. 166ff

Am 23.07.2009 wurde Darsow in der Vernehmung mit dem begriff "Schalldämpfer" konfrontiert. Wie ein Unschuldiger es tun würde, bekannte darsow, dazu habe er keine Vorstellung.

Andreas Darsow wurde am 23.07.2009 als Beschuldigter vernommen.

Daraus, dass Andreas Darsow am 24.07.2009 dann selbstverständlich sehr wohl wusste - nämlich als Ergebnis seiner Vernehmung vom 23.07. -, was es mit "Schalldämpfer" auf sich haben könnte, folgert das Gericht allen Ernstes, er habe am 23.07. gelogen. Das ist doch Wahnwitz...
Auf der Internetseite von A.D. steht aber:
28.05.2009

Die Polizei gibt öffentlich bekannt, dass der Täter einen selbstgebauten Schalldämpfer benutzt haben muss.
Ist das ein Irrtum?
pfiffi hat geschrieben:Bitte lest das alle mal nach (166-167). ich meine, das kann das Gericht doch nicht Ernst meinen, oder?
Hört sich auch wieder interessant an. Mach ich die Tage...

Grummel... du kriegst mich am Ende wirklich noch dazu, mir das gesamte Urteil anzutun! :? ;) :lol:
von Snoopy
Mo, 2. Mär. 2015, 12:28
Forum: Justizirrtümer und -skandale
Thema: Doppelmord in Babenhausen - Der Fall Andreas Darsow
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

Randall Flagg hat geschrieben:also ich weiß nicht...

Wenn das so gewesen sein sollte, warum hat derjenige das denn nicht gesagt? Nicht mehr dran gedacht fällt ja wohl flach, immerhin wurde die Anleitung ja offensichtlich bewusst ausgedruckt...
Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Chef, wenn ich zu ihm hingehe und die Situation erkläre, mich dann abmahnt oder geschweige denn entlässt, wenn im Hintergrund eine solche Tragödie läuft.

Den Kollegen 25 Jahr eins Gefängnis schicken nur weil ich nicht gesagt habe: "Ja, ich war das, sorry!"
Vielleicht muss man sich einfach mal in die Situation hineinversetzen. Damals wussten die Beteiligten ja noch nicht, wie alles kommen würde. Mal angenommen...:

Als man erfährt, dass die Nachbarn eines Kollegen kaltblütig ermordet wurden, wird man wohl zunächst einfach nur entsetzt sein. Dass dabei vermutlich ein selbstgebauter Schalldämpfer zum Einsatz kam, wird zwar ein paar Wochen nach der Tat bekannt gegeben; dass man das auch mitbekommt, ist aber nicht gesagt. Doch selbst wenn... muss man darum unbedingt gleich daran denken, dass man vor zwei Monaten zufällig unter dem Account genau dieses Nachbarn der Tatopfer aus einem nicht tatrelevanten Grund eine Schalldämpfer-Bauanleitung ausgedruckt hat? Und wenn, rennt man deshalb gleich zur Polizei und meldet das?

Noch größer dann das Entsetzen, als plötzlich die Polizei anrückt und die ganze Firma auf den Kopf stellt. Dabei hört man dann vielleicht auch, dass es bei der Durchsuchung um einen Zugriff auf eine Schalldämpfer-Bauanleitung geht. Vermutlich wird es einem spätestens dann dämmern... und es beschleicht einen umgehend ein verflixt ungutes Gefühl! Ich finde es sehr verständlich, dass man in dem Moment nicht sofort damit rausrückt, wie es war. Täte man das, könnte man sicher davon ausgehen, dass man ins Visier der Ermittlungen gerät und genauestens durchleuchtet wird... inclusive Verhören, erkennungsdienstliche Behandlung, Hausdurchsuchung und und und. Vielleicht hat man aber eben zuhause eine alte, nicht registrierte Waffe, mit der man mal Schießübungen machen wollte. Oder man hat einfach auf dem heimischen Computer besagte sexyhexy-Dateien gehortet, von denen die Ehefrau auf keinen Fall erfahren soll. Oder oder oder... es gibt eine Menge vorstellbare Gründe. Im blödesten Fall kannte man sogar Familie T. um drei Ecken... nicht auszudenken, was daraus erst konstruiert werden könnnte...
Also - zunächst wird man doch aller Wahrscheinlichkeit nach abwarten, was bei der Analyse der Computer überhaupt raus kommt. Immerhin weiß man wohl auch, dass A.D.s Computer mittlerweile verschrottet wurde... könnte also auch gut sein, dass die Polizei gar nichts findet und die Sache damit erledigt ist.

Lange warten muss man nicht - zwei Tage später wird klar, was bei der Analyse herausgekommen ist. Da wird nämlich A.D. verhaftet!!! Die Polizei geht also anscheinend davon aus, dass der Zugriff auf die Bauanleitung sicher etwas mit der Tat zu tun hat. Ist ja klar, dass einem in so einem Moment der A... auf Grundeis geht. Jetzt muss man nicht nur befürchten, genauestens überprüft zu werden... sondern man läuft auch noch Gefahr, umgehend in U-Haft zu landen, wenn man mit der Wahrheit rausrückt. Gerade weil man zu diesem Zeitpunkt ja schon eine Weile geschwiegen hat... das macht das Ganze natürlich nicht unverdächtiger...

A.D. wird aber glücklicherweise schnell wieder entlassen. Man ist grenzenlos erleichtert und hofft und glaubt nun, damit sei der Spuk vorbei. Dass sich die Polizei an A.D.s Fersen geheftet hat, sein Haus und Auto verwanzt, sein ganzes Leben umkrempelt, um weitere belastende Indizien zu finden, läuft ja im Hintergrund ab... davon erfährt ein Außenstehender gar nichts. Also ist man beruhigt und geht wieder zur Tagesordnung über...

Ein knappes Jahr später holt einen die Geschichte jedoch wieder ein. A.D. kommt nochmals in Haft, und bleibt es dieses Mal auch. Man fühlt sich hin und hergerissen. JETZT noch die Sache richtig stellen? Und die mittlerweile zu erwartenden katastrophalen Konsequenzen in Kauf nehmen? Ojeojeoje...!!!
Aber Moment mal... so relevant kann der Zugriff auf die Schalldämpfer-Bauanleitung ja eigentlich gar nicht sein. Schließlich hat das die ganze Zeit nicht ausgereicht - also muss jetzt noch mehr gegen A.D. vorliegen. Man informiert sich also: Aha, da wurden auch Schmauchspuren bei ihm gefunden! Sogar an verschiedenen Stellen und Gegenständen! UND ein Suchhund ist vom Tatort zur Firma gelaufen! UND es wurde ein überzeugendes Motiv ermittelt! UND er hatte die Gelegenheit, die Tat zu verüben, und kein Alibi! Ja potztausend... dann war er es ja vielleicht wirklich? Dann hat also zufällig der eigene Zugriff, der fälschlicherweise als tatrelevant interpretiert wurde, auf die Spur des richtigen Täters A.D. geführt??? Na dann ist ja alles gut... dann muss man ja nicht auch noch diesen dummen Irrtum mit der Bauanleitung aufklären... ist dann ja gar nicht mehr wichtig... nur deshalb wird er sicher nicht verurteilt... also ist man an nichts Schuld...


So in etwa könnte ich mir den Ablauf vorstellen, unter der Annahme, dass es sich bei dem Verursacher des Zugriffs um einen "eigentlich" ganz normalen und anständigen Menschen handelt. Wobei am Ende natürlich auch ein guter Anteil an Schönreden dabei ist. Nicht sehr erfreulich... aber höchst menschlich. Und nicht vergessen sollte man zudem, dass es ja durchaus auch Personen gibt, die eher unempathisch sind und nicht unbedingt von großen Gewissensbissen geplagt werden, wenn sie strikt nach dem Motto "Hauptsache ich bekomme keinen Ärger" handeln.
Randall Flagg hat geschrieben:Und Thema Schalldämpfer: Ja, es waren wohl sehr viele Zugriffe auf diese "Seite"
Aber: Ich habe ansonsten von keinem Fall gehört, wo jemand sich solch einen Schalldämpfer gebaut hat und jemand ermordet wurde, oder irre ich mich da?
EBEN!!! Das ist ja das Vertrackte... genau dieses Argument, das man intuitiv für so belastend hält, ist eigentlich doch das genaue Gegenteil... nämlich der ultimative Beweis dafür, dass ein Schlussfolgerung "Aufruf der Bauanleitung => Tatbegehung" eben nicht sicher (und auch nicht ansatzweise sicher) gezogen werden kann. Das ist noch nicht mal Ansichtssache, oder irgendwie auslegbar... es ist schlicht Fakt! Bewiesen durch Hunderte von Zugriffen im Tatortbereich und relevanten Zeitraum, denen keine Gewalttat mithilfe eines selbstgebastelten Schalldämpfers folgte.
von Snoopy
So, 1. Mär. 2015, 15:26
Forum: Justizirrtümer und -skandale
Thema: Doppelmord in Babenhausen - Der Fall Andreas Darsow
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

Randall Flagg hat geschrieben:Ja, aber wer sollte dann "schnell" die Seite aufrufen und ausdrucken?
Es kann ja nur ein Angestellter aus der Firma gewesen sein. Und warum muss das dieser Jemand in der Firma machen? Warum nicht zu Hause?
Nicht jeder hat zuhause einen Internetanschluss. Nicht jeder hat einen Drucker. Laptop defekt, Drucker kaputt, Tonerkassette leer, oder einfach nur spontan in der Firma dran gedacht... es gibt zahlreiche Möglichkeiten.
Randall Flagg hat geschrieben:Und warum dann an genau dem Rechner von Andreas und nicht an seinem eigenen?
Z.B. weil er grad am Druckerraum vorbeikam und spontan daran dachte, dass er sich noch was ausdrucken wollte... und A.D.s Büro gleich nebenan, der PC frei, und der Account noch offen war.

Im Übrigen habe ich bis jetzt noch nichts davon gelesen, ob überhaupt jeder Mitarbeiter einen eigenen PC und Account hatte. Wenn nicht, was ich für wahrscheinlich halte, könnte es auch gut sein, dass jemand ohne eigenen Internetzugang einfach den Account des Kollegen benutzte.
Randall Flagg hat geschrieben:Hatte derjenige vor die Familie T. auszulöschen und die Schuld einem anderen in die Schuhe zu schieben? Einen anderen Grund kann ich mir nicht vorstellen! An diesen Zufall glaube ich nicht... Aber alle Kollegen wurden wohl daraufhin "abgeklopft", keiner kannte die Familie T. oder hatte
einen Grund für die Tat...

Oder wurde dieser Jemand von "außen" erpresst um die Beweise für die Tat auf den Nachbarn zu werfen?
Nein, Ich glaube, da hab ich wohl zu viel TV gesehen.
Warum nicht erstmal an das Naheliegendste und gleichzeitig auch das Harmloseste denken? Der Aufruf der Bauanleitung muss doch eben gerade überhaupt nichts mit der Tat zu tun haben, die zwei Monate später geschah. Überleg mal: In den sechs Monaten vor den Morden wurde ca. 480.000 mal auf die Silencer-Seite zugegriffen. Und im Zeitraum vom 1. Januar bis 19. April 2009 gab es im Umkreis von 60 km um den Tatort 274 Aufrufe der Bauanleitung. Warum haben diese Leute das gemacht... kannst du dir auch da nur vorstellen, dass sie alle wohl einen Mord begehen wollten? Sicher nicht, oder? Warum also ist man sich andererseits so sicher, dass dieser eine Aufruf von A.D.s Accunt so unbedingt und ohne jeden Zweifel etwas mit der Tat zu tun hat? Es könnte schlicht und ergreifend einer von Hunderten Zugriffen sein, die aus irgendeinem harmlosen Interesse und völlig ohne kriminelle Absichten getätigt wurden.

Also, meiner Meinung nach kann man weder die in Frage stehende Aktion zweifelsfrei A.D. zuordnen, noch gibt es eine sichere Verbindung "Bauanleitung - Tat". Eine sichere Verbindung läge z.B. vor, wenn am Tatort ein Gegenstand gefunden worden wäre, anhand dessen Kenn-Nr. man definitiv feststellen konnte, dass genau dieses Exemplar von A.D.s Rechner aus bestellt wurde. Sowas hat man aber nicht... man hat NUR ein paar Partikel Bauschaum, der in der Zusammensetzung noch nicht mal mit dem Identisch war, den A.D. leicht hätte verwenden können. Und einen Schalldämpfer selbst zu basteln ist eine einfache Angelegenheit, dafür konnte man ausreichende Anregung an vielen Stellen im Internet bekommen, nicht nur auf der Silencer-Seite... abgesehen davon, dass man es auch ganz ohne Anleitung schaffen könnte, so ein Ding herzustellen.
von Snoopy
Sa, 28. Feb. 2015, 13:42
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

Nightrider hat geschrieben:Aufgrund der suboptimalen EDV Sicherheit könnte es theoretisch auch sein, das ein Anderer im Namen von A.D. recherchiert hat, um ihm die Tat in die Schuhe zu schieben.
Wieso denn "um ihm die Tat in die Schuhe zu schieben"? Das halte ich allerdings auch für ziemlich abwegig. Viel naheliegender finde ich, dass eine andere Person diese Seite aufgerufen haben könnte, weil sie sich aus einem ganz harmlosen Grund dafür interessierte, und dafür A.D.s Account nutzte, weil es sich gerade anbot und so am einfachsten war.
Nightrider hat geschrieben:Wie das gegangen sein soll, mit Recherche, anschließenden Telefonat von dem gleichen Platz aus zwischen den Eheleuten Darsow und dann anschließend wieder der Ausdruck ebenfalls vom gleichen Platz aus durch den ominösen Fremden?
Meine Güte, diese falsche Information hält sich aber wirklich hartnäckig. Das stimmt so nicht!

Der Verlauf, der festgestellt wurde, war:

  • - 09:15-09:25 Uhr: Telefonat mit Frau D.
    - 09:31 Uhr: Ausdruck einer Outlook-Datei
    - 09:40 Uhr: Google-Recherche nach den Suchbegriffen "Schalldämpfer, für Waffen, Wasserflasche"
    - 09:51 Uhr: Ausdruck der Schalldämpfer-Bauanleitung
[/b]A.D. hätte also sehr gut längst woanders als an seinem PC-Arbeitsplatz sein können.
von Snoopy
Mi, 25. Feb. 2015, 13:04
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

So, jetzt habe ich mir das Urteil hinsichtlich der Schalldämpfer-Geschichte mal genau durchgelesen. Im Folgenden beziehe ich mich immer auf die Seiten 126 – 161 des Urteils! Es könnte sein, dass ich manches anders bewerten würde, wäre mir der Rest auch bekannt… aber mich damit zu beschäftigen, fehlt mir im Moment leider die Zeit.

Also… einfach schade, dass ich fachlich zu wenig Ahnung habe, um die ganzen technischen Erläuterungen genau nachvollziehen zu können. Da kommt mir schon so einiges komisch vor; man könnte gerade den Eindruck gewinnen, dass der Urteilsverfasser hin und wieder auch nicht so recht wusste, wovon er da schrieb :-) ! Aber ich nehme mal an, dass die Analyse der Daten in Großen und Ganzen sachgemäß vorgenommen wurde.

Dann zu den eher logischen Aspekten. Zunächst mal, Pfiffi, deine Timeline stimmt genau. Und auch insgesamt muss ich dir völlig recht geben. Ich habe genau denselben Eindruck wie du – neben aller akribischen Erörterung und Bewertung eher fernliegender Möglichkeiten sind einige einfache und naheliegende, aber wichtige Annahmen einfach „vergessen“ worden bzw. wurden fehlerhaft interpretiert:

1.

Nicht geprüft wurde, ob es sich bei der Kenntnis davon, dass sich Schalldämpfer aus mit Bauschaum gefüllten Plastikflaschen herstellen lassen, nicht ohnehin schon fast um „Allgemeinwissen“ handeln könnte.


Ein Polizist am Tatort kam jedenfalls sofort und ohne größeres Nachdenken auf die Idee, dass die Bauschaumpartikel von einem selbstgebastelten Schalldämpfer stammen könnten. Gut, es ist anzunehmen, dass er aufgrund seines Berufs diesbezüglich Vorkenntnisse hat. Ich selbst war aber auch nicht überrascht, als ich im Zusammenhang mit diesem Fall davon hörte… mir war das schon bekannt. Dabei verstehe ich von Waffen so viel wie ein Maulwurf vom Fliegen! Vielleicht hatte ich es mal im Krimi gesehen, irgendwo aufgeschnappt… keine Ahnung. Es wäre also durchaus auch möglich, dass ein nicht unerheblicher Anteil der „normalen“ Bevölkerung einen Schalldämpfer selbst basteln könnte, ohne dafür überhaupt explizit Informationen einholen zu müssen. Und in eher kriminellen Kreisen (es ist ja von vornherein gar nicht gesagt, dass ein Otto Normalverbraucher die Tat begangen hat) ist dieses Wissen sicherlich noch weiter verbreitet.

2.

Das Urteil berücksichtigt nicht, dass die Bauanleitung von silencer.ch von einer detaillierten Anleitung weit entfernt ist.

Zur Präparation der Flasche werden dort verschiedenste Materialien erwähnt, mit denen unterschiedliche Dämpfleistung erzielt werden kann. Bauschaum (in Verbindung mit anderen Materialien) ist danach nur eine – allerdings die effektivste – von vielen Möglichkeiten. Fazit dieser Beschreibung: Bezüglich der Präparation der Flasche muss man sich an keinen strikten Plan halten, da kann man auch einfach rumprobieren.

Vor allem die wirkliche Schwierigkeit bei der Herstellung des Schalldämpfers - eine stabile Verbindung zwischen Flasche und Waffe herzustellen - wird dort aber gar nicht erläutert. Diesbezüglich wird lediglich auf ein kommerzielles Produkt verwiesen; von der Verwendung von Reinigungsadaptern mit Klemmschrauben wird abgeraten; und der Autor gibt an, selbst eine Eigenkonstruktion aus Rohrverbindungsstück mit Verschlussstopfen zu benutzen.

Erstens hätte man diese Datei also überhaupt nicht ausdrucken müssen; sich ein paar Notizen zu machen, hätte völlig gereicht und wäre im Internetcafé leicht und absolut gefahrlos möglich gewesen.

Zweitens aber kann also sehr wohl, anders als das Gericht es annimmt, jede Forendiskussion oder sonstige Quelle (und davon gibt es, wie wir schon festgestellt haben, zahlreiche), in der nur erwähnt wird, dass sich eine mit Dämmmaterial wie z.B. Bauschaum gefüllte Plastikflasche zum Eigenbau eines Schalldämpfers eignet, einen Laien genauso gut bzw. genauso schlecht in die Lage versetzen, eine solche Konstruktion anzufertigen. Gerade wenn dieser, wie das Urteil ja sowieso noch annimmt, genügend Zeit und Gelegenheit hat, um so lange herumzuprobieren, bis das Ganze zufriedenstellend funktioniert.

Wirklich charakteristische, auf die Silencer.ch-"Bauanleitung" hinweisende Rückstände anderer dort erwähnter Materialien wie etwa Kunstharz, Gewebeklebeband, Zeitungspapier+Kleister etc. wurden ja wohl nicht am Tatort gefunden?

3.

Die Angaben der Mitarbeiter, vor allem des „Zeugen K.“, werden sehr unkritisch behandelt; eine mögliche Motivation für falsche Angaben wird nicht berücksichtigt.


Nach K.s Liste richtet man sich bei der Beschlagnahmung der Rechner, seine Erklärungen zu seiner Tätigkeit und seinen Zugriffsmöglichkeiten auf die Computer von Mitarbeitern sind „widerspruchsfrei und nachvollziehbar“, die spätere Abgabe des Laptops und Löschung von Dateien wird als harmlos unterstellt, ein Motiv, irgendetwas vertuschen zu wollen, wird bei ihm (und seinen Kollegen) nicht gesehen. Meiner Meinung nach zutreffend wird dabei argumentiert, niemand aus dem Kollegenkreis habe einen Grund gehabt, A.D. etwas „anzuhängen“, noch sei anzunehmen, dass eine dieser Personen die Entdeckung ihrer Täterschaft verhindern wolle. Nicht beachtet wird aber die Möglichkeit, dass ein Mitarbeiter bezüglich des Interesses und Aufrufens von Waffenseiten – und eben evtl. auch bezüglich des Ausdrucks der Schalldämpfer-Bauanleitung – unrichtige Angaben gemacht haben könnte, weil er befürchtete, ansonsten zu Unrecht der Tat verdächtigt zu werden.

Fernliegend ist eine solche mögliche Annahme nicht, ganz im Gegenteil – genau auf diese Weise wurde man ja auf A.D. überhaupt erst aufmerksam. Wäre einem Kollegen der Ausdruck der Bauanleitung zuzuordnen gewesen, und hätte er noch das Pech gehabt, dass sich bei akribischer Suche doch irgendeine weitläufige Beziehung zu den Tatopfern hätte finden lassen, wäre es ihm vielleicht ähnlich ergangen wie A.D. (wobei ich einräumen muss, dass ich die mir bisher bekannten weiteren Beweise für A.D.s Täterschaft zwar schwach finde, sie aber bisher noch nicht umfassend beurteilen kann).

4.

Das Urteil verneint, dass seitens anderer Interesse an Waffenseiten und der Schalldämpfer-Bauanleitung bestanden haben könnte.


Aufgrund der Tatsache, dass es auch im Bogensport Schalldämpfer – „Silencer“ – gibt (mich hat das sofort seeehr hellhörig gemacht!), wird zwar erörtert, dass K. über Recherchen in Zusammenhang mit seinem Bogensport-Interesse irgendwann mal zufällig auf Seiten geraten sein könnte, die auch mit Waffen bzw. Waffen-Schalldämpfern zu tun haben. Es wird aber immer nur angenommen, dass dies rein unbewusst geschehen sei. Die Möglichkeit, dass K. bei einer solchen Gelegenheit eben zufällig auf die Schalldämpfer-Bauanleitung für Waffen gestoßen sein und diese auch interessant gefunden haben könnte, wird nicht in Betracht gezogen. Das geht nach meiner Erfahrung ziemlich an der Realität vorbei… ich erlebe es jedenfalls bei mir (und ich vermute, anderen geht es ähnlich), dass ich beim Surfen im Internet ständig von einem Thema aufs nächste komme, gerade weil ich zufällig darauf stoße und mich irgendetwas daran interessiert. Und so weit liegen die Themen „Bogensport“ und „Schusswaffen“ nun wirklich nicht auseinander, dass man ein Interesse K.s daran per se für unwahrscheinlich halten könnte. Wenn man sich moderne, professionelle Bögen mal anschaut… die haben mit „Indianer-Bögen“, die man sich als Laie vielleicht so vorstellt, überhaupt nichts mehr zu tun, sondern es sind vielmehr hoch technische, leistungsfähige Präzisionsgeschosse.

Auch der Umstand, dass K. einräumt, möglicherweise nach Begriffen wie „Dämpfer“ (= Zielscheibe im Bogensport) oder „Styropor“ gesucht zu haben, ist interessant. Tatsächlich besteht eine Zielscheibe im Bogensport üblicherweise nicht aus Styropor, sondern aus Stroh, Stramit (gepresstes Stroh), oder Kunstschäumen wie z.B. Ethafoam. Wenn sich K. also beispielsweise eine Zielscheibe selbst basteln wollte und dazu nach entsprechenden Begriffen suchte, könnte er ebenfalls zufällig auf die Schalldämpfer-Bauanleitung gestoßen sein, die dann sein Interesse weckte.

Ein solches Interesse muss ja zunächst mal gar nicht konkret sein. Man hat die Information eben im Hinterkopf, und irgendwann wird sie relevant… vielleicht will man selbst (oder ein Bekannter) mit einer alten Waffe mal Schießübungen machen, ohne Radau zu veranstalten; oder man will Ratten oder Wühlmäusen o.ä. den Garaus machen; oder... . Die wahrscheinlich zum Erfolg führenden Schlagworte kennt man, also wird sich das Wiederauffinden der Seite nicht schwierig gestalten… man gibt sie also ein und ruft das gewünschte Dokument auf. Ganz einfach und problemlos… wenn nicht zufällig zwei Monate später bei einem Mord in der Nähe ein selbstgefertigter Schalldämpfer benutzt wird…

Gerade angesichts der unter 3. dargelegten möglichen Motivation K.s (und genauso natürlich aller anderen Kollegen), diesbezüglich falsche Angaben zu machen, hätte wesentlich genauer geprüft werden müssen, ob tatsächlich so gar kein Interesse an Waffen im Kollegenkreis bestand, und bewusstes Aufsuchen von Waffenseiten daher ausgeschlossen werden konnte. Insbesondere alle weiteren eingegebenen Suchbegriffe und alle Druckaufträge, die im relevanten Zeitraum in der Firma erteilt wurden, hätten überprüft werden müssen.

5.

Die Möglichkeit, dass jemand den offenen Account von A.D. nutzte (oder den gesperrten Account mit bekanntem Password aktivierte), wird nicht vernünftig diskutiert.


Das Nutzen des A.D.-Accounts wird ohne nähere Erörterung zusammen mit so umständlichen Möglichkeiten wie Zugriff durch Kollegen mittels eines Remote-Programms etc. für unwahrscheinlich erklärt. Anders als die vorher in Erwägung gezogenen, tatsächlich unwahrscheinlichen Optionen ist dies aber NICHT kompliziert oder aufwändig, im Gegenteil! Es ist u.U. die ökonomischste Vorgehensweise, wenn einem gerade einfällt, dass man ja noch kurz was recherchieren wollte.

Gut zu dieser Annahme passt auch, dass sich der Druckerraum schräg gegenüber von A.D.s Büro befand. Das Vorbeilaufen am Druckerraum könnte für "Person X" z.B. der Auslöser gewesen sein: "Ach ja, ich wollte ja noch eben was nachschauen/ausdrucken" - ins nächstliegende Büro, das von A.D., geschaut - "Hm, keiner da, dann kann ich ja schnell mal den Rechner benutzen" - "Oh prima, Account ist noch offen, muss ich mich gar nicht extra anmelden" - fix recherchiert, sofort fündig geworden - doch ein bisschen länger nachgelesen als man wollte - Druckauftrag abgeschickt - gleich gegenüber den Ausdruck geschnappt - fertig. Völlig OHNE verdächtigen Hintergrund, ohne Bezug zur Tat, ohne A.D. etwas „anhängen“ zu wollen. Sondern einfach, weil die Benutzung der PCs von Kollegen in der Firma nicht unüblich und auch deren Account nicht streng geheim war… und es so schließlich am schnellsten ging.

A.D.s Büro war zudem immer offen zugänglich (andere Büros also nicht?) und wurde von der ganzen Belegschaft frequentiert, da hier ein von allen genutztes Faxgerät stand. Es könnte also sein, dass dieses Zimmer in der Wahrnehmung der Kollegen eher der „Faxraum“ war, als „A.D.s Büro“. Gerade wenn A.D. zudem nicht dauerhaft, sondern nur zeitweise dort saß (s. 7.), betrachteten die Kollegen möglicherweise auch den dort stehenden Rechner nicht als explizit A.D. gehörend, sondern als ganz regulär bei Bedarf auch ihnen zur Verfügung stehend.

6.

Es wird nicht erwähnt, ob – und wenn ja welche – Aktivitäten unter A.D.s Account am 18.02.2009 zwischen 09:31 und 09:40, und nach 09:51 Uhr festgestellt wurden.

Das ist ein grobes Versäumnis. Es ist aber wohl davon auszugehen, dass in aller Ausführlichkeit dargelegt worden wäre, hätten sich auf A.D. hinweisende Aktivitäten während dieser Zeiträume gefunden; im Umkehrschluss kann man annehmen, dass es für diese Zeiten eben keinerlei Belege für PC-Tätigkeiten A.D.s und damit für seine Anwesenheit im Büro gibt. Dieser Umstand ist demnach deutlich entlastend für ihn.

7.

Die Argumentation, warum sicher davon ausgegangen werden kann, dass A.D. den Zugriff auf die Silender.ch-Seite ausführte, ist nicht schlüssig.


Warum soll es so unwahrscheinlich gewesen sein, dass A.D. nach der Pause seinen Arbeitsplatz verließ? Seine genauen Aufgaben - am Büro-Arbeitsplatz und außerhalb dessen - werden (zumindest an dieser Stelle) überhaupt nicht näher erläutert. Aber als Industriekaufmann in einer Baufirma hatte A.D. ja wohl kaum, außer vertretungsweise die Post zu holen, nur am Computer zu tun. Der Zeuge K. gab selbst an, er habe A.D. während der Pausen nie in seiner Werkstatt gesehen - also war A.D. zwischen den Pausen anscheinend desöfteren in der Werkstatt. Auch die Aussagen der anderen Mitarbeiter weisen darauf hin, dass A.D. eher nur während der Pausen im Büro saß - ansonsten wäre es nicht feststellbar gewesen, dass er immer pünktlich die Pausen im Büro verbrachte, und es wäre nicht erwähnenswert gewesen, dass man ihn gerade dann immer im Büro erreichen konnte.

Das um 09:31 Uhr ausgedruckte Dokument war eine Outlook-Datei. Vielleicht hat A.D. also pünktlich um 09:30 Uhr die Pause beendet, eine betriebliche Mail (Anfrage, Auftrag o.ä.) ausgedruckt, und anschließend das Büro verlassen, um sich um diese Aufgabe zu kümmern?

Fazit:

Es kann nicht zwingend davon ausgegangen werden, dass…

  • … der Täter überhaupt eine Anleitung zum Eigenbau eines Schalldämpfers brauchte.
    … der Täter explizit die silender.ch-„Bauanleitung“ zum Eigenbau eines Schalldämpfers brauchte.
    … Kollegen keinen Grund hatten, falsche Angaben zu machen.
    … Kollegen kein Interesse an Waffen und entsprechenden Informationen hatten.
    … Kollegen nicht leicht und unproblematisch A.D.s Account nutzen konnten.
    … A.D. sich zum Zeitpunkt der Suche und des Ausdrucks der Bauanleitung im Büro befand.


Hmmm. Also, auch wenn man laienhaft eigentlich sofort denkt „Ha, dieser Zugriff auf die Schalldämpfer-Bauanleitung ist ja der ultimative Beweis!“ – rational betrachtet, kommt diesem Indiz wohl weit weniger Beweiswert zu, als man denken sollte. Das wäre vielleicht wirklich ein Fall für Bayes? Muss ich mich noch mal näher mit beschäftigen. Aber nicht jetzt, hab leider zu wenig Zeit... :) !
von Snoopy
Mi, 25. Feb. 2015, 12:27
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

pfiffi hat geschrieben:Urteil p.146, Zitat: "Er selbst (der Sysadmin K.) sei auch niemals bis zum 18.02. auf dem Internetportal "Waffen-Online" gewesen." Zitat Ende.

Der Gutachter der Verteidigung soll - ich sage das in aller Vorsicht - herausgefunden haben, dass K. sehr wohl auf Waffen-online gewesen ist.

Wenn das wahr ist... ich muss nicht weiter reden. Warten wir es ab.
Kann sein, dass es da sehr auf den Zeitpunkt - bis zum 18.02., oder danach - ankommt. Ich meine, das Gericht nahm an, dass K. zwar auch auf Waffenseiten gewesen sein könnte... aber nur unbewusst.

Ich bin jetzt auch durch mit dem Urteilstext dazu, und stelle gleich noch meine Gedanken dazu ein...
von Snoopy
Sa, 21. Feb. 2015, 15:00
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

pfiffi hat geschrieben:Halten wir fest (mir war das nicht so klar, weil ich kein Waffenfachmann bin): Seit langem tauschen sich die Freaks darüber aus, per PET-Flasche Schalldämpfer im Eigenbau herzustellen. Das muss gar nicht silencer.ch gewesen sein.
Dazu ist mir noch was eingefallen: Heutzutage ist es zwar üblich, sich Informationen in erster Linie aus dem Internet zu suchen. Trotzdem dürfen ja auch andere Quellen nicht außer Acht gelassen werden... Bücher, Zeitschriften, Zeitungsartikel, Filme, Dokumentationen, mündlicher Austausch etc.. Bei einem so einfachen Baukonzept würde ich es noch nicht mal ausschließen, dass man mit ein bisschen Tüfteln ganz von allein darauf kommt...
Nightrider hat geschrieben:also zwei Sachverständige im Prozess haben ausgesagt, das die Recherche und der Ausdruck nur von AD s Arbeitsplatz gekommen sein kann und das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch AD diese getätigt hat. Wie man auf die entsprechenden Schlüsse kam, wurde dann auf mehreren Seiten sehr technisch dargelegt,von den Gutachtern. Ob das nun so haltbar ist, was die beiden EDV Sachverständigen da heraus gearbeitet haben, dazu fehlt mir der technische Sachverstand.
Aber zuerst gehe ich mal davon aus, das die Gutachten nach besten Wissen und Gewissen durchgeführt wurden.
Das ist ja seltsam. *Seufz*... ich fürchte, ich werde das Urteil wohl doch mal lesen müssen :roll: :lol: ! Weiß jemand zufällig, auf welcher Seite so ungefähr das steht?
Nightrider hat geschrieben:Wenn dann die Analogieschlüsse eben nicht schlüssig seien sollten, ist es natürlich ein gefundenes Fressen für den Wiederaufnahmeexperten Dr. Strate , die Gutachten zu erschüttern.
Aber bisher kam ja nichts trotz großartigen Ankündigungen.
Das ist nichts Ungewöhnliches, gerade wenn es um Gutachten und Gegengutachten geht. Der 37°-Doku, die wohl im Winter 2013/14 entstand, ist ja zu entnehmen, dass Dr. Strate zu dem Zeitpunkt gerade erst die Arbeit aufnahm... und es war damals schon von einer Bearbeitungsdauer von einem Jahr die Rede.
von Snoopy
Sa, 21. Feb. 2015, 14:02
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

pfiffi hat geschrieben:ich glaube gar nicht mal, dass da irgend wer Darsow "ärgern" wollte.
Nö, das unterstelle ich bei dieser Annahme auch nicht. Ebensowenig, dass jemand etwas vertuschen oder einem anderen unterschieben wollte. Das war so einfach am ökonomischsten, Punkt.
pfiffi hat geschrieben:Wenn ich es recht erinnere, war das der erste google-Treffer. Und dann: Tunnelblick! "Wir ham 'n Treffer!"

Es wäre der Klassiker: Zufällige Koinzidenzen bauschen sich zu einem imposanten (Schein)beweisgebirge auf...
Meinst du das ernst :shock: ? Ich staune mal wieder...

Irgendwie geht mir die ganze Zeit im Kopf rum, ob man nicht vielleicht eine halbwegs verlässliche Berechnung dazu anstellen könnte, mit welcher Wahrscheinlichkeit, unter Einbeziehung verschiedener Faktoren wie "andere Internetquellen", "waffeninteressierter Kollege", "ungeschützte Accounts" etc., der Zusammenhang Zugriff auf diese Seite und verübteTat auf Zufall beruhen könnte?
von Snoopy
Sa, 21. Feb. 2015, 13:01
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

pfiffi hat geschrieben:jetzt bin ich in meiner Eitelkeit getroffen. "Unglaublich, dass ich nicht selber drauf gekommen bin" (Inspektor Hubbard, Dial M for murder) Na klar! Thats it!
Tjahaaa - nicht verzagen, Miss Marple fragen :D !
pfiffi hat geschrieben:Zur Klarstellung: Es konnte definitiv nachgewiesen werden, dass unter Darsows account ausgedruckt wurde. Das bedeutet nur nichts: de facto kannte dort jeder das Passwort eines jeden. Ist in kleinen Unternehmen gar nicht so unüblich, habe ich selber auch mal erlebt.
Ach so, ja, der Account! Konnte man denn das Ein- und Ausloggen bzw. das Sperren des Accounts auch nachvollziehen? Wenn zwischen 09:31 Uhr (Ausdrucken der Word-Datei) und 09:40 Uhr (Suche nach Schalldämpfer-Bauanleitung) kein Ausloggen/Sperren erfolgte, könnte es doch auch so gewesen sein, dass A.D. kurz nach halb zehn seine Pause beendet hat und seinen Büroplatz verließ, den Account aber offen ließ. Und Person X kam dann wenige Minuten später, und machte sich einfach nicht die Mühe, den Benutzer zu wechseln... das wäre nicht verwunderlich, wenn das mit der IT-Sicherheit dort ohnehin so lasch gehandhabt wurde.

Aber selbst wenn ein Sperren des Accounts (Ausloggen halte ich für eher unwahrscheinlich), durch A.D. selbst oder automatisch, erfolgte... dann erscheint, wenn jemand diesen Rechner wieder benutzen will, als erstes ja der zuletzt angemeldete (und nicht ausgeloggte) User mit der Aufforderung zur Password-Eingabe. Da kann man dann "Benutzer wechseln" wählen, und sich selbst einloggen... oder, wenn man das Password des anderen weiß, dieses einfach eingeben. Letzteres ist natürlich weniger umständlich und daher wahrscheinlicher, vor allem, wenn man das dort üblicherweise so machte und also deswegen nicht mit Ärger rechnen musste.

Also, so gesehen relativiert sich die Beweiskraft dieses Punktes schon sehr deutlich, würde ich sagen.
pfiffi hat geschrieben:Halten wir fest (mir war das nicht so klar, weil ich kein Waffenfachmann bin): Seit langem tauschen sich die Freaks darüber aus, per PET-Flasche Schalldämpfer im Eigenbau herzustellen. Das muss gar nicht silencer.ch gewesen sein.

Da im Test der Schalldämpfer beim polizielichen Nachbau per silencer.ch-Anleitung ständig abfiel, ist es sogar gar nicht so unwahrscheinlich, dass eine andere bauanleitung Verwendung fand - etwa eine wie die, die ich postete: Mit Schraubgewinde. Klarer Ermittlungsfehler. man hat sich zu einseitig auf silencer.ch fokussiert. Obwohl silencer-ch ja gar nicht funktionierte im Test.
Deine ganzen Links klicke ich jetzt lieber nicht an, wer weiß, was man mir dann irgendwann mal unterstellen könnte... ;)

Aber fest steht jedenfalls wohl, dass man eine Bauanleitung für einen Schalldämpfer Marke Eigenbau auf vielen Seiten im Internet finden kann. Auch schon im Jahr 2009. Alles andere hätte mich ehrlich gesagt auch gewundert...
pfiffi hat geschrieben:Noch Fragen?
Ja ;) !!! Es wurde doch "rückwärts" ermittelt, soweit ich das verstanden habe. Also wie und warum kam die Polizei ausgerechnet und ausschließlich auf die Silencer-Seite? Dafür muss es doch einen Grund geben...
von Snoopy
Fr, 20. Feb. 2015, 11:23
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

pfiffi hat geschrieben:Wir wissen übrigens nicht, von welchem PC silencer.ch angesurft wurde - wie das Urteil selber zugibt -, wir wissen nur, dass es über den Firmenserver lief.
Also konnte doch nicht definitiv A.D.s Arbeitsplatz festgestellt werden???
Wie groß ist denn die Firma? Wie viele Personen und wie viele Terminals kommen in Frage?
pfiffi hat geschrieben:Ich kann es mir vor allem deswegen so schwer vorstellen, weil ja im Prinzip jeder Firmenangehörige - der Netzwerkdrucker war ja öffentlich zugänglich - diesen verräterischen Ausdruck hätte mitbekommen können (wir alle wissen, wie das im Büro mit den Netzwerkdruckern läuft, oder?). Eine monatelang aufs exakteste geplante Tat, mit topfitt organisierter Waffenbeschaffung, niemand hat was gemerkt...aber die Schalldämpferbauanleitung wird quasi in aller Öffentlichkeit ausgedruckt???
Hm, kommt drauf an. Wenn der Drucker relativ in der Nähe steht und gerade wenig Leute zugegen sind, ist das Risiko nicht allzu groß, würde ich meinen.
pfiffi hat geschrieben:Der Sysadmin hat eingeräumt, er könne nicht ausschließen, dass er die Site angesurft hat. Tatsache ist, dass er Waffensites angesurft hat und dass er versucht hat, das abzudecken.
Dass man vergessen kann, eine Seite aufgerufen zu haben, glaube ich sofort. Aber eine Datei herunterladen und ausdrucken, ist schon ein bewussterer Vorgang...
Falls es jemand anderes als A.D. war, der/die sich für diese Datei interessierte, beruht das Bestreiten/Verschweigen meiner Meinung nach wohl nicht nur auf der Angst vor arbeitsrechtlichen Konsequenzen, sondern auch bzw. mehr noch schlicht und ergreifend auf der Angst, sich damit massiv tatverdächtig zu machen.
pfiffi hat geschrieben:Hier ist die Timeline:
Frühstückspause war in der Regel zwischen 9.00 Uhr – 9.30 Uhr
Internetsuche erfolge am 18.02.2009
09:15-09:25 Telefongespräch mit Ehefrau
09:31 Ausdruck einer Word-Datei
09:40 Internetsuche bei google mit der Phrase: "Schalldämpfer für Waffe Wasserflasche"
09:41 Ansicht der PDF Datei : "http://***.ch/petsd.pdf"
09:51 Ausdruck der PDF Datei : "http://***.ch/petsd.pdf"
Aha... das liest sich ja schon wieder ganz anders. Demnach war das Telefonat mit Frau D. deutlich vorher; und zudem die relevante Netzaktivität zehn Minuten nach der Frühstückspause. Wenn sich A.D. so penibel an die Pausenzeiten hielt, müsste er dann also schon wieder gearbeitet haben. Wo war denn das in der Regel... am Büroarbeitsplatz, oder irgendwo anders? Und was für Aktivitäten wurden für die Zeiten von 09:31 bis 09:40, und nach 09:51 Uhr festgestellt? Gab's da eine Pause, oder einen ganz auffälligen "Themenwechsel"? Bzw., nochmal grundsätzlich zum Verstandnis: Wenn der individuelle Rechner nicht identifiziert werden konnte, dann hätten ja bei den Ermittlungen alle Aktivitäten in der Firma nur vermischt registriert werden können, oder? Also würde das heißen, dass der Auftrag zum Drucken der Word-Datei (welchen Namen hatte denn die?) und der Zugriff auf die Schalldämpfer-Bauanleitung auch von verschiedenen Rechnern aus erfolgt sein könnte?
pfiffi hat geschrieben:Suchbegriffe waren Schalldämpfer für Waffe Wasserflasche". Wer so sucht, weiß bereits in etwa, was er sucht, ist waffenafin.
Naja... das ist wohl wahrscheinlicher, muss aber nicht unbedingt sein. Man könnte sich z.B. auch einfach nur für Kriminalfälle interessieren. Was ich manchmal für Suchbegriffe eingebe - also, falls mein Laptop jemals überprüft wird, werde ich vermutlich umgehend der Täterschaft ca. der Hälfte aller weltweit begangenen Kapitalverbrechen verdächtigt... :o ;) :D

Und mir geht es auch nicht selten so, dass mir irgendwie (in den Medien, im Gespräch mit anderen etc.) Themen unterkommen, für die ich mich im Grunde überhaupt nicht interessiere. Trotzdem gibt es dabei manchmal ein Detail, das mir auffällt, komisch oder unglaubwürdig vorkommt... und das ich dann per Internetsuche zu klären versuche.

Also - zwingend finde ich weder den Schluss "Suche nach Schalldämpfer-Bauanleitung => waffenaffin" noch "Suche nach Schalldämpfer-Bauanleitung => Täter"...

Aber auf der anderen Seite... klar, verdächtig ist das schon, wenn zeit- und ortsnah nach so einer Suche mit genau so einem Schalldämpfer ein Verbrechen verübt wird. Allerdings, wenn man als "Otto Normalverbraucher" in Erwägung zieht, seinen Nachbarn zu ermorden, dann stellt so eine gezielte Suche nach der Bauanleitung incl. Ausdrucken mit ziemlicher Sicherheit nicht den Beginn, sondern eher den Abschluss der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema dar. Von daher wäre es eigentlich erstaunlich, wenn man ansonsten gar keine suspekten Internetrecherchen etc. gefunden hat. Wobei es aber natürlich auch sein kann, dass die vorhergehende Suche tatsächlich im Internetcafé stattfand, und bewusst nur für das Ausdrucken der Firmendrucker gewählt wurde. Denn im Internetcafé hat man gar keinen Zugang zum Drucker, da ist es sicher, dass jemand anders diese Bauanleitung sehen würde...
von Snoopy
Fr, 20. Feb. 2015, 00:19
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Re: Eheleute Klaus und Petra Toll aus Babenhausen ermordet

Haha, ihr seid echt klasse - da brauche ich ja gar nicht mehr selbst das Urteil zu lesen, juhu :D !

Pfiffi, du hast glaube ich schon recht, viele Indizien sind nicht so ganz wasserfest. Am überzeugendsten finde ich aber das Ansurfen und Ausdrucken des Schalldämpfer-Bauplans während der Frühstückspause in Verbindung mit dem Telefonat. Das kommt mir schwer zu widerlegen vor, und mir fällt auch keine "harmlose" Erklärung dazu ein. Oder lässt sich das auch irgendwie entkräften?
pfiffi hat geschrieben:Wer Täter war, muss irgendwie auf silencer.ch gesurft sein. Der Umkehrschluß gilt nicht (Sog. Fehlschluß aus der Konsequenzbejahung.
Aber gilt denn der erste Schluss überhaupt? War eine so einfache Bauanleitung (wenn ich das richtig verstanden habe, besteht die im Wesentlichen darin, eine Plastikflasche mit Bauschaum zu füllen und das Ganze auf die Mündung einer Waffe zu tüdeln, oder?) nur auf dieser Silencer-Seite zu finden? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Und selbst wenn - wie lange war die schon online? Es ist doch ganz üblich, dass Interessierte sowas nicht nur "für den Eigengebrauch" herunterladen, sondern auch in Foren, auf eigenen Websites etc.pp weiterverbreiten. Das würde den Kreis der Verdächtigen ja nochmal enorm erhöhen. Wurde das überprüft?

Grundsätzlich denke ich ja auch, dass der Zugriff auf diese Seite aus der Firma purer Zufall sein kann, und gar nichts mit der Tat zu tun haben muss. Wenn aber nachgewiesen ist, dass es A.D. selbst war, der diese Seite aufrief... hmmm...

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