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Francis Heaulme

Taten, Profile und Opfer.
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Salva
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Francis Heaulme

#1

Ungelesener Beitrag von Salva » So, 30. Apr. 2017, 20:15

Bild
NameHeaulme
VornameFrancis
Auch bekannt alsRoutard du crime oder Criminal Backpacker
Klassifizierungalkoholkranker, unterdurchschnittlich intelligenter Serienmörder und -vergewaltiger, der mehrere Taten mit verschiedenen Komplizen verübte
Alter zur Tatzeit25 - 33
Geburtsdatum25. Februar 1959
GeburtsortMetz/ Frankreich
NationalitätFranzose
Besondere MerkmaleHeaulme leidet am Klinefelter-Syndrom, einem seltenen Gendefekt, an dem etwa ein bis zwei von 1000 Jungen davon im Schnitt betroffen sind.
Zusätzlich zum normalen männlichen Chromosomensatz XY haben diese Menschen in einigen oder allen Körperzellen ein weiteres X-Chromosom, das ihre Gene weiblicher macht.
Typische Symptome sind ein eingeschränktes Wachstum der Hoden und manchmal auch des Penisses. Nicht selten sind die Betroffenen unfruchtbar. Männliche Merkmale wie eine tiefe Stimme oder Bartwuchs sind meist wenig bis gar nicht ausgeprägt.
Tatort/eFrankreich: Montauville, Ogy, Charleville-Mézières, Port-Grimaud, Le Relecq-Kerhuon, Montigny-lès-Metz, Villers-Allerand, Boulogne-sur-Mer
Datum/ Zeitraum1984 - 1992
Tatmotivationsexuell motiviert, psychische Störungen
Opfer (bewiesen)9
Opfer (vermutet)9+
Tatausführung/ Arterschlagen, erstechen
Verhaftet am7. Januar 1992
Verurteilt amsieben Prozesse zwischen 1994 und 2004, derzeit ein achter für die Ermordung zweier 8-jähriger Jungen.
Urteilbislang mindestens 150 Jahre Haft
Aktueller Statusin einem Hochsicherheitsgefängnis inhaftiert
QuellenFranz. Wikipedia | Murderpedia | Stern | tueursenserie.org Fotos bei gettyimages
► Biographie

Francis Heaulme wurde am 25. Februar 1959 in der französischen Stadt Metz (Hauptstadt des Départements Moselle, Region Grand Est) geboren und wuchs in Briey en Meurthe-et-Moselle auf.
Sein Vater Marcel war ein alkoholkranker Elektriker mit starkem elsässer Akzent, der seinen Lohn bei Pferderennen verwettete, als wankelmütig und gewalttätig galt und seine Familie misshandelte. Allen voran Francis.
Seine Mutter Nicole (geb. Houillon) war für den Jungen eine "Heilige" und mit seiner sechs Jahre jüngeren Schwester Christine verstand sich Francis ebenfalls sehr gut, da die beiden sehr oft sich selbst überlassen wurden und gemeinsam ihren Alltag meistern mussten.
Francis war in seiner Umgebung als "Felix the Cat" bekannt, weil er mehrfach Katzenfutter in Dosen statt Konserven kaufte und verzehrte. Viele Leute nannten den Jungen sogar "Felix", weil sie dachten, dass das sein richtiger Name sei.

Francis Heaulme ist am seltenen Klinefelter-Syndrom erkrankt und leidet sehr unter den physischen und psychischen Merkmalen dieses Gen-Defektes. Aufgrund seiner femininen Erscheinung (bei einer Körpergröße von 1,90 m) und der unterdurchschnittlichen Intelligenz und Entwicklung, war Francis fortwährend den Sticheleien und Schlägen seines Vaters ausgesetzt. Mit fatalen Auswirkungen: der Junge wurde bereits als Teenager stark alkoholabhängig, galt als unausgeglichen und begann eines Tages Tiere bei lebendigem Leib zu vergraben oder deren Körper mit zerbrochenen Flaschen zu zerschneiden.
In späteren Jahren wurde Heaulme aufgrund seiner psychischen Störungen vom Militärdienst befreit, entdeckte als 20-Jähriger seine Leidenschaft für den Radsport und kaufte sich sogar eine entsprechende Ausrüstung, denn eine KFZ-Führerscheinprüfung konnte er nie bestehen.

Als am 16. Oktober 1984 Heaulme's Mutter ihrem Krebsleiden erlag, rastete er aus und versuchte mehrmals sich das Leben zu nehmen. Da die Mutter am selben Tag verstarb wie der kleine Grégory Villemin († 4), sammelte Heaulme Zeitungsausschnitte über den Mordfall aus Lépanges-sur-Vologne und geriet dadurch später sogar kurzzeitig ins Fadenkreuz der dortigen Ermittler.


► Die Morde

Seinen ersten Mord beging Francis Heaulme am 5. November 1984, drei Wochen nach dem Tod seiner Mutter im Alter von 25 Jahren und mithilfe seines Komplizen Joseph Molins. Das Opfer: die 17-jährige Lyonnelle Gineste, Auszubildende in einer Bäckerei, "weil sie mit ihren schwarzen Strumpfhosen aussah wie eine Hure".

Im Jahr 1986, der Vater hatte inzwischen eine neue Freundin, die Schwester geheiratet und Francis aufgrund seiner Alkoholsucht seinen Arbeitsplatz verloren, zog der 27-Jährige zu seiner Großmutter nach Vaux nahe Montigny-lès-Metz, wo am 28. September 1986 die beiden 8-jährigen Jungen Cyril Beining und Alexandre Beckrich mit einem Stein erschlagen aufgefunden wurden. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Heaulme bereits als Hilfsarbeiter bei der Firma CTBE, deren Sitz sich nur 400 Meter vom Fundort der beiden Leichen befand. Er gab sogar zu, die beiden Knaben gesehen zu haben, erzählte, wie sie ihn - während er mit dem Rad fuhr - mit Steinen beworfen hätten und beschrieb bis ins Detail die Szenerie, als er deren Leichen fand. Trotz der Indizien konnte Heaulme keine Tat- bzw. Tatbeteiligung nachgewiesen werden und nachdem der Fall eine zeitlang ungelöst blieb, wurde 1989 der damals 16-jährige Nachbar der Jungen Patrick Dils als Doppelmörder verurteilt, aber nach 15 Jahren Haft wegen erwiesener Unschuld wieder freigelassen.

Im Dezember 1986, Heaulme hielt sich mit zwei Freunden inzwischen im Entgiftungszentrum in Maizeroy bei Metz auf, tötete er zusammen mit seinem Komplizen Philippe Elivon die 26-jährige Anhalterin Annick Maurice.

Dann, ab 1987, bereiste Heaulme schließlich Frankreich zu Fuß, per Anhalter, Ticketlos mit der Bahn und mit dem Rad und begab sich dabei immer wieder in psychiatrische Einrichtungen oder Entgiftungszentren. Sein karges Einkommen, dass er durch Gelegenheitsjobs als Mauerer oder durch den Verkauf von Schrott erwirtschaftete, verbrauchte er für Alkohol oder Beruhigungsmittel, oft auch für Cocktails aus beidem.
Innerhalb von acht Jahren durchquerte Heaume auf diese Weise 37 Départements und konnte auf seinem Weg weitere Komplizen für seine Taten für sich gewinnen. Sogar den Cousin eines der Opfer. Manche seiner Morde gestand er sogar medizinischem Personal, das ihm zunächst nicht glaubte und sich später mit Verweis auf die Schweigepflicht rechtfertigte, nicht die Polizei informiert zu haben. Heaulme tötete mit unfassbarer Grausamkeit und Brutalität. Eine Leiche wies 84 Messerstiche auf, einer anderen wurde von hinten die Kehle durchgeschnitten. Mehrere Stiche gingen präzise in lebenswichtige Organe und es schien, als nehme die Mordserie kein Ende, weil der oder die Täter nicht gefasst werden konnten.

• Die Opfer (bewiesen)
FotoNameAlterTattagGefunden amTatortKomplize
BildLyonelle Gineste175. November 19846. November 1984MontauvilleJoseph Molins
BildAnnick Maurice2629. Dezember 198627. April 1987OgyPhilippe Elivon
-
-
Georgette Manesse
Ghislaine Ponsard
86
61
22. Juni 198822. Juni 1988Charleville-Mézières-
BildJoris Viville95. April 198922. April 1989Port-Grimaud?
BildAline Pérès4914. Mai 198914. Mai 1989Le Relecq-Kerhuon-
BildSylvie Rossi3018. Juli 198919. Juli 1989Villers-Allerand-
BildLaurence Guillaume147. Mai 19918. Mai 1991in der Nähe von MetzMichel Guillaume
-Jean Rémy655. Januar 19925. Januar 1992Boulogne-sur-Mer-

► Verhaftung/ Verurteilung

Nach dem Mord an einer 44-jährigen Krankenschwester geriet Francis Heaulme unter Verdacht und wurde vom französische Ermittler Jean-François Abgrall als Zeuge vernommen.
Die Frau wurde an einem öffentlichen Strand von hinten attackiert - am helllichten Tag. Ihr wurde dabei u.a. die Kehle durchgeschnitten. Heaulme hielt sich damals in der nahegelegenen Klinik auf, die Patienten von dort wurden öfter an dem eher spärlich besuchten Strandabschnitt gesehen, an dem die Krankenschwester starb. Heaulme beschrieb dem Ermittler gegenüber, wie man einen Menschen tötet - und die Beschreibung deckte sich haargenau mit der Tat, obwohl keine Infos darüber in der Presse zu lesen waren. Den Mord aber stritt er ab. Beweise fanden sich nicht. Abgrall musste ihn laufen lassen.

Doch der Polizist blieb - auch gegen die Befehle seines Vorgesetzten - jahrelang an Heaulme dran, recherchierte in anderen ungelösten Mordfällen und meinte, ein Muster, eine Handschrift zu erkennen. An den Tatorten wurden jedoch nie entscheidende Spuren, geschweige denn DNA-Material gefunden. Heaulme bewegte sich ständig, mordete fast in ganz Frankreich. Nie hatte er erkennbare Motive. Die Opfer kannte er alle nur kurz.

Erst am 7. Januar 1992 entlockte Ermittler Abgrall Heaulme im elsässischen Bischwiller ein Geständnis und konnte ihn schließlich verhaften. Bis dahin hatte dieser mindestens drei weitere Menschen getötet.

Während der Prozesse zwischen den Jahren 1994 und 2004 wurde Francis Heaulme zu mindestens 150 Jahren Haft verurteilt, die er derzeit in einem Hochsicherheitsgefängnis verbüßt.


► Erneuter Prozess

Bild nicht mehr vorhandenDie beiden 8-jährigen Opfer Alexandre Beckrich (l.) und Cyril Beining wurden im September 1986 mit zertrümmerten Schädeln aufgefunden

Seit dem 24. April 2017 läuft ein neuer Prozess gegen Heaulme. Die Staatswanwaltschaft will ihm den ungeklärten Mord an den beiden Jungen aus Metz nachweisen, für den jahrelang ein wohl Unschuldiger in Haft saß. Auch Heaulmes Aussagen gegenüber Abgrall haben ihn mit dem Doppelmord in Verbindung gebracht. Zum Tatzeitpunkt war er demnach vor Ort, berichtete dem Ermittler davon, dass ihn die Jungen mit Steinen beworfen hätten. Ein Zeuge will ihn dort blutverschmiert gesehen haben. Er sei mit dem Fahrrad gestürzt, sagte Heaulme. Die Tat selbst streitet er entschieden ab. Rund 100 Zeugen sollen in dem Mammutprozess befragt werden. Ob es restlose Aufklärung geben wird, ist aber unklar. Die Beweismittel wurden 1995 zerstört, da man davon ausging, dass der Täter ja bereits verurteilt sei.
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Francis Heaulme

#2

Ungelesener Beitrag von Jenny G. » Di, 2. Mai. 2017, 12:51

Ja, den Fall kenne ich. Ich bin auf ihn aufmerksam geworden durch den Spielfilm Im Kopf des Mörders von 2004.
Ein ganz seltsamer Fall, da Heaulme auch alle Fälle durcheinander brachte. Und Abgrall hatte schwer zu kämpfen, da ihm keiner seine Serienmörder-Theorie über Heaulme glaubte. Am Ende waren Heaulme und Abgrall fast schon sowas wie Freunde, bzw. Heaulme bezeichnetet Abgrall als Freund, glaube ich. Abgrall hat auch ein Buch über diesen Fall und seine Arbeit geschrieben Inside the Mind of a Killer.

@salva: Wo hast Du die ganzen dt. Texte und Infos her? Ich hatte damals auch schon recherchiert, aber eben nur französische Berichte erhalten. Naja, meine Recherche ist halt auch schon bestimmt 10 Jahre her :wink_face: .
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Francis Heaulme

#3

Ungelesener Beitrag von Salva » Di, 2. Mai. 2017, 19:14

Jenny G. hat geschrieben:Ja, den Fall kenne ich.
Warum wundert mich das jetzt nicht? :blush:

Abgrall musste gegen seinen eigenen Apparat kämpfen. Die wollten, dass er die Ermittlungen hins. seiner SK-Theorie einstellt, blieb aber zum Glück am Ball :like:
Jenny G. hat geschrieben:Wo hast Du die ganzen dt. Texte und Infos her? Ich hatte damals auch schon recherchiert, aber eben nur französische Berichte erhalten.
Die Quellen findest du oben in der Übersichtstabelle, die französischen Texte habe ich - so gut es irgend geht - übersetzt.
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Francis Heaulme

#4

Ungelesener Beitrag von Jenny G. » Di, 2. Mai. 2017, 21:20

Warum wundert mich das jetzt nicht?
Keine Ahnung :grin: . Aber mal ehrlich, es gibt tatsächlich noch Serienmörder die ich nicht kenne. :ups:
Die Quellen findest du oben in der Übersichtstabelle, die französischen Texte habe ich - so gut es irgend geht - übersetzt.
Wow.. Du hast das aus dem Französischem übersetzt? Alle Achtung :wink_face:
Ich weiß noch was ich fürn Schaff' hatte Dean Corll und Donald Gaskins aus dem engl. zu übersetzen. Aber ich glaube es hat sich gelohnt. Aber an eine franz. Übersetzung würde ich mich nicht rantrauen, auch wenn ich franz. in der Schule hatte, aber das war's dann auch. Ist auch lange her. :thinking: :)
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