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1981 | Nürnberg | Elvira "Fatima" Koch (23) ermordet

Ungeklärte Fälle im Focus.
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1981 | Nürnberg | Elvira "Fatima" Koch (23) ermordet

#1

Ungelesener Beitrag von Salva » Fr, 6. Okt. 2023, 22:33

Tötungsdelikt

1981 wird das in Nürnberg bekannte Callgirl Elvira 'Fatima' Koch tot aufgefunden. Der 'heißeste' Tatverdächtige wird bei seinem Prozess freigesprochen, die Tat ist bis heute ungesühnt.

Bild
Elvira 'Fatima' Koch († 23).
Foto: fein raus

Zur Person
GeschlechtWeiblich
Titel...
NameKoch
VornameElvira
Geboren am1958
Alter23
Geburtsort
NationalitätDeutsch
Letzter WohnortNürnberg, Kaiserstraße

► Personenbeschreibung
-

► Kleidung/Besonderheiten
-

► Anmerkungen
-

Angaben zum Sachverhalt
Datum des Ereignisses18. September 1981
Zeitraum des Ereignisses-
Ort des Ereignissesihr Apartment in der Nürnberger Kaiserstraße.


Quellen
fein-raus


Sachverhalt

Am 18. September 1981 liegt ein stadtbekanntes Callgirl ermordet auf der Couch in ihrem Apartment. Der erste Verdächtige kann ein wasserdichtes Alibi vorweisen, doch dann gerät ein anderer Mann in den Fokus der Ermittler.

Der Ort wird auch von vielen Kranken aufgesucht, die auf eine wundersame Heilung hoffen. Fatima ist aber auch ein arabischer Frauenname. Dieser gefällt Elvira K. so gut, dass sie ihn für sich und ihr Gewerbe übernimmt.

Die hübsche 23-Jährige zieht 1979 aus der Oberpfalz nach Nürnberg. Sie mietet sich in ein Apartment in der Kaiserstraße ein, mitten im Zentrum. Genau das Richtige für ihr Geschäft, das dem Callgirl aufgrund der Lage einen satten Kundenstamm garantiert. Sie wirbt mit ihren Diensten in Bars, in Zeitungsannoncen und in einschlägigen Magazinen. Von ihren Freiern verlangt sie 100 Mark pro halbe Stunde und arbeitet oft zwölf Stunden am Tag, wie aus Ermittlungsakten hervorgeht. Beamte werden in ihrer Wohnung später 30.000 Mark in einem Küchenbuffet finden.

Ein Freier verliebte sich in die Frau

Es ist ein gefährliches Milieu, in dem die Oberpfälzerin mitwirkt. Ein Milieu, in dem Neid, Hass und Liebe walten. Werner B. etwa ist hoffnungslos in Fatima verliebt. Seit er ihre Dienste für 100 Mark in Anspruch genommen hatte, ist es um ihn geschehen. Er ist ihr hörig, macht Reparatur- und Hausbotendienste. Ein Mann für alles, den Fatima gnadenlos ausnützt. Ihren Ehemann und Zuhälter muss B. nicht fürchten, denn der sitzt in Hamburg im Knast.

Es ist der 18. September 1981. Das Callgirl trainiert vormittags in einem Fitnessstudio, geht zur Kosmetikerin und empfängt dann ihre ersten Kunden. Ihr letzter Gast ist ein Bäckermeister. Um 11.45 Uhr verlässt er das Apartment und geht an einem Mann vorbei, der an der Wohnungstüre steht. "Ich habe den aber nicht angeschaut, sondern den Kopf eingezogen, so dass er mich nicht sieht, falls er mich kennt", wird der Handwerker später als Zeuge vor Gericht sagen.

In den nächsten eineinhalb Stunden wird dem Leben der jungen Frau brutal ein Ende gesetzt. Es ist ein Mieter im Haus in der Kaiserstraße, der die Polizei alarmiert: Zwei Männer schlagen ein Fenster ein und steigen in eine Wohnung. Als Beamte ankommen, treffen sie auf Werner B. und einen Freund. "Meine Freundin Elvira liegt tot auf der Couch", sagt er gegenüber den Beamten.

Emmeram Daucher ermittelt

Die Polizei bricht dann die Türe auf und entdeckt die Leiche. Fatima liegt unbekleidet, mit einem Kopfschuss niedergestreckt, auf dem Sofa. Ein neuer Fall für den bekannten Leiter der Mordkommission, Emmeram Daucher. Der Kriminalist hat bereits in den 60er Jahren den sogenannten Mittagsmörder gejagt, der nach seinem letzten Verbrechen in einem Nürnberger Kaufhaus von Passanten verfolgt und nach einer Schießerei, bei der ein Mann zu Tode kam, von Polizisten schließlich festgenommen wurde.

B. wird zunächst als Zeuge geführt. Er berichtet in Befragungen, dass er zur Tatzeit auf dem Weg zu Fatima war und dabei ein Paar ihrer Schuhe aus der Reparatur geholt und eine Rose für seine Freundin gekauft haben will. Gegen 12.30 Uhr sei er dann in der Kaiserstraße angekommen. Er habe geklingelt, doch es öffnete niemand. Dennoch habe sich in der Wohnung etwas geregt, eine Männerstimme hinter der Tür soll gerufen haben: "Besetzt, hau ab!"

Gegenüber den Ermittlern gab B. zu Protokoll, dass ihm das komisch vorgekommen sei. Außerdem habe er die Stimme gekannt. Der 21-Jährige nennt den Namen von Peter M., einem Bekannten – der gerät nun in den Fokus der Ermittler.

Tatwaffe bis heute nicht gefunden

Noch am Abend des Tattages landet der Fall bei Eduard Zimmermann in der Fahndungssendung "Aktenzeichen XY . . . ungelöst". 40 Hinweise aus der Bevölkerung gehen ein, doch ist keine heiße Spur darunter. Unterdessen läuft eine bundesweite Fahndung nach Peter M. an, schließlich wird auch Interpol eingeschaltet. Der Gesuchte geht den Fahndern letztlich in Kopenhagen ins Netz. Doch ist M. der Richtige? Negativ. Der Verdächtige kann ein wasserdichtes Alibi vorweisen, er war zum Tatzeitpunkt nicht in Nürnberg. Dann meldet sich auch noch der Witwer aus dem Gefängnis in Hamburg zu Wort: Erwin K. setzt die Summe der Lebensversicherung seiner Frau für die Ergreifung des Täters aus.

Doch jetzt zieht sich der Kreis um Werner B. immer enger. Polizei und Staatsanwaltschaft sammeln immer mehr Indizien, die ihn selbst zum Tatverdächtigen machen. Etwa dieses: Vier Sexarbeiterinnen, die B. einst aufgesucht hatte, geben an, dass er sie stets mit einer Pistole im Schulterhalfter besuchte. Gefunden haben die Ermittler bei ihm allerdings nur Schreckschusswaffen, die Tatwaffe bleibt bis zum heutigen Tag verschwunden.

Am 20. Juli 1982 wird B., der bis zu seinem sechsten Lebensjahr im Heim wohnte, der Prozess gemacht. Als Angeklagter steht er vor der Jugendkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth. Von Beginn an bestreitet B. die Tat.

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth fordert neun Jahre Haft wegen Totschlags. Doch der Vorsitzende Richter Wagmut Riege sieht das anders: "Die Indizien reichen nicht aus", stellt er in seiner Begründung fest. Der schlüssige Beweis für B.s Täterschaft habe trotz "fleißiger Ermittlungsarbeit" nicht geliefert werden können. "Wie sollte er die Frau töten, die er abgöttisch verehrte?", fragt der Vorsitzende. B. wird freigesprochen. Rund 800 Spuren verfolgten die Ermittler, alle verliefen im Sand. Der Fall "Fatima" ist heute einer der mehr als 40 ungeklärten Nürnberger Altfälle (Cold Cases) seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.


Zeitungsausschnitt von 1982

Bild
Quelle: Nürnberger Nachrichten
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1981 | Nürnberg | Elvira "Fatima" Koch (23) ermordet

#2

Ungelesener Beitrag von Duchonin » Mo, 16. Okt. 2023, 23:22

1. Wurde eigentlich bei Werner B. und Peter M. eine Parafintest gemacht ? M.E. das Erste, was man nach Schußwaffengebrauch bei am Tatort angetroffenen Personen macht ?

2.
TIn den nächsten eineinhalb Stunden wird dem Leben der jungen Frau brutal ein Ende gesetzt. Es ist ein Mieter im Haus in der Kaiserstraße, der die Polizei alarmiert
-> verstehe ich nicht, für einen Schuss braucht man keine 1,5 Stunden

3. Der Name "Fatima" ist gleich in 2 Religionen kritisch:
a) Die Lieblingstochter des Propheten Mohammed heißt Fatima. Veheirratet ist sie mit dem Cousin des Propheten Alī ibn Abī Tāli.
Ali war nach dem Tode des Propheten Mohammed der 4. Kalif und gilt bei den Schiiten und den Aleviten, deren Name sich ebenfalls von ʿAlī ableitet, als erster der Zwölf Imame.
b) Die zuvor von Mauren beherrschte Region Santarém wurde 1147 von christlichen Portugiesen zurückerobert. Den arabischen Namen „Fatima“ soll der Ort einer Legende zufolge von Fatima, der schönen Tochter eines maurischen Fürsten – ihrerseits benannt nach der Tochter des islamischen Propheten Mohammed – erhalten haben. Im Jahr 1158 soll sie, nachdem sie von christlichen Eroberern entführt und an den Grafen von Ourém verkauft worden war, sich aus Liebe zu diesem taufen lassen und mit ihm vermählt haben. In dem Ort, den ihre gräflichen Nachkommen nach ihr benannt haben, soll sie ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
In dieser Stadt sollen 1917 3 Hirtenkinder eine Marienerscheinung gehabt haben.
Ich würde es nicht ausschließen, dass ein schiitischer oder alevitischer Moslem oder ein Christ einen Frevel darin sieht, dass eine Nutte den Namen Fatima verwendet hat.
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1981 | Nürnberg | Elvira "Fatima" Koch (23) ermordet

#3

Ungelesener Beitrag von Miri » Di, 17. Okt. 2023, 10:52

Salva hat geschrieben:
Fr, 6. Okt. 2023, 22:33
Am 20. Juli 1982 wird B., der bis zu seinem sechsten Lebensjahr im Heim wohnte, der Prozess gemacht. Als Angeklagter steht er vor der Jugendkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth. Von Beginn an bestreitet B. die Tat.


Bist Du sicher, dass der von Dir eingestellte Zeitungsausschnitt aus dem Jahr 1981 ist? Darin heißt es unter anderem

"Wegen Totschlags an dem Top-Model Elvira "Fatima" Koch angeklagt (23) ist der 21-jährige Arbeiter Werner B. angeklagt"

Das liest sich für mich so, als ob in eben diesen Artikel über diesen Prozess, der Deinen Angaben zufolge am 20.07.1982 begonnen hat, berichtet wird. Dann müsste der Journalist, der den Artikel geschrieben hat, ja hellseherische Fähigkeiten gehabt haben, wenn er schon ein Jahr vorher über den Prozess berichten konnte. Oder habe ich was falsch verstanden?

[/quote]
Duchonin hat geschrieben:
Mo, 16. Okt. 2023, 23:22
verstehe ich nicht, für einen Schuss braucht man keine 1,5 Stunden
Ließ sich womöglich die Zeit nicht genau eingrenzen, wann der Schuss gefallen ist? Aussagen von Zeugen sind zeitlich nicht unbedingt 100%-ig gedächtnissicher?
Salva hat geschrieben:
Fr, 6. Okt. 2023, 22:33
"Wie sollte er die Frau töten, die er abgöttisch verehrte?", fragt der Vorsitzende. B. wird freigesprochen.
Stimmt. Das kommt ja auch nie vor, dass eine Frau wegen unerwiderter Liebe über die Klinge springt. So etwas überhaupt nur zu erwägen scheint völlig absurd.
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#4

Ungelesener Beitrag von Miri » Do, 9. Nov. 2023, 17:33

[/quote]
Duchonin hat geschrieben:
Mo, 16. Okt. 2023, 23:22
1. Wurde eigentlich bei Werner B. und Peter M. eine Parafintest gemacht ? M.E. das Erste, was man nach Schußwaffengebrauch bei am Tatort angetroffenen Personen macht ?
Ob das in einem solchen Fall routinemäßig gemacht wird, weiß ich nicht. Wie lange kann man Schmauchspuren eigentlich nachweisen? So wie ich Salvas Beitrag verstanden habe, war Werner B. nicht von Anbeginn an im Visier der Ermittler sondern wurde anfangs als Zeuge geführt. Der von Werner B. genannte Peter M. wiederum konnte ein Alibi nachweisen.

Salva hat geschrieben:
Fr, 6. Okt. 2023, 22:33
Außerdem habe er die Stimme gekannt. Der 21-Jährige nennt den Namen von Peter M., einem Bekannten – der gerät nun in den Fokus der Ermittler. [...] Unterdessen läuft eine bundesweite Fahndung nach Peter M. an, schließlich wird auch Interpol eingeschaltet. Der Gesuchte geht den Fahndern letztlich in Kopenhagen ins Netz. Doch ist M. der Richtige? Negativ. Der Verdächtige kann ein wasserdichtes Alibi vorweisen, er war zum Tatzeitpunkt nicht in Nürnberg.
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#5

Ungelesener Beitrag von Miri » Fr, 10. Nov. 2023, 09:37

@Salva

Der von Dir eingestellte Link zu dem Artikel von Alexander Brock aus den Nürnberger Nachrichten vom 06.07.2019 funktioniert nicht mehr. Soweit ich das sehe kann der Artikel nur noch über Genios https://www.genios.de/searchResult/Alle ... rt=BY_DATE gegen Bezahlung erworben werden. Ich habe bei Genios die Suchbegriffe Fatima und Callgirl eingegeben und auf diese Weise einen Hinweis auf den Artikel vom 06.07.2019 gefunden, den Du verlinkt hattest.

Wer in Nürnberg wohnt, kann den Artikel auch kostenlos in der Nürnberger Stadtbibliothek lesen. Die Nürnberger Stadtbibliothek hat nämlich die Nürnberger Nachrichten auf Mikrofilm, übrigens auch für die Zeiträume 1981 und 1982.
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#6

Ungelesener Beitrag von Miri » Fr, 10. Nov. 2023, 15:06

Miri hat geschrieben:
Fr, 10. Nov. 2023, 09:37
Der von Dir eingestellte Link zu dem Artikel von Alexander Brock aus den Nürnberger Nachrichten vom 06.07.2019 funktioniert nicht mehr
Damit keine Missverständnisse aufkommen, beziehe ich mich nicht auf den von Salva im Eingangsbeitrag eingestellten Screenshot eines Artikels aus dem Jahre 1981 oder 1982, sondern auf den von ihm im Eingangsbeitrag eingestellten Link fein-raus Der sich darunter befindende Zeitungsartikel kann nicht mehr aufgerufen werden. Der war definitiv aus dem Jahre 2019. Ich habe den Artikel nämlich noch unter dem betreffenden Link gefunden.
Salva hat geschrieben:
Fr, 6. Okt. 2023, 22:33
Sie wirbt mit ihren Diensten in Bars, in Zeitungsannoncen und in einschlägigen Magazinen. Von ihren Freiern verlangt sie 100 Mark pro halbe Stunde und arbeitet oft zwölf Stunden am Tag, wie aus Ermittlungsakten hervorgeht. Beamte werden in ihrer Wohnung später 30.000 Mark in einem Küchenbuffet finden.
Ist dem zu entnehmen, dass man die Ermittlungsakten nach der langen Zeit irgendwo einsehen kann?
Salva hat geschrieben:
Fr, 6. Okt. 2023, 22:33
Der Verdächtige kann ein wasserdichtes Alibi vorweisen, er war zum Tatzeitpunkt nicht in Nürnberg.


In dem von Dir eingestellten Screenshot eines Zeitungsartikel der Nürnberger Nachrichten, von dem ich vermute, dass er aus dem Jahr 1982 stammt, weil der oder die Verfasser(in) (das ist alles dem Screenshot nicht zu entnehmen) einen Eindruck des Angeklagten vor Gericht wiedergibt, liest es sich etwas anders.

Peter M. präsentierte ein Alibi für die Tatzeit. Sechs Nürnberger Zeugen, die durch eine aktuelle XY-Fahndung aufgeschreckt worden waren, glaubten den Gesuchten derweil in Nürnberg gesehen zu haben."
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#7

Ungelesener Beitrag von Salva » Di, 2. Jan. 2024, 13:08

Miri hat geschrieben:
Fr, 10. Nov. 2023, 15:06
In dem von Dir eingestellten Screenshot eines Zeitungsartikel der Nürnberger Nachrichten, von dem ich vermute, dass er aus dem Jahr 1982 stammt, weil der oder die Verfasser(in) (das ist alles dem Screenshot nicht zu entnehmen) einen Eindruck des Angeklagten vor Gericht wiedergibt, liest es sich etwas anders.
Hi Miri, habe den Eingangspost abgeändert (Datum des Zeitungsartikels, den Link zu den Nürnberger Nachrichten eingefügt und den Screenshot anhand deiner pdf-Datei erstellt.)


An dieser Stelle ein dickes

DANKESCHÖN

für dein Engagement und für deine Zusendungen zu dem einen oder anderen Fall!
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#8

Ungelesener Beitrag von Miri » Do, 4. Jan. 2024, 13:37

Ich habe zusätzlich zu dem von Salva im Eingangsbeitrag eingestellten Artikelauszug über den Prozess gegen Werner B. über Fernleihe noch zwei weitere Artikel gefunden. Einen davon habe ich versucht, inhaltlich zusammen zu fassen. Die Zusammenfassung des dritten Artikels werde ich demnächst auch noch einstellen.

„Letzter Freier ging um dreiviertel zwölf“, Nürnberger Nachrichten am 22.07.1982, von N.W., auf Seite 10.

Anmerkung: Den vollständigen Namen des (der) Journalist(in) konnte ich nicht ermitteln. Unter dem Artikel stand lediglich das Namenskürzel N.W. .

-Der Angeklagte Werner B. war zum Zeitpunkt des Mordes an Elvira Fatima Koch am 18.09.1981 20 Jahre alt und ohne Einkommen.
Bezahlt habe er immer fürstlich. Es wird außerdem über ihn erwähnt, dass er in seiner Vergangenheit mehrfach gestohlen hat und im Alter von 15 Jahren auch dafür vor Gericht gelandet ist, dafür aber wegen mangelnder Reife aber nicht belangt wurde, was von der Dr. Erika Geißler, Professorin für Psychiatrie aus Würzburg vor Gericht als Fehler betrachtet wurde.

Ich zitiere wie folgt:

„Zur Person des Angeklagten äußerte sich dessen Pflegemutter. Werner war bis zum sechsten Lebensjahr ein Heimkind […] Mit 15 Jahren bekam er eine Lehrstelle, die er aber verlor, weil er seinem Meister 2000 DM gestohlen hatte. Auch der Pflegemutter stahl er damals einen Brillantring und schenkte ihn Fatima.“ (Quelle siehe oben)


Der letzte Freier soll um 11:45 gegangen und gab als Zeuge vor Gericht an, er habe vor der Tür einen Mann gesehen, der seiner Einschätzung nach nicht Werner B. gewesen sei, da Werner schlanker sei. Er erinnere sich noch, dass der Mann eine Windjacke getragen habe.

-Werner B. hat sich ohne Wissen des späteren Mordopfers einen Schlüssel für deren Appartement besorgt.

-Vier Prostituierte sagten aus, er hätte, wenn er sie aufsuchte, Schreckschusspistolen dabei gehabt und ihrem Eindruck nach ein Wichtigtuer, der viel erzähle.

-Eine Prostituierte und ihr Freund gaben an, er hätte sie damit beauftragt, eine echte Pistole zu besorgen, wofür er einen Vorschuss von 4500 DM gezahlt hätte. Sie hätten ihm nach einer Zeit mitgeteilt, aus dem Deal werde nichts. Zurückgezahlt hätten sie ihm das Geld nicht zurück, er hätte es aber auch nicht zurück verlangt.

-Dann steht in dem Artikel noch, dass das Mordopfer ihren Mann Erich Koch erst geheiratet hat, nachdem er zu einer Haftstrafe verurteilt wurde und Werner B. dabei Trauzeuge war. Wann die Heirat genau stattfand und weswegen überhaupt Erich Koch in Hamburg in Haft war, ist dem Artikel nicht zu entnehmen.
Der Besitzer eines Nürnberger Waffengeschäfts gab an, er hätte reges Interesse an Waffen gezeigt und sich laufend Fachzeitschriften gekauft.

Anmerkung:
Ich will nicht behaupten, dass der Artikel nichts enthält, was für die Täterschaft Werner Bs., spricht. Wenn er sich heimlich einen Schlüssel für deren Appartement besorgt hat, hätte er jedenfalls nicht einbrechen brauchen? überzeugt bin ich indes nicht. Hat er es, wenn er es doch gewesen sein sollte, aus eigener Initiative gemacht oder wurde er beauftragt, es zu tun?

-Der Mann muss der Frau wahrhaft hörig gewesen sein, wenn er sogar bereit war, Trauzeuge zu sein, wenn die Frau, die er liebt, einen anderen heiratet. Salva hat im Eingangsbeitrag geschrieben, der Ehemann sei auch ihr Zuhälter gewesen.
Salva hat geschrieben:
Fr, 6. Okt. 2023, 22:33
Ihren Ehemann und Zuhälter muss B. nicht fürchten, denn der sitzt in Hamburg im Knast.
Prostituierten werden vom Zuhälter abkassiert. Wäre das möglich, dass der Ehemann während des Knastaufenthalt jemanden beauftragt hat, der das Abkassieren statt seiner übernehmen sollte. Sah das spätere Mordopfer das später irgendwann nicht mehr ein und wollte gar aussteigen? Ist sie über die Loverboymethode in der Prostitution gelandet?

-Wenn der Verlust der Lehrstelle, wie der Artikel suggeriert, wirklich zeitgleich mit dem Diebstahl des Brillantring der Pflegemutter zusammenfiel (vergleiche das Zitat), kannte der zum Zeitpunkt des Mordes Angeklagte Werner B. das Opfer Elvira Fatima zum Zeitpunkt des Mordes bereits mindestens fünf Jahre. Freier war er laut dem von Salva im Eingangsbetrag eingestellten Artikelauszug „Rätsel um den Tod des Callgirl Fatima“, mit 17 Jahren.

- Was ich aus dem Artikel nicht entnehmen kann ist, ob Werner B. diesen Versuch an eine echte Waffe zu gelangen ist, negiert hat oder ob er das bestätigt hat. Wie konnte er ohne Einkommen überhaupt soviel Geld für den angeblichen Waffendeal bzw. an die Prostituierten zahlen? Spricht das nicht entweder dafür, dass die angeblich horrenden Zahlungen an die Prostituierten durch den Mann entweder übertrieben wurden oder dass er auch später weiterhin gestohlen hat? Bzw. von wem hatte er das Geld?

-Stimmt die Aussage mit dem angeblichen Auftrag, eine Waffe zu besorgen womöglich gar nicht oder sollte sie nur dazu dienen, den Verdacht auf Werner B. zu lenken? Wäre das möglich, dass Zeugen unter Druck gesetzt wurden, so etwas auszusagen. Wenn er sich so für Waffen interessierte, wie der Besitzer eines Waffenladen angab, wäre er jedenfalls dafür ein geeignetes Opfer.
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#9

Ungelesener Beitrag von Miri » Do, 4. Jan. 2024, 15:29

Miri hat geschrieben:
Do, 4. Jan. 2024, 13:37
-Wenn der Verlust der Lehrstelle, wie der Artikel suggeriert, wirklich zeitgleich mit dem Diebstahl des Brillantring der Pflegemutter zusammenfiel (vergleiche das Zitat), kannte der zum Zeitpunkt des Mordes Angeklagte Werner B. das Opfer Elvira Fatima zum Zeitpunkt des Mordes bereits mindestens fünf Jahre. Freier war er laut dem von Salva im Eingangsbetrag eingestellten Artikelauszug „Rätsel um den Tod des Callgirl Fatima“, mit 17 Jahren.
Sorry das war ein Denkfehler. Nur weil er die Lehrstelle mit 15 Jahren begonnen hat, muss natürlich nicht auch der Diebstahl unmittelbar danach stattgefunden haben. Ich korrigiere mich:

Wann der Diebstahl, der den Verlust der Lehrstelle zur Folge hatte, genau erfolgte, ist dem Artikel nicht zu entnehmen. (vgl. das von mir angefügte Zitat) Freier bei Elvira Fatima K. war er laut dem von Salva im Eingangsbetrag eingestellten Artikel „Rätsel um den Tod des Callgirl Fatima“ zum ersten Mal im Alter von 17 Jahren. Da der Diebstahl des Diamenten der Pflegemutter etwa zeitgleich mit dem Diebstahl bei seinem Lehrmeister erfolgt sein soll (vgl. das von Zitat), vermute ich, dass das er die im Alter von 15 Jahren angetretene Lehrstelle nach ca zwei Jahren verloren hatte. Demnach kannten sie sich das Opfer und der zum Zeitpunkt der Tat 20-jährige Werner B. mindestens 3 Jahre.
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#10

Ungelesener Beitrag von Miri » Do, 4. Jan. 2024, 20:44

Ergänzend zu meiner Zusammenfassung des Artikel "Letzer Freier ging um dreiviertel zwölf", von N.W., erschienen in den Nürnberger Nachrichten von 22.07.1982

Darin steht außerdem, dass der Ehemann Erich Koch die Lebensversicherung seiner Frau zur Ergreifung des Mörders ausgesetzt habe.

Natürlich könnte man sagen, warum er das tun solle, wenn er etwas mit der Tat zu tun hätte. Vielleicht hat er ja auch darauf gesetzt, dass man sich genau das fragt. Mich würde interessieren, ob diese Lebensversicherung vor oder nach der Heirat abgeschlossen wurde.
Soviel ich weiß neigen Lebensversicherungen dazu bei ungeklärten Mordfällen nicht zu zahlen. Mal rein fiktiv der Ehemann hätte vom Knast aus, jemanden beauftragt und er hätte Zeugen unter Druck gesetzt, so auszusagen, dass es nach Werner B. als Täter aussieht. Ich rede vor allern Dingen von der Aussage der Prostituierten und deren Freund bezüglich des Deals, eine echte Schusswaffe zu besorgen. (siehe zwei Beiträge darüber). Wäre es denkbar, dass er darauf gesetzt hat, dass Werner B. in den Knast wandert und er dann letztlich die Lebensversicherung einkassieren kann? Oder ist das zu weit hergeholt?
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#11

Ungelesener Beitrag von Salva » Do, 4. Jan. 2024, 21:54

Hier noch die Zeitungsauschnitte, die mir @Miri gemailt hat:

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#12

Ungelesener Beitrag von Miri » Fr, 5. Jan. 2024, 11:10

"Sicher sei, dass Werner B. im Jahr 1981 dem Callgirl Elvira "Fatima" Koch (23) verfallen und hörig war, ihr den Haus- und Laufburschen machte und sich von "Fatima" auch quälen und demütigen ließ"
Quelle: "Freispruch im Fall Fatima", von N.W., erschienen am 23.07.1982 in den Nürnberger Nachrichten (S. 10)

Entspricht diese Darstellung eigentlich alleine den Angaben Werner Bs.? Wenn er sich ohne das Wissen des Mordopfers einen Schlüssel für das Appartements (siehe der von Salva am 4.01.2024 eingestellte Artikel "Letzter Freier ging um dreiviertel zwölf", von NW, Nürnberger Nachrichten vom 22.07.1982, vorletzter Absatz Spalte 1), zeugt das auf jeden Fall von Übergriffigkeit. Die Frau selbst ist tot und kann nichts mehr dazu sagen.

Ich habe schon beim ersten Lesen des Eingangsbeitrags sofort den Gedanken gehabt, ob der Ehemann eigentlich so gar nicht im Verdacht war, jemanden beauftragt zu haben.
Der Verteidiger ließ anklingen, der Ehemann der Getöteten habe seine Frau beim letzten Besuch in der JVA in Hamburg mit "kaltmachen gedroht. Der zuerst verdächtige Peter M. habe ein weiches Alibi vorgebracht.
Quelle: "Freispruch im Fall Fatima", von N.W., erschienen am 23.07.1982 in den Nürnberger Nachrichten (S. 10)

Wenn alleinige Quelle für die Bedrohung hierfür lediglich sein Mandant wäre, der es von der Frau haben will, fände ich das nicht überzeugend. Wer weiß? Vielleicht hat er ja eigene Nachforschungen über den Ehemann angestellt.
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#13

Ungelesener Beitrag von Miri » So, 7. Jan. 2024, 11:01

In dem Aritkel "Rätsel um den Tod des Callgirl Fatima" (siehe Salvas Eingangsbeitrag)aus den Nürnberger Nachrichten vom 21.07.10982 steht außerdem noch, der Angeklagte Werner B. hätte eingeräumt, das Verhältnis zu der jungen Frau hätte sich im Laufe der Zeit abgekühlt. Könnte das sein, dass der jungen Frau das Engagement Werner Bs. im Laufe der Zeit zuviel wurde und es Züge von Stalking annahm bzw. er Druck asuzuüben begann? Das heimliche Besorgen des Schlüssels spricht aus meiner Sicht dafür.


Als Motivation wäre mir denkbar "Wenn ich Dich nicht kriegen kann, dann soll Dich auch kein anderer bekommen." Ich bin zwar nicht wirklich überzeugt, dass der Richtige vor Gericht stand, aber ausschließen will ich es auch nicht. Ich glaube nicht, dass zeitnah ein Schmauchspurentest gemacht wurde. Sonst wäre das bestimmt als be- oder entlastendes Indiz in den drei Artikeln benannt worden. Es fällt mir zumindest schwer zu glauben, dass ein Gerichtsreporter so etwas entscheidendes weggelassen hätte. Wissen kann ich es natürlich letztlich nicht.
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#14

Ungelesener Beitrag von Miri » Mo, 8. Jan. 2024, 08:28

Salva hat geschrieben:
Di, 2. Jan. 2024, 13:08
Hi Miri, habe den Eingangspost abgeändert (Datum des Zeitungsartikels, den Link zu den Nürnberger Nachrichten eingefügt und den Screenshot anhand deiner pdf-Datei erstellt.)


An dieser Stelle ein dickes

DANKESCHÖN

für dein Engagement und für deine Zusendungen zu dem einen oder anderen Fall!
Ich bin ganz gerührt. Ich denke, ich spreche nicht für mich, dass es schön ist, wieder öfter von Dir zu lesen.
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